Donalds Schutzwall
Das Bollwerk soll „eine ästhetische Anmutung“ erzielen, zumindest auf US-Seite. Die Mauer muss eine Mindesthöhe von sechs bis neun Metern erreichen. Die Konstruktion soll „Vorschlaghämmern, Wagenhebern, Pickel, Meißel und batteriebetriebenen Schneidewerkzeugen“ widerstehen. So die Ausschreibung der US-Heimatschutzbehörde für einen Mega-Auftrag. Fast 700 Firmen haben sich beworben, um Donald Trumps Monument aus Beton, Stahl und/oder Stacheldraht zu realisieren. Kosten: bis zu 38 Milliarden Dollar. Sie soll „schön“ werden die Mauer – zwischen den USA und Mexiko.
Die Bewerbungsfrist ist mittlerweile abgelaufen. Auch deutsche Firmen sollen sich mit Hilfe ihrer US-Tochterfirmen an diesem Jahrhundertprojekt heimlich beteiligt haben, darunter der bayrische Baukonzern Bauer AG, der Bauriese Hochtief und der Baustoffkonzern HeidelbergCement. Offiziell wird eine mögliche Mitarbeit an der Trump-Mauer dementiert. Eine hochspezialisierte ostdeutsche Firma konnte sich übrigens nicht mehr melden. Der DDR-Mauer-Lieferant VEB Baustoffkombinat Neubrandenburg ist 2004 in Konkurs gegangen.
Die Neubrandenburger waren in Europa Marktführer für Mauerelemente. Das fleißige Kombinat hatte im mecklenburgischen Malchin zuverlässig viele Tausend Betonsegmente für die Berliner Mauer gefertigt. UL 12.41S war die Katalogbezeichnung für ein 3,60 Meter hohes und 1,20 Meter breites, L-förmiges Stützwandelement. Das „S“ stand für „Sonderelement mit Kopfstück“. Anfang November 1989 endete abrupt die Auftragslage. Die Mauer war überflüssig geworden.
Nun sind die ersten Entwürfe für Donalds Schutzwall veröffentlicht werden. Die Ideen für den dreitausend Kilometer langen Wüstenwall reichen vom Hochsicherheits-Maschendrahtzaun über bunt bemalte Betonwürfel bis zu tiefen Gräben, die mit Atommüll gefüllt werden sollen. Trumps Mega-Projekt entspricht der Größenordnung der Chinesischen Mauer. Ein Entwurf lehnt sich sogar eng an das chinesische Vorbild an. Aus einer später begeh- und befahrbaren Mauer soll eine Touristenattraktion werden. So könnte die Trump-Mauer aussehen. Hier einige Entwürfe.
Bei der federführenden US-Heimatschutzbehörde gingen auch überraschende Alternativen ein. Eine Gruppe aus US-amerikanischen und mexikanischen Architekten setzte sich über alle Vorgaben „einer neun Meter hohen schönen Mauer“ hinweg. Das „Made Collective“ entwarf eine elegante Trasse für eine Magnetschwebebahn. Ein modernes Bauwerk, das verbindet und nicht trennt. Die drei Meter sechzig hohe Berliner Mauer übrigens stand – unterm Strich – genau 10.315 Tage und keinen Tag länger. Das war auch gut so, meinte der damals amtierende US-Präsident George Bush.