Von oben betrachtet

Der kanadische Astronaut Chris Hadfield umrundete 2013 die Erde. Er war begeistert. Von der Raumstation ISS zeigte sich der blaue Planet eindrucksvoll. Eine weiß-blaue Kugel, elegant, erhaben, einzigartig. Filigran, fast zerbrechlich. Aus vierhundert Kilometern Höhe fotografierte Hadfield Städte, Landschaften, Kontinente. Bei Tag und Nacht. Über Berlin entdeckte er eine Überraschung. Aus dem All präsentiert sich die Stadt mit einer eindrucksvollen Licht-Installation. Während im Westen bläulich-kühles Licht vorherrscht strahlt der Osten in warmem Bernsteingelb.

Berlin bei Nacht aus 400 Kilometern Höhe. Quelle: NASA/Chris Hadfield

 

Die Lichtgrenze verläuft exakt entlang der alten Mauer. Für Betrachter aus dem All scheint die Berliner Teilung noch Gegenwart zu sein. Auch über ein Vierteljahrhundert nach der Einheit kann die deutsche Metropole ihre getrennte Vergangenheit nicht verheimlichen. Zufall? Keineswegs. Der Grund für das Phänomen einer Lichtgrenze ist der Einsatz der berlinweit 182.000 Elektroleuchten. Während im alten Westen vorwiegend hell-weiße Leuchtstofflampen installiert wurden, kamen im früheren Osten vor allem gelblich scheinende Natriumdampflampen zum Einsatz.

 

Der kleine Unterschied macht´s. Er wird noch Jahrzehnte zu sehen sein. Jedenfalls aus dem All. Denn bis die Berliner Straßenbeleuchtung auf einheitlich energiesparende LED-Lampen umgestellt wird, kann es noch lange dauern. Solange strahlt die Stadt weiter in den Lichttönen Ost und West. Bleibt eine Stadt der zwei Farben. Zu sehen von der Raumstation ISS.

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