Schöner Wohnen
Der perfekte Traum. Ein Versprechen, das verlockend wirbt. Eine sinnliche Sprache, die verführerisch wirkt. Wir betreten das Paradies auf Erden. Hier und heute. Diese Sehnsucht erfüllt das „DORF DER UNBEGRENZTEN MÖGLICHKEITEN“. Im vornehmen Berliner Vorort Dahlem gedeiht auf einem ehemaligen US-Militärgelände ein neuer Paradiesgarten, genannt Dahlem Urban Village. Die Marketing-Profis des Investors steigern sich bei ihren Konzepten in schöpferische Höhen: „Zu Hause ist kein Ort, sondern ein Gefühl“. Auf der Website plätschert sphärische Wellness-Musik.
So fröhlich friedvoll eingestimmt geht es in die Vollen: „In FÜNF MORGEN gehört es zum Alltag, den Alltag zu vergessen. Denn alle Annehmlichkeiten des Lebens findet der Bewohner vor Ort: Menschen unterschiedlichsten Alters, die das Leben reicher und vielfältiger machen, selektierte hochwertige Einkaufsmöglichkeiten, einen Wald und naturnahen See zum Verweilen und Durchatmen.“
Die neuen Villen und Apartments sind großzügig, repräsentativ, ökologisch und mit „unverbaubarem Blick“ auf einen künstlichen Teich ausgestattet, „individuell der märkischen Seenlandschaft nachempfunden“. Über die Eintrittskosten ins Paradies soll an dieser Stelle nicht kleinlich Zeit verloren werden. Es handelt sich um ein Objekt im hochpreisigen Segment. Träume haben ihren Preis.
Ungelegen nur, dass in unmittelbarer Nachbarschaft seit langem das Kinder- und Jugendzentrum „M“ seine Heimat und Spielstätten hat. Doch für jedes Problem gibt es eine Lösung. Ruhe ist ein wirkliches Anliegen im neuen Dahlem Urban Village. Da sich die Spielplätze nicht wegklagen ließen, errichtete man eine Lärmschutzwand von doppelter Höhe der einstigen Berliner Mauer. Vorbildlich ökologisch natürlich. Das Mauerwerk könne „beidseitig extensiv begrünt“ werden. Es bestehe durchaus die Möglichkeit, dekorativ Kletterpflanzen ranken zu lassen.
So ist das neue Paradies vorbildlich und bestens geschützt. Vor Lärm, neugierigen Blicken und Bällen, die möglicherweise in den Paradies-Vorgarten fliegen könnten. Der Nachwuchs aus dem benachbarten Jugendzentrum kann zugleich Ziele für die eigene Zukunft entwickeln. Für ein Leben im Urban Village, das nicht weniger verspricht als: »Es sind deine Träume und Wünsche, für die wir das geschaffen haben. Jetzt bist du an der Reihe, um es mit Leben zu füllen.«
Das zuständige Amt hat übrigens nicht dementieren lassen, dass die fünf Meter hohe Berliner Anti-Lärm-Mauer im vorauseilenden Gehorsam errichtet worden ist. Man wollte offenbar den Investor der „Schönen Neuen Welt“ nicht verschrecken. Während der Kinderschutzbund nörgelnd von einem „Skandal“ spricht, heißt es nun unbeschwert hinter schützenden Mauern: „Treten Sie ein, in das Dorf der unbegrenzten Möglichkeiten.“