With a little help… from some friends

Manchmal hilft ein guter Song. Feeling allright… Manchmal ist ein Lied ein treuer Begleiter. You are so beautiful…

Das himmlische Orchester hat 2015 einigen Zuwachs erfahren: Joe Cocker, Udo Jürgens, Jack Bruce, Johnny Winter, Paco de Lucia, Pete Seeger, Claudio Abbado und viele andere, die nicht immer im Rampenlicht standen. Wir Zurückgeblieben halten kurz inne, erleichtert, dass der Kelch an uns vorbei gegangen ist, dankbar für die Erkenntnis, dass gute Songs unsterblich sind. Denn Musik kann niemals verloren gehen. Wir verlieren jedoch die, die sie für uns gemacht haben.

Wie heißt es doch so vielversprechend im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach: „Großer Herr, oh starker König“ und ab geht der groovende, göttliche Bass-Lauf. Jack Bruce liebte diesen rhythmischen Ritt durch die Bach`schen Balladenwelt. Musik hilft auch unsere Welt zu ertragen. Manchmal ist der Alltag kaum auszuhalten, wie bei dieser wahren Geschichte. Sie handelt von einem Freispruch nach einer brutalen Prügel-Attacke. Sie spielt in Kreuzberg. Sie könnte an jedem anderen Ort in dieser Republik stattgefunden haben. Da wird ein Mensch, der helfen will, zum Pflegefall. Der Täter wird freigesprochen. Mangels an Beweisen, wie es heißt:

Die Meldung hat folgende Überschrift: „Freispruch nach brutaler Prügel-Attacke“. Ich habe sie im Archiv der Deutschen Presse Agentur gefunden. Und darum geht es:

„Nach einer brutalen Attacke auf einen 55 Jahre alten Passanten, der zwei belästigten Frauen helfen wollte, ist ein 22-Jähriger vom Vorwurf der schweren Körperverletzung freigesprochen worden. „Es ist nicht sicher nachweisbar, ob er Mittäter war“, urteilte das Berliner Landgericht. Der Angeklagte habe aber erkannt, dass das Opfer regungslos am Boden lag. Weil er nicht half, sei er der unterlassenen Hilfeleistung schuldig. Er soll deshalb fünfhundert Euro an den Schadensfonds für Opfer von Gewalttaten zahlen.

Der Passant war bei dem Angriff im Mai 2012 in Berlin-Kreuzberg lebensgefährlich am Kopf verletzt worden. Er ist seitdem zu 80 Prozent schwerbeschädigt. „Ein Mann hat seine Hilfsbereitschaft mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen bezahlt, es ist eine Tragödie“, sagte der Vorsitzende Richter. Dem Angeklagten sei aber nicht zu widerlegen gewesen, dass ein anderer Mann den Helfer derart verletzte. Die Staatsanwaltschaft hatte das anders gesehen und drei Jahre Jugendhaft gefordert.

Der Angeklagte und ein bislang unbekannter Mann hatten an einem Parkhaus im Stadtteil Kreuzberg zwei junge Frauen behelligt. „Sie wurden aggressiv angebaggert“, heißt es im Urteil. Zwei Radfahrer und der Passant seien daraufhin eingeschritten. Einer der beiden jungen Männer habe dem 55-Jährigen einen starken Schlag oder Tritt versetzt. In Richtung des Opfers sagte der Vorsitzende Richter: „Wer das war, konnte nicht geklärt werden, es tut mir leid.“

Der Passant erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Fünf Monate lang befand er sich in Kliniken. An die Tat habe er keine Erinnerung, sagte seine Anwältin. Die Folgen seien gravierend: Er könne nur verwaschen sprechen und leide an Störungen der Bewegung. „Er ist ein Pflegefall.“ Der Angeklagte hatte erklärt, sein damaliger Begleiter, den er lediglich mit einem Vornamen benannte, sei der Angreifer gewesen. Der Richter sagte, er hoffe, dass sich bei dem Angeklagten „eines Tages das schlechte Gewissen meldet und er sagt, wer der Täter ist“.

Jetzt hilft nur noch Joe Cockers wunderbare Version eines alten Beatles-Songs. „With a little help from my friends.“ Allen Unverdrossenen, Mutigen und Couragierten dieses Landes gewidmet…

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