Petite Fleur
Mina. Eine kleine Blume. Zart. Rosig. Unbekümmert. Hilfsbedürftig. Niedlich. Neu auf dieser Welt. Ein zerbrechliches Geschöpf. Die Augen geschlossen. Sanft heben sich die Nasenflügel. Der Mund leicht geöffnet. Ein kleines Menschenkind. Eines von über sieben Milliarden auf dieser Erde. Und doch ein Wunder der Natur. Immer wieder, immer anders und doch so herrlich einzigartig.
Mina wird in einer Stadt aufwachsen mit Häusern, die bis in den Himmel ragen. Mit Straßen, Plätzen, Überführungen, Bürotürmen, Einkaufszentren und Tunneln, in denen es von früh bis spät wie in einem Ameisenhaufen wimmelt. Die kleine Biene Mina ist eine Prinzessin, die in Hongkong das Licht der Welt in Form einer LED-Lampe erblickt hat. Ihre winzigen Fußabdrücke hat sie bereits nach wenigen Minuten Menschsein hinterlassen. Einmal rechts, einmal links. Zack – auf die Registrierungskarte. Mina wurde gemessen und gewogen und an die glücklichen Eltern zurückgegeben.
Die Kette des Lebens hat sich um ein Glied verlängert. Gewiss, das ist höchstens ein Wimpernschlag in der Erdengeschichte. Aber einer, der mich berührt. Mina ist unsere erste Enkelin. Ich bin nun offiziell Großvater, Opa und wieder Kinderwagenberechtigt. Wenn auch nur für Stunden und als Aushilfskraft. Auf in die ferne große Stadt am anderen Ende der Welt.
Mina ist ein Maienkind. Deshalb widme ich ihr ein Frühlingsgedicht von Heinrich Heine. Dem alten genialen Lästermaul vom Rhein. Aber auch dieser Zyniker und scharfzüngige Obrigkeitsspötter konnte in manchen Momenten so wunderbar sentimental sein. Momente, wie sie die Geburt einer kleinen neuen Menschenhoffnung bedeuten. Heine für Mina.
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.
Meine allerherzlichsten Glückwünsche. Mina klingt wunderschön. Ich freue mich sehr.