Zurück in die Zukunft
Die Analog-Bewegung ist angeblich da: Buchladen statt Amazon, Bargeld statt Kreditkarten. Lagerfeuer-Gespräche statt Facebook, Brief statt Email, Kino statt Netflix und ach ja – Denken statt Googlen. Das wäre schön und klingt irgendwie nach Retro. Oder nach „BIO“? Na klar. Es ist das identische Modell wie im Bio-Business. Apfelsaft naturtrüb statt Aldi-Tüte aus dem Regal. Möhre statt Milky Way.
Wie viel analog und wie viel am Tag digital lebt der moderne Mittelstandsmensch? Die Zahlen sind eindeutig: Twitter, Facebook, Instagram oder Periscope dominieren den Alltag und steigern den Blutdruck. Rein, raus, der nächste Tweed. Dagegen ist das Netz fast schon old-fashioned. Und dennoch: Bei Google lernt man am wenigsten. Das Angeklickte wird postwendend und genauso schnell wieder vergessen. Ohne eigenes Vor-Wissen macht Google wenig Sinn. Denn Lernen ist wie eine Kerze anzünden. Der Docht ist entscheidend. Unser Docht beim Lernen ist die Neugierde.
Auch Multi-Tasking geht nur bedingt. Der Mensch kann keine parallelen Bedeutungsstränge zeitgleich verfolgen. Mitarbeiter von Google und Amazon schicken daher ihre Kinder in Silicon Valley auf eine computerlose Walldorf-Schule. Warum? „Paddeln macht schlauer als Smartphone“, sagt ein Manager. Wer dattelt, lernt weniger, erhöht sein Angstniveau, fördert Versagensängste, so eine aktuelle US-Studie von 2015. Handys machen Stress, verhindern Lernerfolge.
Die linke Gehirnhälfte steuert unsere Sprache und Emotionsverhalten. Je mehr wir diese Seite mobilisieren, desto mehr können wir lernen. Wie war das mit dem aufrechten Gang? Und: Wie lernt man das Laufen? Von Fall zu Fall.