Archive for : November, 2024

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Aus Tausendundeiner Nacht

Wer hört nicht gerne Geschichten aus Tausendundeiner Nacht? Wegträumen, andere Welten entdecken und auf ein Happy End hoffen. Die franko-algerische Sängerin, Cellistin und Songschreiberin Nesrine Belmokh lädt zum Geschichtenerzählen ein. Sie ist eine perfekte Reisebegleiterin. Die 42-jährige Künstlerin verknüpft Jazz und Klassik, dazu Soul und traditionelle arabisch-andalusische Einflüsse zu ihrem ganz speziellen Nesrine-Mix. Mit „Kan Ya Makan“ hat sie in diesen Tagen ihr neues Album veröffentlicht. „Kan Ya Makan“ ist arabisch und bedeutet: „Es war einmal“. Auf geht´s. So fangen die besten Geschichten an. Nesrine „In diesem Album geht es um meine persönliche Geschichte. In „Dunia“, arabisch für „Leben“, erzähle ich meine ganze Lebensgeschichte, von der Kindheit bis zum heutigen Tag“.

 

 

Nesrines Songs in arabischer, französischer und englischer Sprache sind Spiegelbild ihrer turbulenten Biografie – zwischen Algerien, dem Herkunftsland ihrer Großeltern, und ihrer europäischen Heimat Paris. Klassisch ausgebildet ist die renommierte Cellistin mit Dirigenten wie Daniel Barenboim und Lorin Maazel aufgetreten. Als Gaststar hat sie Cirque du Soleil auf internationalen Tourneen begleitet. Doch das reichte ihr nicht. Sie wollte ihren Traum verwirklichen. Eine eigene Band, eine Karriere als Sängerin. So tritt sie mittlerweile auf den Bühnen der Welt auf: Mit Cello und Gesang. André Manoukian, der Kritiker von Radio France, gerät ins Schwärmen: „Mit Nesrine hören wir die Schönheit der Welt.“ Die Cellospielende Sängerin ist eine Entdeckung wert.

 

 

Noch ein Hinweis: Jazz ist in der Krise. Jazz ist „nur für Alte und eine kleine Minderheit“. Diese seit langem gepflegten Klischees sind nichts Neues. Tatsächlich: In Sparzeiten streichen Radiowellen ihre Sendungen, viele Clubs schließen. Nun heißt es wieder: Totgesagte leben länger. Wer mehr über Trends, Themen und News aus der Welt der Jazz erfahren will, sei der neue Online-Sender OneJazz  empfohlen. Das deutsche Label ACT unterstützt dieses Non-Profit-Projekt. Hier soll ‚The Spirit of Jazz‘ täglich und mit viel Leidenschaft zelebriert werden. Das neue Programm im Netz ist kostenlos.

 

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„Golden Age“

Berlin-Mitte. Es ist ein kalter Novemberabend. Ich folge einer Art Wandzeitung, die sich kilometerlang auf den Spuren der alten Grenzlinie schlängelt. Berlin feiert den 35. Jahrestag des Mauerfalls mit einem „Fest der Freiheit“. Wieder sind turbulente Zeiten wie 1989. Zeitenwende? Wendezeiten? Wohin geht die Reise? Zu sehen sind tausende Plakate. Vom ehemaligen Grenzübergang Invalidenstraße bis zum Checkpoint Charlie. Entworfen von Menschen aus allen Altersklassen, Regionen und Schichten. Einigendes Motto: „Haltet die Freiheit hoch!“  Ein Kontrast zum Sound der letzten Tage. Ein „Goldenes Zeitalter“ verspricht der neue, alte US-Präsident Donald Trump seinen Landsleuten. In Deutschland hat sich die fragile Fortschrittskoalition ausgeampelt. Neuwahlen stehen an. Was kommt?

 

Berlin, im November 2024. Tausende Botschaften entlang der alten Mauerlinie.

 

Der Mauerfall war für unsere Familie ein Glücksfall. Nach 10.315 Tagen Teilung war Schluss mit der Abschottung. Endlich wieder mit Familie und Freunden ohne Kontrolle und Passierschein zusammen sein. So viel Zukunft war nie! Was für eine Fügung. Ich war als junger ZDF-Reporter am Brandenburger Tor dabei. Von Aufbruch, Zusammenwachsen und blühenden Landschaften war die Rede. Was ist daraus geworden? Mittlerweile gibt es „Brandmauern“ und bei manchen die Mauer im Kopf. Andere neue Mauern sind unsichtbar: Die zwischen Arm und Reich. Aufsteigern und Abgehängten. Stadt und Land. Zwischen Nord- und Südhemisphäre der Welt. Die Spaltung in vielen westlichen Ländern geht quer durch die Bevölkerung. Von A wie Abtreibung über K wie Klimawandel bis Z wie Zuwanderung. Welche Mauern sind in diesen Tagen einzureißen? Der Kabarettist Jürgen Kuttner sagt: Für ihn verlaufe die eigentliche Grenze „zwischen Armleuchtern und Okay-Menschen“.

 

 

„Ist das alles nur ein Traum, aus dem es ein bitteres Erwachen gibt?“, fragte am 4. November 1989 der kürzlich verstorbene Wittenberger Pastor Friedrich Schorlemmer. Und weiter der DDR-Bürgerrechtler vor Hunderttausenden auf der Protestkundgebung am Alex – fünf Tage vor dem Mauerfall. „Oder sind wir mitten in einem wirklichen dauerhaften demokratischen Aufbruch?“

Die Schriftstellerin Christa Wolf appellierte einen Tag vor dem 9. November 1989: „Was können wir Ihnen versprechen? Kein leichtes, aber ein nützliches und interessantes Leben. Keinen schnellen Wohlstand, aber Mitwirkung an großen Veränderungen.“ Es sollte komplett anders kommen: Eine neue, gemeinsame Verfassung scheiterte. Bei der Volkskammer-Wahl im März 1990 erreichte die Bürgerbewegung 2,9 %.  Die große Mehrheit wollte so schnell wie möglich die Einheit. Aus der Traum von einem selbstbestimmten Neuanfang.

 

 

Viele Plakate machen Mut. Sie kreisen immer wieder um die Themen Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Um das Recht, selbstbestimmt zu leben. Auch in Zukunft. Eine andere Welt ist machbar, ist oft zu lesen. So wird mir an diesem kalten Abend warm ums Herz. Zukunft ist möglich. Genau das erzählt die Geschichte vom 9. November 1989. Auch die stabilsten Mauern können kippen. Fröhlich, friedlich und mit Zuversicht statt Verzagtheit. Daran gemeinsam in Ost und West zu erinnern, ist keine vertane Zeit. Denn: Miteinander- statt übereinander zu reden macht in diesen Tagen mehr als Sinn. Das ist besser als jede neue Apple Watch.

 

Brandenburger Tor im November 2024.

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Die Welt neu denken

Nase voll von schlechten Nachrichten? Lust auf Fantasie und überraschende Eindrücke und Kompositionen? Seit einiger Zeit montiert ein Künstler oder eine Künstlerin unter dem Pseudonym Fontanesi bekannte Alltagssituationen neu zusammen. Fontanesi ist bislang der große Unbekannte und wie Banksy ein neuer, geheimnisvoller Player in der Kunstwelt. Die Arbeiten bleiben bewusst anonym, um digitale Ideen und Arbeiten unerkannt ins Netz zu stellen. Einige Spuren führen nach Italien, nach Mailand. Dort wurden bereits einige der Collagen ausgestellt. Das Prinzip Fontanesi: Die Bilder schaffen andere, subtile und herausfordernde Realitäten. Vordergrund und Hintergründiges fließen ineinander über, verschmelzen und kommunizieren miteinander. Wie heißt es so schön: Kunst entsteht im Auge der Betrachtenden. So kann sich jede/r die Fontanesi-Bilder neu im Kopf zusammensetzen.

 

Quelle: Fontanesi.

 

„Das Bild ist nicht Ausdruck des Denkens, sondern das Denken selbst“. Ein Gedanke des Altmeisters des Surrealismus, René Magritte (1898-1967). Der Belgier war ein Pionier auf dem Feld der vielschichtigen Illusionen in der Malerei. Der belgische Künstler beeinflusst bis heute viele Popart- und Collagenwerke. Sein Motto: „Ein Gegenstand lässt vermuten, dass es andere hinter ihm gibt.“ Das heißt: Auf ins Land der Fantasie und der neuen Entdeckungen. Kunst soll und will überraschen.

 

Vor sechzig Jahren. René Magritte. Son of Man, 1964.

 

Sind Fontanesi-Bilder KI-generiert? Gut möglich. Wir wissen es nicht. Selbst das seriöse ZEIT-Magazin zeigt die Bilder, hält sich aber mit Spekulationen zum Fontanesi-Projekt zurück. Wie auch immer: Vielleicht sollten wir unvoreingenommen diese Collagen-Welt betrachten. Werke, die sich an der Grenze zwischen realem Raum und surrealen Elementen bewegen. Kurzum: Mit offenen Augen und wachem Verstand einfach überraschen lassen. Hier mehr zum Entdecken in Sachen Fontanesi.

 

Quelle: Fontanesi