Deutschland 1945 – Bis zum letzten Atemzug
Mit dem Scheitern der letzten deutschen Großoffensive in den Ardennen im Januar 1945 war der von Deutschland sechs Jahre zuvor begonnene Krieg für alle unwiderruflich verloren. Doch anstatt zu kapitulieren, setzte Hitler den Krieg fort – „bis zum letzten Blutstropfen“. Den Tod von unschuldigen Menschen und die totale Zerstörung des eigenen Landes nahm sein Regime bewusst in Kauf.
Im schwäbischen Brettheim nahe der Kreisstadt Crailsheim wollten Anfang April 1945 Hitlerjungen ihr Dorf gegen die herannahende US-Armee verteidigen. Der Bauer Friedrich Hanselmann entwaffnete die vier Jungs, schickte sie nach Hause und warf die Schießeisen in den Teich. Die Tat wurde verraten und Hanselmann vor das Standgericht gestellt. Als sich NSDAP-Ortsgruppenleiter Wolfmeyer und Ortsbürgermeister Leonhard Gagstetter weigerten das Todesurteil zu unterzeichnen, rastete SS-General Max Simon völlig aus.
Wütend ließ der SS-Mann den Bauern und die beiden Beisitzer wegen „Wehrkraftzersetzung“ an einer Linde aufknüpfen. Tagelang baumelten ihre Leichname am Zugang zum Friedhof von Brettheim. Die SS hatte den Männern Schilder umgehängt. „Ich bin der Verräter Hanselmann“. Und: „Ich habe mich schützend vor den Verräter gestellt.“
Genau eine Woche später, am 17. April 45 befreiten die Amerikaner Brettheim von der Schreckensherrschaft des Herrn SS-Generalleutnants Simon. Da die Brettheimer nicht kapitulierten und keine weißen Fahnen gehisst hatten, wurde in dem kleinen Dorf bis zuletzt erbittert gekämpft. Das Dorf wurde zu drei Viertel zerstört. Weitere achtzehn Einwohner verloren ihr Leben. Bilder vom Vormarsch der 10. US-Panzer-Division im Raum Crailsheim, aufgenommen am 21. April 1945.
In drei langwierigen Nachkriegsprozessen wurde ein einziger Schuldiger der Tragödie von Brettheim verurteilt. Alle anderen blieben unbehelligt. Der verantwortliche Kommandeur des XIII. SS-Armeekorps und Gerichtsherr Max Simon indes wurde für diese Tat nie verurteilt. Simon hatte es bei Kriegsende sogar noch fertig gebracht, einen Wehrmachtssoldaten fünf Stunden nach der Kapitulation zum Tode zu verurteilen.Er starb 1961 in Lünen, Nordhrein-Westfalen.
Die kleine Ausstellung „Deutschland 1945 – Die letzten Kriegsmonate“ zeigt weitere erschütternde Beispiele vom Untergang des Dritten Reiches, führt vor Augen, wohin Verblendung und Fanatismus führen kann. Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Oktober 2015 in Berlin zu sehen.
Niederkirchnerstraße 8
10963 Berlin-Kreuzberg
Täglich 10 bis 20 Uhr
Eintritt frei