Bob Marley. Dalymount Park, Dublin. Juli 1980.

Bob Marley in der Lausitz

Mitte der siebziger Jahre. Es spricht sich wie ein Lauffeuer herum. Bob Marley ist im Land. Der große „Reggae King of the World“ besucht die kleine DDR. Inkognito eingereist mit einer „Jugendtourist“-Gruppe will er das Land hinter der Mauer entdecken. Im Gepäck seine Gitarre und jede Menge Gras. Marihuana ist für Rastas das „Heilkraut der Völker“. Robert Nesta Marley, so sein Geburtsname, ist ein großer Fußball-Fan und zu „90 Prozent der Zeit bekifft“. Heimlich setzt er sich von der Gruppe ab, organisiert einen Trabi.

Mit dem Zweitakter holpert er nach Cottbus. Dann weiter gen Süden. Irgendwo in der Lausitz streikt der kleine Stinker. Bob steht hilflos am Straßenrand. Plötzlich hält quietschend ein Wartburg. Ein junger schlaksiger Mann mit langen Haaren und einer großen Kassenbrille steigt aus. Er fragt den Fremden radebrechend auf Englisch: „Do you need some help? – Sure, Bro!“ Der junge Pannenhelfer ist Gundi Gundermann. Der singende Baggerfahrer aus der Lausitz. Wahnsinn, Brother! Die beiden düsen nach Hoyerswerda. Sie haben ein gemeinsames Ziel: Kicken, Kiffen und Konzerte.

 

 

Wirklich? Stimmt das? – Leider nein! Wäre auch zu schön, diese Schnurre. Filmemacher Andreas Dresen erzählte sie vor kurzem beim Konzert im Festsaal Kreuzberg. Dort coverte er mit Schauspieler Alexander Scheer die besten Gundermann-Songs. Die Hütte war bis zum Umfallen voll. Was stimmt: 1976 tourte Bob Marley erstmals durch Deutschland, allerdings nur im Westen. Die damalige Tour startete in München, weitere Stationen waren unter anderem Offenburg, Düsseldorf und Hamburg. In Ludwigsburg, meiner Vaterstadt, ging abends der Stoff aus. Guter Rat ist teuer! In der Kleinstadt gab es damals weder Gras noch Dealer. Ständig dabei: Musikjournalist Teja Schwaner. Der Spiegel-Reporter konnte mit selbstangebautem Dope aushelfen.

 

 

Was er über Deutschland wisse, fragte Spiegel-Mann Bob Marley. Dessen Antwort: „Hitler, Müller, Beckenbauer“. Im Tourbus erkundigte sich die Band, wie es sich mit East-Germany und West-Germany lebe. Reporter Teja Schwaner erzählte von Mauer, Todestreifen und Teilung. Da antwortete einer aus der Band: „The wall is gonna fall.“ Im Jahr 1976 gab es keinerleich Anzeichen für ein Ende der DDR. Fröhlich sangen die Jungs von der Marley-Band: „Don’t  worry …. the wall is gonna fall, the wall is gonna fall.“

 

 

Im Mai 1981 verließ Reggae-Legende Bob Marley mit gerade einmal 36 Jahren für immer die Welt. Der Mann, dessen Lebenskerze stets an beiden Enden brannte. Vermutlich war das ein Grund, dass sein Körper der Krake Krebs schutzlos ausgeliefert war. Auch der Lausitzer Liedermacher Gerhard „Gundi“ Gundermann hat sich die Seele aus dem Leib gesungen. Geniale Texte. Ungewöhnliche Arrangements. Bodenständiges Auftreten im karierten Fleischerhemd. Sein Lebenslicht erlosch mit 43 Jahren. Gott sei Dank, Bob und Gundi, bleiben eure Lieder und Texte. Viel Spaß bei Eurer Session unterm Himmelszelt. Erfreut die Engel: Get up, stand up, don´t give up your fight.

 

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