Mit dem Rad durch die Mark Brandenburg
Meide vielbefahrene Straßen! Radfahrer jedweder Couleur gelten als natürliche Gegner eines durchschnittlichen Automobilisten. Meide idyllische Waldwege! Du versinkst zielsicher im märkischen Sand. Sei zurückhaltend und erwarte Nichts! Dann werden die Menschen dieser großartigen Landschaft mit endlos gelben Rapsfeldern und tiefblauen Seen freundlich und auskunftsbereit deine Tage und Stunden verkürzen.
„Jeder nach seiner Fasson!“ Des fritzschen Preußenkönigs Motto begleitet uns, immerwährend und hoch aktuell. Jeder wie er will und wie er kann. Frage an einen Museumsmitarbeiter in einer touristischen BUGA-Stadt, wie es denn laufe? Antwort: – „Katastrophe! Zu viele Menschen. Voll wie auf dem Bahnhof. Kaum auszuhalten.“ Frage an eine Kellnerin in Otto Lilienthals Absturzort Stölln. Wo genau ist er damals in ihrer Gaststätte gepflegt worden? – „Keene Ahnung. So alt bin ick doch nicht. War vor meiner Zeit!“
Wer durchaus spannende Ausstellungen und Museen auf dem Land besuchen will, braucht ein dickes Fell und genaues Timing. Da wird der Reisende aus liebevollen Sammlungen um 16 Uhr hinausgebeten, denn: „Jetzt ist Schluss, die Alarmanlage muss scharf gestellt werden“. Anderswo sind in den Ferienmonaten Sehenswürdigkeiten montags und dienstags grundsätzlich geschlossen. Begründung: „Das war schon immer so.“ Oder Ausstellungen sind einfach zu. Ohne Angaben von Gründen.
Merke: Erreiche eine der wenigen Gaststätten nie nach 19 Uhr oder du wirst bist zum nächsten Morgen hungrig bleiben. Decke dich in den Diskountern AldiLidlNetto ein, auf den Dörfern wirst du sonst verdursten. Es gibt weit und breit keine Läden, auch nicht die von Tante Emma. Und ein letzter Hinweis: Steigst du aufs Rad im Land des Roten Adlers grüße wortlos mit der linken Hand. Erhebe zügig den linken Arm und nicke kurz entschlossen. Mehr bedarf es nicht, um mit den Bewohnern dieses stillen weiten Landes – genannt Brandenburg – wunderbare Wochen zu verbringen.