Die Frau am Bass

Das neue Jahr fängt ja gut an. Mit einer Bassistin, die mit Dreißig vielen Rock und Jazz-Größen fulminanten Halt gibt. Die Dame heißt Tal Wilkenfeld, lebt in New York, kommt eigentlich von Down Under, vom anderen Ende der Welt. Sie begeistert immer mehr Fans. Vor kurzem hat sie ihr zweites eigenes Album vorgelegt. Es heißt Corner Painter. Die Bass-Lady aus Sidney ist eine Entdeckung wert.

 

 

Mit sechzehn warf sie die Schule hin, zog nach New York. Sie wollte Gitarristin werden, mit siebzehn stieg sie auf den E-Bass um. Mit Ausdauer, Talent und unbändiger Energie spielte sich Tal in die erste Liga der Jazz-Szene. Bereits mit 21 begleitete sie Chick Corea. Bald folgten Lee Ritenour oder Herbie Hancock beim Jazzfest in Montreux. Pop-Legenden wie Eric Clapton, Jackson Brown und vor allem Jeff Beck verhalfen der kleinen Bassistin zu Auftritten vor dem ganz großen Publikum. Tal steht in der Tradition von Jaco Pastorius oder Marcus Miller.

 

 

Es macht Spaß, ihren musikalischen Weg zu verfolgen. „Die australische Bass-Sensation“, schrieb der Rezensent der Washington Post. Der Kritiker war völlig aus dem Häuschen. Man müsse sie unbedingt kennenlernen, hieß es, als sie 2016 im Vorprogramm von Pete Townsends The Who auftrat. Leider stehen derzeit keine Konzerte in Europa an. Tal Wilkenfeld macht sich eher rar.

 

 

Der Berufsstand der Bassisten gilt allgemein als ein stiller, introvertierter und sehr zurückgezogener. Viel zu oft unterschätzt, sorgen die Männer und Frauen am Bass mit viel Gefühl und mächtig Hornhaut auf den Fingerkuppen für den optimalen Sound. Tal Wilkenfeld gehört dazu. Sie zählt nicht zu den Windmachern der Branche. Sie versucht keineswegs mit der Luftpumpe den Wind zu drehen. Interviews und Talk Shows sind nicht ihre Sache. Aber ihr Bass wärmt das Herz.

1 comment

  • Michael Allers

    Schön, dass noch jemand diese begnadete Bassistin bebloggt, die wohl leider in die Kategorie „musicians‘ musician“ fällt.
    Sie ist nicht nur eine Weltklasse-Musikerin, sondern – soweit man das per YouTube und Facebook beurteilen kann – ein ganz wunderbarer Mensch mit einem goldigen Humor und m.E. durchaus nicht schüchtern. Sie kann sich allerdings jederzeit zurücknehmen, wenn es erforderlich ist, und auch das macht ihre Klasse aus.
    Nur bei „… vielen Rock und Jazz-Größen fulminanten Halt gibt“ ist vielleicht eher das Imperfekt angebracht. Bei allem, was ich von ihrem zweiten Album und jüngsten Live-Konzerten gehört habe, entsteht der Eindruck, dass sie sich auf dem Bass nicht einmal selbst Halt gibt. Ich schreib’s nicht gerne, weil ich sie eigentlich bewundere, aber ihre jüngste Entwicklung gefällt mir ganz und gar nicht.

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