Über Stänkerer vom Dienst

Dieser Mitmensch ist verärgert und will, dass es die ganze Welt weiß. Sofort. Ohne Abstriche. Alle mal herhören! Sein Lebensinhalt ist sich zu beklagen und über andere herzuziehen. Diese Mission treibt ihn an, ist seine Leidenschaft, die ihm großes Vergnügen bereitet. Der Stänkerer bläst nicht allein Trübsal. Er will sich mitteilen und beklagt sich gerne schriftlich, wenn es sein muss in doppelter Ausführung. Am besten im Internet. Shitstorms sind seine Lieblings-Wetterlagen.

Der Stänkerer braucht ständig Nachschub. Er liegt stets im Hinterhalt auf der Lauer. Er registriert, wann, wo, von wem und wie der Müll in die Tonne wandert. Jedes Fehlverhalten wird denunziert. Die Nachbarschaft hallt wieder von seinen schlichten Denunzierungen, haltlosen Verleumdungen, nachbarschaftlichen Fehden, Eifersüchteleien, ständigen Rechthabereien. Es sind Reklamationen jeglicher Art und Größenordnung, en gros und en detail. Keiner ist vor dem Stänkerer vom Dienst gefeit. Er ist stets hellwach und allzeit dienstbereit.

Meckerer schließen sich gerne einer Gruppe an. Sie wollen dazugehören, gegen die da oben: die Politiker, Bosse, Chefs und überhaupt Vorgesetzte im Allgemeinen. Sie hören auf den Zeitgeist und verkörpern ihn. „Das darf man wohl noch sagen dürfen“, ist ihr Motto. Aber „die machen sowieso was sie wollen“, bleibt ihr Schicksal, dem sie sich gottgegeben fügen. Bloß nichts ändern! Das wäre das Schlimmste. Wenn sich wirklich etwas ändert, wäre das ein Grund mehr zum lustvollen Meckern.

Der Nörgler weiß alles besser. Er ärgert sich besonders, wenn ihm niemand zuhört. Das treibt ihn an. Er braucht eigentlich Publikum wie der Künstler den Beifall als tägliches Brot. Der Nörgler bleibt jedoch am liebsten in Deckung, gibt sich selten offen zu erkennen, würde nie seinen Namen preisgeben. „Das tut nichts zur Sache“ – sagt er – obwohl es ihm stets um die Sache geht wie er betont. Nörgler nerven. Das ist ihre wahrlich verkannte Größe und Stärke.

Was tun? Gegen Stänkerer, Meckerer und Nörgler ist buchstäblich kein Kraut gewachsen. Es sei denn ausgesprochen gute Laune oder viel Geld, sogar sehr viele Euros als Schweigeprämie. „Ich scheiß dich zu mit meinem Geld“, warf Klebstoff-Fabrikant und Wohlstandsmonster Haffenloherseinen Kritikern an den Kopf, in der Fernsehserie Kir Royal großartig verkörpert von Mario Adorf. Bleibt eine Frage an alle unsere Stänkerer, Meckerer und Nörgler vom Dienst:  Was ist der Grund, dass sich so viele unwohl fühlen, obwohl es den meisten verdammt gut geht? Oder geht es ihnen nur gut, wenn sie stänkern, meckern, nörgeln…?

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