„Freude durch Arbeit“

Eine große Mehrheit der Deutschen gibt an, gerne zu arbeiten.  88% erklären in Umfragen, Arbeit macht Spaß. Das ist weltweit Spitze. Typisch deutsch? – Typisch Luther! Da ist es das Mönchlein, das vor fünfhundert Jahren den Grundstein legte, Arbeit sei keine Strafe sondern sinnerfülltes Tun. Aus Beruf machte er Berufung, aus Musik eine höhere Mission. Die Folgen beschäftigen uns bis heute: Protestanten haben ein höheres Bildungsniveau als Katholiken. Am Ende des Tages klingelt es bei ihnen im Durchschnitt mehr im Portemonnaie. Zufall? Nein, sagen Luther-Experten. Das sei sein Erbe.

 

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Luthers Zeitgenosse Hieronymus Bosch machte sich ein eigenes Bild seiner Zeit. Hier: „Kreuztragung Christi“. etwa 1510-1535. Museum der schönen Künste Gent. Hiernoymus Bosch oder Nachahmer.

 

Martin Luther war ein Kraftmensch. Und ein Workaholic. Das Neue Testament übersetzte er in wenigen Monaten. Dabei plagte ihn eine 25-jährige Krankengeschichte. Der Darm quälte ihn – der Teufel auch. Ständig musste der Gotteskrieger Diät halten. Aber er konnte nicht stillsitzen. Seinen Arbeitseifer pflanzte er in die deutsche DNA. Heute macht der Durchschnittsdeutsche nicht nur die meisten Überstunden im Weltmaßstab. Nach wie vor opfert er zusätzlich seine freie Zeit in Bürgerinitiativen oder für Fußballvereine und im Schrebergarten.

 

Die angesehensten Berufe stellen in Deutschland keineswegs Ärzte, Professoren oder Ingenieure. Ganz oben im Sozialranking  stehen Feuerwehrleute, Altenpfleger und Krankenschwester. Auf Platz sechs der Rangliste folgt der Müllmann, erst mit großem Abstand folgen Wissenschaftler, Politiker oder Journalisten. Luther hat das Aufopfern für eine Sache übrigens genau salonfähig gemacht wie den Antisemitismus. „Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding.“

 

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So sah Hieronymus Bosch den „Aufstieg in das himmliche Paradies“. Zu Luthers Zeiten enschied der Geldbeutel über die besten Plätze.

 

Ab jetzt möchte die Evangelische Kirche 500 Jahre Luther ganz groß feiern. Manche träumen von einer zweiten Reformation. Dazu mobilisiert sie im Atheisten- Eintopf- und Besorgte-Bürger-Land alle Kräfte. „Ich und Luther – Am Anfang war das Wort“ lautet die PR-Aktion. Ob Seelen zurück-gewonnen werden, steht auf einem anderen Blatt. Die Auftaktveranstaltungen waren mit Politikern und Würdenträgern gut gefüllt, aber die Kirchen bleiben sonntags weiter leer. Auch die Amtskirche leidet unter der Vertrauenskrise wie alle Institutionen ob Parteien, Banken oder Medien. Der Versuch eines Comebacks, einer einer zweiten Reformation hat gerade begonnen. Ausgang völlig offen.

Zum Lutherjahr erscheint eine Flut an Biografien. Ein erster Einstieg bei Willi Winkler. Luther – ein deutscher Rebell Rowohlt.

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