Elisabeth & Michael Buback. Foto: Heinz Kerber

„Gutes tun“

Keine schlechte Idee. Gutes tun. Noch besser: „Im Verborgenen Gutes tun!“ – Das verheißt eine Imagekampagne des Verfassungsschutzes. Die Geheimdienstler suchen qualifizierten Nachwuchs. Festanstellung, Verdienst, Rente – alles gesichert. Um dann Gutes zu tun. So das Versprechen einer Behörde, die über 3.500 Mitarbeiter und einen Etat von 422 Millionen Euro hat. Zum Vergleich: Den obersten Verfassungsschützern, also dem Bundesverfassungsgericht, der zum Beispiel auch Missstände des Verfassungsschutzes notfalls auszubessern hat, stehen rund 31 Millionen Euro zur Verfügung. Die Personalausstattung: 16 Richter und 64 Mitarbeiter.

 

Werbekampagne. Bundesamt für Verfassungsschutz.

 

Wenn Michael und Elisabeth Buback an die verborgenen Verfassungsschützer denken, wird ihnen wenig wohl ums Herz. Seit vielen Jahren kämpfen die Bubacks um Aufklärung und Wahrheit. Sie wollen wissen: Wer waren die Mörder ihres Vaters? Wer erschoss Siegfried Buback, den Generalbundesanwalt in Karlsruhe? Wer feuerte am 7. April 1977 die tödlichen Schüsse ab – auf ihn und seine beiden Begleiter? Nach über fünfzig Jahren Vertröstungen und Verdrehungen glaubt das Ehepaar aus Göttingen an nichts mehr. Jedenfalls nicht in der Strafsache Buback, erschossen durch RAF-Terroristen.

Was hat das Attentat auf Buback mit dem Verfassungsschutz zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Die RAF feierte die Exekution als großen Erfolg. Tenor: „Der General muss weg!“ Bis heute schweigen die Täter. Staatliche Stellen hingegen mauern oder ducken sich weg. Die Bubacks (ver)zweifeln. Das Einzige was in diesem komplizierten Fall passt, ist der Mantel des Schweigens. Denn es besteht der begründete Verdacht, so die Bubacks, dass die wahre Attentäterin Verena Becker war, eine V-Person des Kölner Verfassungsschutzes. Die Bilanz nach zwei Prozessen. Es wurden die falschen Täter verurteilt. Die Wahrheit blieb auf der Strecke. Nichts wurde geklärt.

 

Siegfried Buback. (1920-1977) Foto: Michael Buback

 

Auch 2020 gibt es mehr Fragen als Antworten.

Wer sind die Mörder von Generalbundesanwalt Siegfried Buback?

Welche Rolle spielten Dienste, V-Leute und V-Mann-Führer?

Warum wurden Beweise/Dokumente/Spuren vernichtet, vertuscht bzw. ignoriert?

Warum besteht so wenig Interesse die Mörder von Generalbundesanwalt Buback zu finden?

Warum wurden in Stammheim nicht beteiligte RAF-Mitglieder verurteilt?

Warum hat der Bundesanwalt im Stuttgarter 2010er Nachfolge-Verena-Becker-Prozess eher die Verteidigerrolle der Angeklagten als die eines Anklägers vertreten, so Michael Buback?

Weshalb wurden Augen- und Belastungszeugen kaum beachtet bzw. die Hauptzeugin des Attentats in der Verhandlung von Stuttgart 2010 regelrecht vorgeführt?

Was waren die Gründe für das milde Urteil wegen Beihilfe für die Tatverdächtige Verena Becker?

Was haben staatliche Stellen aus dem Aufklärungs-Desaster des Buback-Attentats gelernt?

 

Zu Besuch in Göttingen. Seit 2007 versucht der Chemie-Professor Michael Buback die Wahrheit über den Tod seines Vaters und der beiden Begleiter Wolfgang Göbel und Georg Wurster herauszufinden. Foto: Heinz Kerber

 

Für Familie Buback bleibt die Welt aus den Fugen. Für sie geht der Schrecken weiter. Elisabeth Buback, Lehrerin im Ruhestand, sagt, es gehe ihr um „Vertrauen in staatliche Institutionen und um unseren Schutz vor Terrorismus.“ Ihr Mann, der Chemiker Michael Buback, sieht im Ermittlungsvorgehen einen „Verrat“ an seinem Vater und seinen beiden Begleitern „aber auch an allen Bürgern, die eine Aufklärung schwerer Verbrechen erwarten“.

Alles weitere und anderes Verstörendes ist in ihrem neuen 400-Seiten-Buch zu finden. Michael und Elisabeth Buback. „Der General muss weg.“ Osburg Verlag.

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