Wenn der Asphalt glüht…

…und der Aufzug stehen bleibt. Die U-Bahn stoppt. Das Internet schweigt. Alle Lichter verlöschen. Das Wasser aus dem Hahn versiegt. Dann herrscht der Black-Out. In New York, der Mutter der Städte, ist in diesen Sommer dieser Notfall bereits zweimal eingetreten. Die totale Havarie. K.O. in der 12-Millionenstadt, die nichts dringender in ihren Adern braucht als pulsierenden Strom. Einmal gingen in Manhattan die Lichter aus, auch am Time Square. Ein anderes Mal in Brooklyn. Stundenlang. Auch die Berliner kennen das. Manchmal trennen tollkühne Baggerfahrer zielsicher die Zufuhr mit lebensnotwendigem Saft aus der Steckdose, weil sie punktgenau die Hauptleitung lahmlegen.

 

Über den Dächern New Yorks. Cory Henry & The Funk Apostles.

 

In New York sollen die aktuellen Stromausfälle Folge der großen Hitze sein. Wenn der ganze Schlamassel wie in New York bei 115 Fahrenheit passiert, das sind stolze 46 Grad, dann kollabiert eine Stadt. Stillstand. Nur noch Schweiß fließt in Strömen. Der Bürgermeister ruft den Notstand aus. Überleben in Zeiten tropischer Temperaturen und der Stromausfälle. Wir erleben die totale Abhängigkeit von Computergesteuerten Algorithmen. Laptops und Smartphones werden schwarz, wenn sich Funknetze reihenweise abmelden.

Cool bleiben, lautet die Devise. Sobald der Strom wieder fließt, die U-Bahn losrattert und die Klimaanlagen wie gewohnt wieder heiß laufen, kehren alte Bequemlichkeiten zurück. Na siehste! Noch mal gutgegangen. Nur nichts ändern. Immerhin ist es dann wieder möglich, die andere Seite von New York kennenzulernen. Zeit um begnadete Musiker wie Cory Henry zu hören. Pianist, Wunderkind, Tausendsassa auf den Tasten. Begleiter von Größen wie Bruce Springsteen, Marcus Miller und Motor der New Yorker Kultband Snarky Puppy.

 

 

Cory Henry interpretiert auf seine Art Amazing Grace. Dieses Kirchenlied über die „wunderbare Gottes Gnade“ ist Hoffnungs- Trauer- und Trostlied zugleich. Der Legende nach ist seine Entstehung einem Schlüsselerlebnis des Sklavenhändlers John Newton zu verdanken. Der Kapitän geriet im Mai 1748 in schwere Seenot. Nach seiner wunderbaren Rettung schwor er, Sklaven als Menschen zu behandeln. Später gab er seinen Beruf sogar ganz auf, wurde Priester, schrieb den Text zu Amazing Grace und bekämpfte die Sklaverei.

Welches Schlüsselerlebnis brauchen Weltenlenker heute? Welchen SOS-Ruf? Cory Henry zaubert auf den Tasten seines Flügels den Sound nie aufzugeben, diese Welt in Seenot aus schwerem Wasser zu retten. Amazing Grace. Was für eine wunderbare Hymne!

 

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