MITTELDEUTSCHE ZEITUNG

Jena wehrt sich gegen ZDF-Bericht

ERFURT/DAPD. Die Debatte über den umstrittenen Beitrag der ZDF-Sendung “Aspekte” zum Thema Rechtsextremismus in Ostdeutschland hat die Thüringer Landesregierung erreicht. Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht will sich mit einem Brief an ZDF-Intendant Markus Schächter wenden. Die CDU-Politikerin sei äußerst besorgt über die Berichterstattung, sagte am Dienstag Regierungssprecher Peter Zimmermann. Der Beitrag sei unausgewogen, tendenziös, zynisch und zudem mangelhaft recherchiert.

Staatskanzleichefin und Medienministerin Marion Walsmann (CDU) will das Thema im ZDF-Fernsehrat beanstanden. “Mich haben viele Bürger angesprochen, dass sie die Stadt Jena und sich persönlich durch diesen Beitrag in ein falsches Licht gesetzt fühlen”, sagte sie. Diese Zweifel und Vorwürfe würden durch einen Beitrag des Autors Steven Uhly, der in dem Fernsehbeitrag auftritt, bestätigt.

Zweifel an Sorgfalt

Damit bestünden “erhebliche Zweifel”, ob die “Aspekte”-Redaktion bei der Erstellung des Beitrags das für einen öffentlich-rechtlichen Sender erforderliche Maß an Verantwortung und Sorgfalt habe walten lassen, sagte Walsmann weiter. Für den TV-Bericht hatte der in München lebende deutsch-bengalische Autor Jena besucht und gesagt, er habe Angst, sich frei in der Stadt zu bewegen.

Am Dienstag sprach Uhly von einem einseitigen Beitrag. Es tue ihm leid für die Stadt Jena, “dass sie auf äußerst suggestive Weise so negativ dargestellt wird”, heißt es in einem offenen Brief Uhlys in der “Thüringer Allgemeinen”. Uhly führt darin aus, wie er durch die Berichterstattung der vergangenen 20 Jahre über die rechte Szene in Ostdeutschland sowie die Wahlergebnisse der NPD Angst bekam, sich im Osten frei zu bewegen. Weiter betont er, bislang nur gute Erfahrungen in den neuen Bundesländern gemacht zu haben. Die “Aspekte”-Autoren hätten ihn jedoch auf seine Angst reduziert.

Redaktion stellt sich der Diskussion

Angesichts der Debatte über den Beitrag lädt die “Aspekte”-Redaktion am kommenden Montag zu einer öffentlichen Diskussion ins Theaterhaus Jena. Debattieren werden laut ZDF unter anderem der Jenaer Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) und “Aspekte”-Redaktionsleiter Christhard Läpple.

Der Thüringer FDP-Generalsekretär und Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für den Aufbau Ost, Patrick Kurth, warnte indes vor einer verzerrten Wahrnehmung Ostdeutschlands. “Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht den Nazi-Stempel aufdrücken lassen.” Er sei besorgt über die überregionale Berichterstattung über die jungen Bundesländer.

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