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Nach Hause – Teil 2

Er war gerade einmal 21, als er von Weltschmerz und Heimweh schrieb. Es ist das Trinkerlied von einem, der nicht mehr weiter weiß. Einer, der vom Thron des Selbstmitleids steigen soll, aber den Weg nicht nach Hause finden kann. „Herrlich!“ schrieb 1969 das Fachblatt Rolling Stone. Can´t find my way home stammt aus der Feder von Steve Winwood aus Birmingham. Sein Lied ist längst ein Klassiker – vor über vierzig Jahre in die Umlaufbahn gebracht. Winwoods zeitlose Ballade vom einsamen Trinker wird auch heute noch auf vielen Bühnen gespielt. Von den ganz Großen wie Eric Clapton oder in der überfüllten Schulaula, unter dem Beifall stolzer Eltern, die ihrem Nachwuchs applaudieren.

 

 

Steve Winwood wuchs in der Arbeiterstadt Birmingham auf. Mutter Lillian und Vater Lawrence liebten Musik, um sich aus der grauen Vorstadt hinaus zu träumen. Lawrence Winwood beherrschte Klarinette, Saxophon, Mandoline, Geige und Bass. Am Wochenende spielte er auf Hochzeiten und Tanzvergnügen. Sohn Steve war mit dabei, der früh klassische Gitarre und Klavier in der Schule lernte. Bereits im Alter von 15 Jahren war Winwood 1963 Kopf der Spencer Davis Group, als Leadsänger, Leadgitarrist und Pianist auf seiner geliebten Hammond-Orgel.

 

Steve Winwood. 2009. Quelle: Wikipedia

 

Die wilden Sixties. Die Zeit der Pop-Revolution. Trotz ganz früher Superhits wie Keep on running blieb Steve zeitlebens der bescheidene Junge aus Birmingham. Ein Mann ohne Allüren und Affären. So lernte ich ihn bei einem Interview in London kennen. Als im engen Hotelzimmer eine Sitzgelegenheit für den Tonassistenten fehlte, zog er einfach los, um einen Stuhl zu organisieren.

 

 

Die Premiere seiner Ballade Can´t find my way home war am 7. Juni 1969 bei einem kostenlosen Open-Air-Konzert im Hyde Park vor über 100.000 Zuschauern. Nur wenig später erschien das Album Blind Faith, das exakt nur sechs Titel enthält, aber bis heute als ein Meilenstein des neuen britischen Blues-Rock gilt. Steve meinte im Interview, es sei wichtig, dass Menschen ein Dach über dem Kopf hätten, einen Ort, an dem der Schlüssel ins Schloss passt. So viele Heimatlose, Obdachlose und Entwurzelte seien in der Welt unterwegs. „Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat! Weh dem, der keine Heimat hat!“ Das meinte auch der große Skeptiker Friedrich Nietzsche.

 

 

„Steig herunter von deinem Thron. Jemand muss sich ändern. Du bist der Grund, warum ich so lange gewartet habe. Jemand hält den Schlüssel. Ich bin fast am Ende und habe nicht mehr viel Zeit. Ich bin betrunken und kann meinen Heimweg nicht finden.“ Heute gibt es vier neue Versionen. Mal von Steve jung und live auf großer Bühne, mal gereift vor knisterndem Kamin, mal hochprofessionell von Steves Weggefährten Eric Clapton oder wackelnd mit Windgeräuschen und dem Smartphone aufgenommen. Ganz einfach: Finde deinen Weg nach Hause.

 

 

Fortsetzung folgt.

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