Umsonst und üppig

Es ist heiß. Wie in einer dampfenden Waschküche. Das Thermometer zeigt auch abends noch 32 Grad. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei über 90 Prozent. Nach wenigen Minuten ist das Hemd klatschnass. Jeder Schritt fällt schwer. Neun Damen scheint die Hitze der Hongkonger Nächte wenig anzuhaben. Sie sind nackt, bewegen sich nicht, ruhen oder posieren voller Gelassenheit. Schaut her, egal was passiert, das Leben ist schön. Nehmt die Widrigkeiten nicht zu ernst. Wie Schönheitsstatuen aus der Renaissance-Ära trotzen die starken Frauen dem Zeitgeist.

Fernando Botero feiert Premiere in China. Der kolumbianische Bildhauer zeigt seine Skulpturen und Werke in Peking, Shanghai und zum ersten Mal in Hongkong. „Meine Arbeit spricht eine universale Sprache“, schreibt Botero über seine erste öffentliche Ausstellung im wuseligen Hongkong direkt an der Waterfront. Er sei stolz, den sieben Millionen Hongkonger mit seinen Werken Anschauung, Abwechslung und Freude vermitteln zu dürfen.

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Fernando Botero in Hongkong.

 

Aufmunterung können die Bewohner der Sonderverwaltungszone derzeit gut gebrauchen. Die Stimmung ist schlecht. Jedenfalls den Umfragen nach. 42% der Hongkonger würden wegziehen, wenn sie es könnten. In Shanghai sind es nur 17%. Und zwei von drei Bürger Hongkongs (66%) meinen, ihre Stadt sei kein guter Ort für Kinder, um hier aufzuwachsen. Nur 17% der Shanghaier sind der gleichen Meinung.

Was ist los in der einst quirligsten Metropole des asiatischen Finanzkapitalismus? Düstere Endzeitstimmung? Die pure Angst vor der Übernahme durch die Volksrepubik China, die 2047 endgültig vollzogen wird? Von wegen. Die Menschen sind unzufrieden mit ihrer Stadtregierung, mit exorbitant hohen Wohnkosten und explodierenden Ausgaben für Bildung. Wohnen und Kinder sind Luxus. Hongkong hat weltweit mit die höchsten Ausbildungskosten für junge Menschen. Ein Kind kostet im Jahr 16.182 $, wenn es in Hongkong auf eine höhere Schule geht oder studieren will. Zum Vergleich: der weltweite Satz für einen Uni-Platz liegt im Durchschnitt bei 7.631 $.

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Neun Skulpturen sind an der Waterfront zu sehen. Bis 14. August 2016.

 

Wenigstens Boteros Damen im Zentrum der teuren Stadt machen eine löbliche Ausnahme. Sie sind kostenlos zu bewundern und zwar noch bis zum 14. August 2016.

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