Über mittelmäßigen Sex

Kaya liebt Rammstein und norwegische Berge. Sie modelt für Gucci und spielt im Mystery-Thriller Thelma eine Studentin. Sie lebt in Oslo, New York und Berlin. Und singt in ihren Liedern: „Ich könnte eine Alge sein und du ein Pilz.“ Ihre Songs sind kleine Kurzgeschichten, ehrlich, überraschend und verstörend. Es geht um Hormoneinflüsse und Routine in der Therapie. „Ist der Sex mit mir nur mittelmäßig“, fragt sie. Sie kann über sich lachen und entdeckt die Fähigkeit sich selbst zu akzeptieren. Kaya Wilkins alias Okay Kaya ist eine junge Singer-Songwriterin, die etwas zu sagen hat. Weil sie zu ihrem Doppelleben steht.

 

 

Was die Dreißigjährige genau antreibt, ist nur schwer zu beschreiben. Sie hat viele Gesichter, führt mindestens zwei Leben. Vielleicht sogar einige mehr. Ihre Motivation – sie will den Dingen auf den Grund gehen. Eintauchen in neue Welten, das Geheimnis des Lebens entdecken. Geboren ist Kaya in New Jersey als Tochter einer Norwegerin und eines Amerikaners. Sie wächst in der Heimat ihrer Mutter auf. Es ist die eher ländliche Halbinsel Nesoddtangen im Oslofjord.

Mit achtzehn bricht sie nach London auf, lernt das Tanzen. Geld verdient sie „mit meinem Gesicht und meinem Körper“. Kaya wird rasch ein vielgefragtes Fashionmodel. Ein rastloses Leben. Immer auf Tour. Hotelzimmer. Flughafen. Modemessen. Täglich neu Scheinwerferlicht, Schminke, Umziehen und ein Lächeln auf Verlangen.

 

 

Kaya wird schnell klar. Das ist nicht ihr Leben. Modeln ist  nichts als Fassade, maximal ein Job. Ihr Herz findet zielsicher den Weg zur Musik. Schon als Teenie hatte sie in der Metall-Band ihres Bruders mitgejammt. Kaya zieht von London nach New York, steht 2017 in Thelma vor der Kamera. Seit drei Jahren geht sie nun musikalisch eigene Wege. Die taz verlieh ihr das Etikett „Radical Softness“. Eine Mischung aus nordischen Balladen und modernem Feminismus, aus schnellen Beats und sanftem Indierock.

Ihre Plattenfirma wollte sie lieber als singendes Model präsentieren, das mache sich gut. „Mit zwanzig wollte ich es allen recht machen“, erinnert sie sich. Doch Kaya Wilkins nennt sich fortan Okay Kaya und will so sein wie sie ist: Selbstbestimmt, lesbisch, euphorisch und dann wieder von Depressionen gebeutelt. Kaya kündigt beim Label und produziert ihr neuestes Album selbst. „Watch this Liquid pour itself“. „Was, wenn die Antidepressiva mich nicht mehr feucht werden lassen?“ singt sie. Ihren Zwilling wird sie einfach nicht mehr los.

 

 

Kaya schreibt schonungslos ehrliche Texte und mixt sie mit entschleunigten Songs im Sound der heutigen zwanziger Jahre. Eine Zeit der Krisen, Einsamkeit und seelischen Verwüstungen durch die Corona-Pandemie. „Alle sind überrascht über meinen Optimismus“, sagt die US-Norwegerin, „aber ich hebe mir den Nihilismus einfach für besondere Momente auf.“

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