So what?

Miles Davis. Ein Mann mit goldenen Händen. Ein Musiker, der den Groove hatte. Der wusste, worauf es ankommt. Sobald er ansetzte, verwandelte seine Trompete die Welt in eine Andere, Größere, Schönere. Lässig, cool bis zum Höhepunkt. Ist das Jazz? Miles Davis winkte ab. Nein, das sei Social Music, sagt er einmal. Nun setzt ihm ein Film ein Denkmal. Er heißt Miles Ahead und garantiert kurzweilige anderthalb Stunden.

Mehr als zehn Jahre hat Don Cheadle an seiner Miles Davis-Biografie gearbeitet. Kurz vor Fertigstellung ging das Geld aus. Per Crowdfunding konnte das ehrgeizige Projekt in letzter Minute gerettet werden. Don Cheadle hat alles riskiert. Es ist sein Debüt. Der US-amerikanische Schauspieler ist Miles Davis und noch viel mehr. Er schrieb das Drehbuch, führte Regie und spielte die Hauptrolle. Ein Wagnis, mit vollem Einsatz.

Natürlich zelebriert der Film seine Trompetenkunst. Natürlich spielen die Drogen- und Frauengeschichten des Ausnahme-Musikers eine wichtige Rolle. Aber: Cheadle erzählt eine Episode aus dem Jahre 1979, als Miles Davis sich selbst im Wege stand. Versunken in einer Mischung aus Selbstzweifel und Selbstmitleid konnte der Künstler nichts mehr zuwege bringen. Kein Album, kein Live-Auftritt, nichts.

In dieser Situation taucht ein nerviger „Rolling Stone“-Journalist auf, der gemeinsam mit Miles in einer wilden Abenteuerjagd gestohlene Demobänder mit unveröffentlichten Aufnahmen wieder auftreiben soll. Das ungleiche Paar liefert sich ein amüsantes Duell mit gierigen Produzenten. Dabei werden die beiden Jäger und Gejagte zugleich. Spektakuläre Verfolgungsjagden und Boxkämpfe inklusive.

Geschickt verwebt Miles Ahead Rückblenden des jungen produktiven Miles mit Phasen aus der düsteren Krisenphase. Am Ende befreit sich der Musiker aus dem Würgegriff von Koks und Kummer. Musik ist seine Rettung. Die Trompete triumphiert. Dieser Don Cheadle-Film feiert den Meister in einem unterhaltsamen und spannenden Film. Ohne falsche Töne.

 

Kaum zu glauben übrigens, dass Miles Davis großer Erfolg – So what? – fast sechzig Jahre alt ist. Der Titel klingt, als wäre er gerade eben in einem Club in Brooklyn eingespielt worden. Ganz cool, ganz beiläufig, ohne verbissene Anstrengung. Was sonst?

Der Film feiert Anfang April in den USA seine Premiere. Der deutsche Kinostart steht noch nicht fest.

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