Schlaflose Nächte können magisch sein

Wer kennt sie nicht? Schlaflose Nächte. Wenn Geist und Seele einfach nicht zur Ruhe kommen wollen, obwohl Kopf und Körper komplett erschöpft sind. Jede/r kennt dieses Gefühl. Die Stille der Nacht, die Einsamkeit und dieses vermaledeite Grübeln. Die Gedankenlöcher, die man gräbt und die immer tiefer werden; und die doch niemals zugeschüttet werden können. „Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr“, sagt Philosoph Arthur Schopenhauer. Wenn kluge Sprüche nicht mehr helfen, kann Musik mehr bewegen. Der Songwriter Michael Moravek hat sein soeben erschienenes Album Night Songs genannt. Seine balladenhaften Lieder erzählen genau von diesen Stunden, aus der Mitte der Nacht.

 

Songs aus der Nacht. Michael Moravek. Ein deutscher Singer-Songwriter zum Entdecken. Foto: Hans Bürkle

 

Michael Moravek ist ein Liedermacher aus dem oberschwäbischen Ravensburg. Er sagt, er kenne seit Jahren schlaflose Nächte und habe sich damit weitestgehend arrangiert. Moravek: „Manchmal gibt es Nächte, in denen ich es fast genieße, mich im Wohnzimmer auf das alte Sofa zu setzen, gegen drei oder vier Uhr einen Kaffee zu machen, weil der Schlaf nicht mehr in Reichweite scheint, etwas zu lesen und über Dinge nachzudenken. Die späten Stunden der Nacht und der frühe Morgen können eine besondere, fast magische Atmosphäre bieten. Das ganze Haus schläft, die Welt draußen ist still. Gedanken und Gefühle treten intensiver in den Vordergrund, manchmal übermächtig.“

 

 

Moravek ist ein Mann der leisen Töne. Seine Vorbilder sind Bruce Springsteen und Bob Dylan. „Ich bin seit jeher fasziniert von Springsteens Nebraska, das eigentlich als eine Sammlung von Demos gedacht und nicht zur Veröffentlichung vorgesehen war. Aber die Demoaufnahmen aus einem Schlafzimmer in New Jersey hatten etwas ganz Besonderes.“ Das Dylan-Album Blood On The Tracks sei ähnlich entstanden. „Die Studiomusiker, die für die Aufnahmen engagiert waren, beschwerten sich, dass sie keine Zeit und auch kein Notenmaterial zur Verfügung hatten, um sich vorzubereiten. Kaum hatten sie die Struktur und Harmonien eines Songs einigermaßen begriffen, wechselte Dylan zu einer völlig anderen Tonart oder änderte die Struktur und einer dieser Takes war dann die Aufnahme, die veröffentlicht wurde. Auf manchen hört man Fehler, und doch sind sie zu berühmten Aufnahmen geworden.“

 

 

So vereinbarte Moravek im Tonstudio, dass er seine fertigen Songs allein und direkt einspielt. „Ganz zum Schluss, als alle Songs geschrieben und aufgenommen waren, kam meine Band ins Studio und nahm an einem einzigen Nachmittag die zusätzlichen Instrumente auf, die hier und da die Intensität und Intimität der Aufnahmen noch verstärkten.“

So entführen die Night Songs in die Zwischenwelt von Dahindämmern und Gedankenkaskaden. In die Stunden zwischen Schlaflosigkeit und Morgendämmerung. Wenn die Nacht am dunkelsten ist, ist das Rettende nah, beruhigte bereits Hölderlin alle unruhigen Geister. Und: „Man kann auch in die Höhe fallen, so wie in die Tiefe.“

 

Songs zum Runterkommen – zwischen Nacht und Tag.

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