Wer scheitert, kommt ins Museum

Scheitern als Chance. Ein geflügeltes Wort. Flott dahinfabuliert. Aber wer fällt schon gerne auf den Allerwertesten? Nach allen Anstrengungen, Mühen und Kämpfen. Ein Haus in Helsingborg macht das Scheitern ab sofort museumsreif. Das Museum der Fehler – The Museum of Failure – hat seit Anfang Juni seine Tore geöffnet. Es setzt Fehlern und Irrtümern ein Denkmal. Die Cola mit Kaffeegeschmack. Kugelschreiber – in Pink – nur für Frauen. Ein Brettspiel aus den achtziger Jahren. „Trump, the Game“. Alles Flops, Ladenhüter, Nieten. Umsonst und vergeblich.

 

Das Trump-Spiel. Ein Flop.

 

Museumsdirektor Samuel West hat in seinem schwedischen Museum insgesamt siebzig Exponate ausgewählt. Sein funkelnagelneues Haus ist klein, aber fein. Die einfache aber geniale Idee: „Wenn wir etwas Neues wollen, müssen wir Fehlschläge hinnehmen. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Und dann möchte ich, dass Organisationen besser aus Fehlern lernen, als sie immer nur unter den Teppich zu kehren.“

 

Samuel West. Mastermind des Museums of Failure.

 

Der Museumsdirektor präsentiert ein Parfüm des Motorrad-Herstellers Harley Davidson. Es floppte. Biker lieben mehr den Duft von Schmieröl als teures Parfum. Das kombinierte Handy-Spielgerät „N-Gage“. Eine totale Pleite. Der einstige Innovationsriese Nokia konnte damit seinen Niedergang nicht stoppen. Eine Plastikmaske mit einer eingebauten strombetriebenen Massage, die Frauen schön wie Marylin Monroe erscheinen lassen sollte. Ab in die Tonne.

 

Parfum von Harley Davidson? -Ein einziger Irrtum.

 

Wir sind zum Scheitern verdammt. Patrick Süsskind hat die Lebensgeschichte des Menschen als die Geschichte der Muschel-Verkalkung bezeichnet. Die Muscheln versteinern wie wir Menschen. Franz Kafka kombinierte haarscharf: „Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.“ Winston Churchill setzte noch ein Bonmot obendrauf: „Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.“

Ob das neue Museum im schwedischen Helsingborg ein Erfolg wird? Direktor Samuel West lächelt vielsagend. Er zuckt mit den Schultern. Er weiß es nicht. Nur eines ist klar: „Wir brauchen sehr viele Besucher, um nicht pleite zu gehen.“ So gilt für sein Projekt die Devise Samuel Becketts. Nicht Warten auf Godot. Sondern: „Immer versuchen, immer scheitern. Wieder versuchen, wieder scheitern. Besser scheitern.“

 

 

Das Museum of Failure in Helsingborg ist eine Reise wert. Täglich geöffnet von 12 – 18 Uhr.

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