Bedingungsloses Höchsteinkommen

Josef Ackermann ist ein Mann von Welt. Korrekter Anzug, elegante Etikette, gut sitzende Frisur. Alles andere aber spielt verrückt. Boni zurückzahlen? – Geht gar nicht! Der Ex-Vorstandschef der Deutschen Bank erklärt, er könne doch „seine jüngeren Kollegen nicht unter Druck setzen“. Ackermanns Leistungsbilanz: Die Deutsche Bank ist heute nur noch die Hälfte wert. Im Mai 2002 übernahm er die Vorzeigebank für zehn Jahre und kassierte Millionen. Seitdem ist das Geldhaus im steten Sinkflug.

Alles Bingo in der Unternehmenskultur. Casino- und Manager-Kapitalismus haben sich auf ihr allerhöchstes Level geschraubt. Durchgezockt bis auf die Dachterrasse der 60. Etage, mit beiden Beinen am Abgrund. Geländer wurden abgeschraubt, zu teuer. Sicherheit ist ein unnützer Kostenfaktor. Überall überdrehte Unternehmensziele: Josef Ackermann wollte eine 25%-Eigenkapitalrendite, Martin Winterkorn pushte VW zum Weltmarktführer hoch, Drogist Schlecker träumte davon ganz Europa zu erobern. Alle glanzlos abgetreten und gescheitert. Nie war die Verweildauer von CEOs (Vorstandschefs) kürzer als heute. Der Durchschnitt liegt bei vier Jahren. Gerade etwas länger noch als Bundesligatrainer.

 

Doch ob VW, Flughafen BER oder Ackermanns Deutsche Bank. Ein Prinzip bleibt trotz allem Schlamassel bestehen. Die Boni fließen weiter für Aufschneider, Blender und Versager. Die Kaste der Profiteure eines bedingungslosen Höchsteinkommens verteidigt eisern ihre Privilegien. Bezahlung ohne Leistung. Vorstand, Aufsichtsrat und Aktionäre dealen im „stahlharten Gehäuse“ (Max Weber) des Kapitalismus ihre Gehälter, Zulagen und Prämien weiter ungestört unter sich aus.

Der Staat holt sich seine Existenz-Grundlagen in Form von Steuern bei der Mittelschicht. Motto: Unten ist nichts zu holen, oben wird verschont. Weiter so? – Es sieht so aus. Nichts scheint den Zug der Zeit aufzuhalten. Der feudale Boni-Kapitalismus rast weiter bis zur nächsten Pleite. Dann rufen die Herren der Banken, Versicherungen und Immobilienfonds wieder nach dem Staat. Rettet uns! Wir haben es doch verdient.

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