Der Lamborghini des Papstes
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Der Sportwagenhersteller Lamborghini wollte Papst Franziskus eine große Freude machen. Ganz nebenbei noch einen gewissen PR-Effekt erzielen und das eigene Image aufpolieren. Der italienischen Autobauer überreichte daher in diesen Tagen dem obersten Kirchenvertreter eine funkelnagelneue schneeweiße Extraanfertigung des Hurucan. Wert: gut 183.000 Euro. Franziskus segnete und signierte die vierrädrige Rakete mit Straßenzulassung. Das könnte für weitere Wertsteigerungen sorgen. Nur: Was soll der Papst mit einem 325 Kilometer schnellen Zweisitzer anfangen? An den Gläubigen vorbeiheizen?
Keine Frage: Viele Vorsteher und Chefs nichtkirchlicher Organisationen können sich jederzeit mehrere Lamborghinis leisten. Die Explosion ihrer Gehälter und Provisionen hat längst die Beschleunigungswerte des 610-PS-Boliden Hurucan übertroffen. In Interviews reden sie von Moral. Im Alltag treiben sie Rendite und das eigene Konto stetig nach oben. Der Lamborghini-Effekt.
„Mich treibt nicht das Geld. Mir ist wichtig, was die Menschen einmal über meine Amtszeit sagen.“ Joe Kaeser (*1957). Vorstandsvorsitzender der Siemens AG seit 2013.
Was nun, Joe Kaeser von Siemens? Der Vorstandschef verkündete im Zeichen eines Rekordgewinns von 6.1 Milliarden Euro einen massiven Arbeitsplatzabbau. Kaeser will weltweit 6.900 Arbeitsplätze streichen, die Hälfte davon in Deutschland. Seine aktuelle Begründung muss man sich genießerisch auf der Zunge zergehen lassen. Wortlaut Kaeser: „Siemens stellt sich strukturellem Marktwandel und stärkt globale Wettbewerbsfähigkeit“.
Auch Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann könnte eine ganze Flotte Lamborghinis einfach aus seiner Portokasse bezahlen. Winkelman trat seinen Job bei der abgestürzten Fluglinie kurz vor dem Konkurs an. Sein Gehalt in Höhe von 4.5 Millionen Euro mit einer Laufzeit von vier Jahren hatte er sich vorsorglich per Bankgarantie absichern lassen. Während tausende Air-Berliner um ihre Zukunft bangen, wickelte Winkelmann das Unternehmen ab und sorgte vorab für das eigene Wohlbefinden. Gewissensbisse? Von wegen. Den Vorwurf der „Raffke-Mentalität“ wies er empört zurück. Das Gehalt stehe ihm zu. Vorgänger Hartmut Mehdorn habe sogar mehr verdient.
Manager nehmen, was sie kriegen. Ihre Optimierungsqualitäten sind beeindruckend. Goldene Handschläge für Pleiten, Pech und Pannen-Verantwortliche gehören zum Alltag. Egal wo, egal wer. Ob Air Berlin, Siemens, Flughafen BER oder VW.
Wenigstens der Papst zeigt noch Taktgefühl. Der Lamborghini tauge nicht als Papamobil, heißt es. Franziskus nutze lieber Kleinwagen der Marken Fiat, Ford oder Nissan. Der weiße PS-Protz soll nun versteigert werden. Der Erlös gehe an verschiedene Hilfsprojekte. Unter anderem an eine Organisation, die im Exil lebenden Christen aus dem Irak unterstützt. Oder an Opfer sexueller Ausbeutung in Italien. Der Lamborghini des Papstes kann am Ende doch noch für etwas gut sein. Das ist mehr wert als der ganze PR-Rummel oder zynische Manager, die sich für moderne Götter halten.