Der Schladi geht um

Alltag in einem Amt der Hauptstadt. Könnte auch woanders sein. Dienstag sind verlängerte Öffnungszeiten. Das ist im Behördenjargon der Schladi = der „Scheiß Lange Dienstag“. Gegen solche Zumutungen hilft nach Aussagen der zusammengesparten Mitarbeiterschaft nur die „Kuchenpause“. Sonst fällt der Zuckerspiegel, droht ein Burn-Out und am Ende geht gar nichts mehr. Ausweise verlängern? Auto ummelden? Hochzeit festlegen? Dafür braucht es viel Geduld und einen langen Atem. Ganz Berlin ist eine BER-Baustelle, die nie fertig wird. Ready to take off … für die nächste Verschiebung.

 

Herausforderungen sind das Salz in der Suppe des täglichen Betriebsablaufes. (Gesehen am Markt in Wroclaw/Breslau)

 

Wie wäre es mit dem Neubau einer Schule? Bildung ist wichtig, sagen alle. Kinder werden wieder in die Welt gesetzt, wie wir erfreut verzeichnen. Wer also bauen will, kann folgende Herausforderungen fest einplanen. Zunächst gilt es eine neue zentrale Aufgabenstellung mit zu definierenden Prioritäten, nachhaltiger Bürgerbeteiligung und unter Berücksichtigung geschlechtsneutraler sowie EU-weiter Ausschreibungskriterien festzulegen. Dann folgen Risikofaktoren wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter bei notwendiger Anhörung und Zustimmung der Personalräte.

 

Aufgaben und Zielstellung sind in eine geordnete Abfolge zu bringen. (Gesehen in St. Petri-Kirche Lübeck „Double Act“)

 

Beginnen wir das Werk: 1) Bauherr definiert Bedarf, 2) Mittel werden beantragt, 3) Testat wird erstellt, 4) Senat für Finanzen verabschiedet Investitionsplan, 5) Anmeldung durch Bezirk, 6) Senatsbeschluss, 7) Erarbeitung Bedarfsprogramm, 8) Genehmigung Bedarfsprogramm, 9) Vergabeverfahren, 10) Auswahlentscheidung, 11) Vorplanungsunterlagen (VPU) werden erarbeitet, 12)  VPU werden genehmigt, 13) Veranschlagung im Haushalt, 14) Bauplanungsunterlage (BPU) wird erarbeitet, 15) BPU wird genehmigt, 16) Ausführungsplanung, 17) Ausschreibungscheck, 18) Baubeginn, 19) Fertigstellung, 20) Einweihung der Bildungsstätte durch Senat, Bezirk, Integrations- und Gleichstellungsbeauftragte. 21) Verteilung von Schultüten.

 

Eine Momentaufnahme vom stillgelegten Flughafen Tempelhof.

 

Im konkreten Fall nahm dieser Ablauf gerade einmal acht Jahre in Anspruch. Das ist durchaus sportlich zu nennen. Der Flughafen BER strebt möglicherweise, vielleicht oder vielleicht auch nicht im sechzehnten Jahr seiner Planung, Genehmigung und Ausführung (genauer Ablauf siehe einen Absatz weiter oben) der Vollendung entgegen. Merke: Den Bürokratismus in seinem Lauf, halten weder Ordnungsamt noch Schladi auf.

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