Leonard Cohen 2008. Commons Wikipedia

Wollen wir tanzen?

Kaum zu glauben. In diesen Novembertagen meldet sich ein lange Vermisster zurück. Aus dem Nichts. Seine Stimme kommt direkt aus dem Jenseits. Aber sie klingt, als wäre sie nie weg gewesen. Als hätte sie sich mit neuen Rasierklingen aufgeladen. Hallelujah, Leonard Cohen ist zurück. Dieser bekannte Unbekannte bittet zum letzten Tanz. Sohn Adam (mittlerweile auch schon 47 Jahre alt) präsentiert posthum sein Album Thanks for the Dance mit neun neuen Songs. Aufgenommen kurz bevor er diese Welt im November 2016 still und leise verließ. Drei Jahre ist das schon her. Damals intonierte er im Angesicht des Todes demütig „I´m ready, my Lord.“

 

 

Seine allerletzten Lieder erzählen einmal mehr von Trauer und Einsamkeit. Ein Mann sitzt mutterseelenallein verlassen am Weihnachtstag in einer leeren Wohnung. Er fragt sich, warum niemand seine Gesellschaft sucht. Der Weihnachts-Blues, den viele kennen, über den jedoch niemand offen spricht. Cohen kämpfte sein Leben lang mit der Volkskrankheit Depression. Einmal sagte er: „Wenn ich von Depressionen spreche, spreche ich von klinischen Depressionen, die der Hintergrund meines ganzen Lebens sind, ein Hintergrund voller Angst und Beklemmung, einem Gefühl, dass nichts richtig läuft, dass Zufriedenheit nicht möglich ist und alle Strategien in sich zusammenfallen.“

Der Singer-Songwriter probierte alles aus, um den „schwarzen Hund“ los zu werden. Er zog sich jahrelang in ein buddhistisches Kloster zurück. Dann komponierte, schrieb und sang er wieder, perfektionierte seinen düster-unverwechselbaren Sprechgesang. Über dreitausend Cohen-Cover-Versionen gibt es mittlerweile. Ganze Musikergenerationen bedienen sich seiner Poesie, seinen Gefühlen und Balladen. Im neuen Album  Thanks for the dance fordert er seine Freunde ein letztes Mal zum Tanz auf. „But the green was so green/And the blue was so blue/I was so I/And you were so you.“

 

 

Sohn Adam finishte die Rohversionen seines Vaters aus dem Jahre 2016. An manchen Stellen klingt des Vaters Tanz-Album als hätte sie eine bayrische Blasmusi-Band intoniert, die einen Kameraden verabschiedet – mit einem letzten wehmütig-liebevollen Walzer.

 

 

Leonard Cohen. „Thanks for the Dance“. 2019.

 

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