Tizian. Kain und Abel. 1570/76.

Kain und Abel

Nicht zu ertragen. Im Namen Gottes werden Menschen gequält, gefoltert, gefangengenommen, abgeschlachtet. Wie einst SS-Einsatzgruppen metzeln schwarzuniformierte Isadin-al-Kassam-Brigaden Juden nieder. Weltweit verbreitet mit Hilfe unzähliger Body- Handy- oder Dashcams. Ein stundenlanges Massaker am frühen Sabbat-Morgen des 7. Oktober 2023. Auf Straßen, in Kibbuzen, bei einem alternativen Nova-Festival. Dort hatten sich junge Menschen zum israelischen Wüsten-Rave „Sukkot Gathering“ getroffen, um bei Yoga, Goa-, Psy- und Trance-Techno in eine „Reise der Einheit und Liebe einzutauchen. An einem neuen und spektakulären Ort, der die beste Musik der Welt, außergewöhnliche und vielseitige künstlerische Darbietungen und viele andere atemberaubende Inhalte kombiniert“, so der Einladungstext. Für 260 junge Menschen wurde das Nova-Fest eine Reise in den Tod. Mittlerweile ist die Gesamtzahl der Toten in Israel auf 1.300 gestiegen. In Gaza sind – Stand: 14. Oktober 2023 – rund 1.800 Opfer zu beklagen.

Was in diesen Stunden folgt, ist alttestamentarische Vergeltung – gleichfalls im Namen Gottes. „Denn es ist Haschem, dein Gott, der mit dir geht, um deine Feinde zu bekämpfen, damit du gerettet wirst“. Mit diesem Gebet zieht die Israelische Armee IDF in die Schlacht, um alle Hamas-Terroristen zu „vernichten“. Die Gewaltspirale dreht sich weiter. Stopp! Wir schreiben das Jahr 2023. Warum bekämpfen sich Konfliktparteien im Namen des Schöpfers wie in den Kreuzzügen des Mittelalters? Mir fehlen die Worte. Wo ist Gott? Warum lässt er das zu? Das frage ich mich als gläubiger Dreiviertel-Christ. Woran kann ich mich klammern? Wer zeigt den richtigen Weg? Wo ist die Reset-Taste bei dieser Höllenreise?

Der britische öffentlich-rechtliche Sender Channel 4 hat einen nüchternen Bericht über den Ablauf des Hamas-Massakers in Israel veröffentlicht. Vorab eine Warnung! Es sind sehr verstörende Szenen zu sehen Doch kurz vor Ende flackert ein Hoffnungsschimmer auf. Ab ca. Minute 5 erzählt ein Rentnerpaar aus dem überfallenen Ort Ofahim, wie sie das Morden und Brandschatzen überlebt hat. Die beiden verwickeln die fünf Kämpfer in ihrem Haus in Gespräche. „Du bist mein Bruder. Wir wollen Frieden“, sagt die Frau in Todesangst. „Nein, ich bin nicht dein Bruder“, entgegnet der Hamas-Mann. Er hält seine Pistole an den Kopf des Hausherrn. Die Alten versorgen ihre Feinde mit Cola, Hühnchen und Reis. Stunden später kann sie die israelische Armee unversehrt befreien. Das Paar überlebt das Massaker. Ein Wunder? Ja. Wenigstens ein kleines.

 

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