Sternenhimmel. Freephotos

Doppel-Daumen-Sound

Wer hört was? Welche Lieder bewegt das Land? Was ist im Netz angesagt? Wohin treibt die Pop-Branche? Wer das wissen will, braucht schon lange nicht mehr die Charts zu befragen. Die alten Erfolgslisten wie verkaufte Singles oder Alben sind von vorvorgestern. Denn die Doppel-Daumen-Klick-Generation streamt. Musik ist allzeit abrufbar. Ein Alltagsgegenstand, ein Wegwerfartikel, jederzeit online und löschbar. 24/7. Der Pop-Vordenker Carl Jakob Haupt klagte einmal: „Eine Jacke kann man besitzen, einen Popsong leider nicht mehr.“

 

Die ZEIT hat sich den Streaming-Riesen Spotify genauer angeschaut. Unter den 100 Top-Titeln der aktuellen Streaming-Charts sind exakt 22 deutschsprachige Hits. Die ZEIT mäkelt jedoch, dass viele der Songs „ein problematisches Frauenbild“ propagieren, also politisch unkorrekt sind. Kein Wunder. Rapper sind keine Chorknaben. Chauvi-Sprüche gehören zum Geschäftsmodell. Spannend: die wirklich Erfolgreichen kommen aus der Provinz. Der Streaming-Hit „Was du Liebe nennst“, schaffte es bisher auf 146 Millionen Klicks. Songschreiber und Rapper Bausa kommt aus Bietigheim-Bissingen. Sein Liebes-Lied handelt vom Kohle verballern, von teuren Uhren, Golfplätzen und Luxus-Apartments. Service-orientiert blendet das Video gleich die Preise mit ein. Was kostet die Welt? Der Dreißigjährige aus der schwäbischen Tiefebene steht auf Rang 2 der Spotify-Topliste.

 

Zweitmeister gehörter Song in Deutschland (spotify)

 

Weit über allen Charts-Wolken schwebt Ed Sheeran. Ein 28-jähriger Mädchenschwarm aus der britischen Provinz. Sein „Shape of you“ tanzt elegant den Zeitgeist auf der Stecknadel-Spitze. Sheeran verkörpert alle Ikonen des jungen 21. Jahrhunderts wie Amazon, Google, Instagram, Ikea und das Iphone – zusammengeschnurrt in einer Person. Sheeran bringt es allein mit seinem Video Shape auf schwindelerregend hohe 4,4 Milliarden Klicks. Mehr geht nicht im Musikbusiness. So dudelt der windkanalgestylte Rekordhalter aus Warenhaus-Lautsprechern und bohrt sich in die Kopfhörer im morgendlichen Schulbus. Ed sei der wahre „Pop-Monopolist“, befindet die ZEIT. Was soll´s! Hinreißend schmachtet der Provinz-Boy die Girlies und Ladies dieses Planeten mit seinem Ohrwurm an: „Oh, I`m in love with your body“. Der perfekte Song für die globale Doppel-Daumen-Digi-Generation an ihren mobilen Endgeräten.

Einsam an der Spitze – nicht nur bei spotify

 

 

Wie meint Drake (Platz 7 auf spotify-Rangliste) so schön? YOLO – You only live once.

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