Oh, wie schön ist Janosch
Ein gewisser Herr Wondrak unterwegs ins Grüne: „Herr Janosch, welches ist die richtige Haltung beim Radfahren? »Luise sitzt vorbildlich aufrecht. Und Wondrak hält Ausschau nach hinten und achtet im Übrigen darauf, dass er nicht stört.« Typisch Janosch. Das Leben ist so schön. Der Meister des heiteren Müßiggangs und Wegbegleiter vieler Kinder-Generationen. Ein Mann der feinen Ironie. Berühmt geworden als Vater der Tigerente. Legendär sein Oh, wie schön ist Panama. Kaum zu glauben. Janosch wird bald Neunzig.
Als Horst Eckert erblickt er am 11. März 1931 in Hindenburg (das heutige polnische Zabre) in einer schlesischen Malochergegend das Licht der Welt. Janosch: „Aus Versehen geboren, und dann selig über die Erde getorkelt. Wie ein Bote, der hier etwas abzuliefern, aber den Empfänger vielleicht doch noch nicht gefunden hat, ihn auch gar nicht mehr sucht.“ Einer der erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautoren aller Zeiten hatte von Anfang an eine schwierige Kindheit. Der Vater war ein prügelnder Nazi. Dann Krieg, Flucht, Vertreibung und Neuanfang in München. Dort wollte er Kunst studieren. Der Professor warf ihn raus, wegen „mangelnder Begabung“.
Janosch: „Ich hatte die Schnauze voll von Kinderbüchern. Keiner kaufte die. Und da wollte ich einen Racheakt an der Welt landen. Ich wollte ein Kitschbuch machen. Da gibt es so ein paar Regeln. Da muss ein Kuschelbär dabei sein und der Bär muss eine Reise machen und muss einen Freund haben und schon fangen die Weiber an zu heulen.“
Der Durchbruch kam mit Waldbär und Tigerente in seiner Panama-Geschichte. Da war er 47 Jahre alt. Der Erfolg machte ihn nicht glücklich. Im Gegenteil. Nach dem Welterfolg ließ er sich von abgebrühten Werbeleuten über den Tisch ziehen. Die cleveren Vermarkter organisierten die Nutzungsrechte, packten die Tigerente auf Kaffeetassen oder auf die Putenbrust und verdienen fortan an Janosch prächtig.
Sein Glück fand Janosch in den Bergen von Teneriffa. In einer Hütte lebt er bescheiden und zurückgezogen mit seiner Frau. Vielleicht döst der begnadete Melancholiker gerade in seiner Hängematte. Motto: Wer fast nichts braucht, hat alles. Janosch: „Alle Leute suchen nach dem Glück. Das ist etwas zu viel verlangt. Ich würde nicht mal danach suchen. Die beschäftigen sich ein ganzes Leben damit, das Glück zu suchen. Wozu?“ Interviews hasst er. Kinder liebt er, nicht aber deren Eltern. Janosch bleibt ein schrullig-liebenswerter Anarchist und Aussteiger. Wie sein Herr Wondrak, der viele Jahre im Zeit-Magazin Mitmenschen ihre Sorgen vertrieb. Froh, heiter und gelassen. Und wenn es nur für einen kurzen Augenblick war, der ein Lächeln bescherte.
Mit seinen Helden, dem Umwelthäuptling Emil Grünbär, der klugen Graugans Dolli Einstein und dem gütigen Hund Rüdi von Lieberbaum versucht er auf seine Art Natur und Klima zu retten. Seit vielen Jahren setzt sich Janosch für Projekte gegen Armut ein. In seinem Geburtsort Zabrze (Polen) kauft er Wohnplätze für Waisenkinder, lässt seine Bilder für SOS Kinderdörfer, medizinische Hilfe in Afrika, die Krebshilfe und den Tierschutz versteigern.
Was bleibt mit Neunzig? Vor einiger Zeit sagte Janosch über das Älterwerden: „Das ist die beste Zeit meines Lebens das Alter. Es ist so was von schön. Das kann ich jedem nur empfehlen. – Was ist am Alter so schön? – Der Geschlechtstrieb ist abgestorben bzw. beseitigt. Man wird nicht mehr ernst genommen von den Leuten. Man kann machen, was man will.“