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Weihnachten 2023

Wassim Rassuk tätowiert christliche Motive. Die Madonna, die Auferstehung Jesu, seine Kreuzigung. Der fünfzigjährige Wassim lebt in Ost-Jerusalem, gehört zur kleinen Minderheit der koptischen Christen und führt in der 27. Generation einen kleinen Tattoo-Laden. Seine beiden erwachsenen Söhne sollen sein Geschäft einmal übernehmen. Seit siebenhundert Jahren stechen die Rassuks verschiedene Motive in die Haut, die ein Leben lang bleiben. Momentan gehen die Geschäfte schlecht. Wegen des Krieges bleiben Touristen aus aller Welt aus. Es ist nichts zu tun. Ab und zu ist Luftalarm. Am Himmel werden Hamas-Raketen vom israelischen Abwehrsystem Iron Dome abgefangen. Einen Bunker hat die christlich-arabische Familie Russek nicht. Wohin sollten sie also flüchten? Sie leben in der Altstadt von Jerusalem, mitten im Heiligen Land. In einer Region wie ein Pulverfass, in der sich derzeit die Menschen mit unvorstellbarem Hass abschlachten.

 

Wassim Rassuk aus Jerusalem. Tätowierer in der 27. Generation.

 

Wassim Rassuk ist staatenlos. Einen israelischen Pass hat er nicht, nur einen Aufenthaltsstatus. Der Tätowierer lebt als palästinensischer Christ zwischen allen Stühlen. Dieses Weihnachten soll nicht ausfallen, sagt er, aber es werde anders. Weniger glanzvoll, weniger hoffnungsfroh. Einen Baum will er dennoch aufstellen, für seine neunjährige Tochter. Wassim betont: „Ich persönlich bete für alle, die leiden.“ In seinem Freundeskreis gibt es viele Juden, Christen und Muslime. Man sei weiter im Gespräch, irgendwie versuche man den Faden nicht reißen zu lassen. Der ZEIT sagt er noch: „Ich habe kein Problem damit, als Kopte und Palästinenser an der Seite des jüdischen Volkes zu leben, aber ich habe ein Problem damit, an der Seite von jüdischen Rechtsextremen zu leben, die mich aus meinem Land vertreiben wollen.“

 

 

Ich wünsche Wassim Rassuk und seiner Familie in Jerusalem friedliche und gesegnete Weihnachten. Und natürlich allen, die bis hierher durchgehalten und weitergelesen haben. Vielen Dank für Eure/Ihre Treue.

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You never walk alone

Du gehst niemals allein. Ein stimmungsvoller Fußballsong. Eine beliebte Floskel des Kanzlers. Und doch gehen Millionen Menschen allein durch ihr Leben – und nicht unbedingt freiwillig und selbstbestimmt. Immer mehr Menschen in Deutschland fühlen sich einsam – gerade zu Weihnachten. Nach Einschätzung der Stiftung Patientenschutz ist Einsamkeit die größte Volkskrankheit in Deutschland. Bei der Telefonseelsorge drehe sich jeder vierte Anruf um das Gefühl des Alleinseins. Einsamkeit verbreite sich wie ein Virus. Die Pandemie mit dem Zwang zur Selbst-Isolation habe diesen Trend verstärkt. Was passiert? Menschen flüchten in virtuelle Social-Media-Welten. Es werden immer mehr: Verlassene und Witwen, Arbeitslose und Außenseiter, Abgehängte und Alleinerziehende. Aber auch viele Jugendliche und ganz besonders die 60+-Generation. Wer raus ist, findet nur schwer wieder rein. Einsame bleiben nahezu unsichtbar. Sie frühstücken allein, schlagen den Kragen hoch, gehen nach dem Abendbrot allein ins Bett. Wer ist das schon gerne? So lonely. Ist Einsamkeit ansteckend?

Hier vier Songs, die sich um das Thema Einsamkeit drehen.

 

Die Bundesregierung hat vor kurzem 111 Maßnahmen gegen Einsamkeit beschlossen. Motto: „Gemeinsam gegen Einsamkeit“. Geht das? Staatliche Dekrete gegen Einsamkeit? Es ist einen Versuch wert. Diese lobenswerte Initiative der Ampel-Koalition ist in deren Dauerclinch um Haushalt, Klimaschutz oder Bürgergeld fast untergegangen. So definiert das Familienministerium das Problem: „Einsamkeit entsteht, wenn die eigenen sozialen Beziehungen nicht den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen. Der empfundene Mangel kann sich sowohl auf die Zahl der Kontakte als auch auf die Tiefe und Enge der Bindungen beziehen. Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl, daher sind die Ursachen für Einsamkeit individuell und lassen sich nur schwer verallgemeinern.“

 

 

„Die Einsamkeit ist schrecklich, aber auf erhabene Art“, erklärte einst Philosoph Immanuel Kant. Das Leitbild der modernen Millennials ist das Gegenteil: Kreativ sein. Dabei sein. Mitteilen. Essen fotografieren. Live-Events häppchenweise mitschneiden. Alle Bilder sofort posten. „Fara una bella figura“, sich aufs Äußere und die Performance konzentrieren. Ansehen und Aktion muss geteilt werden, um jeden Preis. Das Leben als Social-Media-Material begreifen. Diese permanente digitale Selbstinszenierung kann am Ende in die Falle führen – in Illusionen, Isolation und Einsamkeit.

 

 

Manchen hilft ein Tagebuch als stiller Ort der Einsamkeit, als Freund und Schutzraum. Musik, Sport oder gemeinsame Aktivitäten helfen mehr als jede virtuelle Wisch- und Weg-Welt, in der man leicht stundenlang versacken kann, ohne sich aber ein Stückchen verbundener zu fühlen. Soziale Nähe hilft gegen Einsamkeit, damit gegen Krankheiten. Hautkontakte senken den Blutdruck und beruhigen Atem- und Herzfrequenz. Bereits längere direkte Augenkontakte haben diesen heilenden Effekt. Ausprobieren!

 

Sehr berührender Song von John Prine zum Schluss: Hello in There aus dem Jahr 1971

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Eiffelturm zu verkaufen

Als der Junge zehn ist, beschließt er: „Ich, Victor Lustig, schwöre hiermit, reich zu werden und genau das zu tun, was mir Freude macht.“ An diesen Schwur hält er sich zeitlebens. Als der Junge erwachsen wird, liegt ihm die Welt zu Füßen. Victor Lustig bricht aus der engen K.u.K-Provinz in der Nähe von Wien auf, um sein Glück zu machen: als Taschendieb, Fälscher, Betrüger, Hochstapler und hochgeschätzter Gentleman-Ganove. Alles, was fürs Leben wichtig ist, lernt er in Paris bei der alternden Bordellchefin La Dame. „Jeder sehnt sich nach etwas“, bringt Madame dem kleinen Victor bei: Erkenne die Wünsche der Menschen, bediene sie, und du hast Erfolg. Aus dem Jungen wird Graf Victor Lustig. Der elegante Titel Graf ist einer von achtzig Alias-Namen, aber der Wichtigste. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere fälscht der Graf im großen Stil Dollars, bringt die US-Wirtschaft fast ins Wanken. Er trifft Al Capone und verkauft nebenbei den Eiffelturm an einen Schrotthändler.

 

In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts rostete der Eiffelturm vor sich hin. Er galt als schrottreif. Ein Fall für Victor Lustig.

 

Diesen Schwindler-Schwejk Victor Lustig gab es wirklich. Jetzt erzählt der österreichische Autor Bastian Kresser seine unglaubliche Lebensgeschichte aus dem letzten Jahrhundert neu: „Als mir die Welt gehörte“. Ein höchst vergnüglicher Schelmenroman. Held Victor Lustig ist ein Mann mit Vorliebe für „angenehmes Reisen, gutes Essen, schneidige Anzüge und teuren Uhren“. Er lernt schnell, wie leicht es ist unterzutauchen, wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist. Geregelte Arbeit? Nichts für ihn! Sein in Madames Etablissements erlerntes Handwerk hilft. Das genaue Beobachten der Mitmenschen. Das Ausnutzen ihrer Gier nach schnellem Geld und Erfolg, ob in der High Society oder Unterwelt. Er praktiziert die zehn gelernten Gebote für perfekte Hochstapelei. Die ersten drei lauten: „Sei ein geduldiger Zuhörer. Sehe niemals gelangweilt aus. Sei niemals betrunken“. Die anderen sieben Gebote finden Sie im Buch.

 

Der echte „Graf“ Victor Lustig nach seiner Verhaftung in New York. „Der smarteste Gauner, der jemals geboren wurde.“

Der Graf hasst Langeweile und bekämpft sie wie seinen Todfeind. Zunächst beklaut er fingerfertig Touristen, später verbringt er Zeit in Wettbüros und erfindet Geldvervielfältigungsmaschinen. Schließlich fälscht er Weinetiketten und verkauft Fusel als Wein der Extraklasse. Sein Motto: „Köstlich. Ein Wein, würdig eines Grafen.“ Während der Prohibition in den USA vermittelt er den knappen Stoff in Flüsterkneipen, lässt Reisedokumente, Pässe, Zertifikate, Verträge, Schecks fälschen. Sein Meisterstück: er verkauft den „abrissreifen“ Eiffelturm gleich zweimal an verschiedene Schrotthändler, übrigens eine wahre Begebenheit. Victor Lustig ist die perfekte Mischung aus Donald Trump, Elon Musk und Dagobert Duck, allerdings vor hundert Jahren.

Was ihn von den heutigen Tycoons des modernen Turbo-Kapitalismus unterscheidet, sind seine gepflegten Manieren. Der „Geldfälscher des Jahrhunderts“ hat Stil. Er bleibt stets charmant und zuvorkommend. Er betrügt seine Geschäftspartner so geschickt, weil sie seinen Versprechen vom großen Deal glauben wie Kinder an den Weihnachtsmann. Lustig nennt sich „Vertrauenskünstler“. Sein Erfolgsrezept: völlige Hingabe an die Rolle, die er gerade spielt. Irgendwann wähnt sich das rastlose Chamäleon Victor Lustig unverwundbar. Wir ahnen das Ende. Gemeinsam mit Al Capone sitzt er in zu groß geratener Gefängniskleidung im Knast von Alcatraz, bewaffnet mit einem dreckigen Wischmopp zum Saubermachen der Duschen. Aber eines ist für den Grafen klar: Er macht „nur eine Pause“.

 

Bastian Kresser. Als mir die Welt gehörte. Eine amüsante Geschichte aus der Welt des schönen Scheins. Gut erzählt. Genau das Richtige für lange Winterabende.

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Was für ein Glück

Rückblende. Ein Juliabend Es ist unerträglich heiß. Leipzig dampft und schwitzt. Plötzlich ballen sich schwarze Wolken zusammen, entlädt sich die aufgestaute Schwüle in einem kurzen, heftigen Gewitterguss. Regen prasselt auf den Clara-Zetkin-Park. Was für ein Glück! Abkühlung. Aufatmen. Wir folgen der Menge zur Parkbühne. Eine kleiner, runder Open-Air-Veranstaltungsort aus DDR-Zeiten. Publikum Ü50. Nur Stehplätze. Bratwurst. Bier in Plastikbechern. Vorfreude. Es kann losgehen. Zweimal war das Konzert wegen der Covid-Pandemie jeweils um ein Jahr verschoben worden. Endlich! Beth Hart.

 

 

Die Frau legt los. Mit ihrer energiegeladenen, großartigen Stimme, voller Leidenschaft, Gefühl und Hingabe. Im hautengen Hosenanzug schnurrt sie erst wie eine Katze, faucht bald wie eine Löwin. Die gut eingespielte Band stellt sich komplett in den Dienst der Frontfrau. Beth Hart gibt jedem Song das gewisse Etwas. Den eigenen und den Coverversionen von Led Zeppelin bis Tina Turner. Die US-Amerikanerin ist ein absolutes Live-Erlebnis. Von der ersten bis zur letzten Minute gibt die 51-jährige Vollgas. Sie ist wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt. Wow! „Listen! I´m the girl from Los Angeles. I´d rather go blind. “

 

 

Beth Hart studierte Cello und Gesang an der Los Angeles High School Of Performing Arts, schloss ihr Studium jedoch nie ab. Mit 22 Jahren trat sie in der US-Castingshow Star Search auf und veröffentlichte ihr erstes Album. Mit L. A. Song gelingt ihr in den USA der Durchbruch. Sie spielt in dem Musical Love, Janis die Rolle der legendären Janis Joplin. Mit Anfang dreißig thematisiert Beth in Leave the Light On ihre Drogensucht und den folgenden harten Entzug. Es sind dunkle Stunden. Die Musik kann sie retten. Was für ein Glück! Nach knapp drei Stunden mit „Fire on the floor“ ist das Publikum in der Leipziger Parkbühne erschöpft. Die Menge entschwindet beseelt in eine warme Sommernacht.

An diesem Wochenende tritt Beth Hart (2./3. Dezember 2023) in Paris auf. Nächstes Jahr kommt die Ausnahmesängerin wieder nach Deutschland. Konzerte in München, Mannheim, Köln, Berlin und Hamburg sind 2024 geplant. Beth Hart. Eine Frau, eine Stimme, ein Erlebnis. Wie eine Naturgewalt, wie ein rettender Regenguss nach einem heißen Sommertag.

 

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Vom Wollen zum Können

Caspar David Friedrich ist heute ein Superstar. Zu Lebzeiten verkaufte er kaum Bilder. Seine Einnahmen reichten für Farbe und Pinsel und gerade mal für seine kleine Familie. Heute wird ein einfacher Skizzenblock für ein Mindestangebot in Höhe von einer Million Euro angeboten. Von solchen Summen hätte Kurt Sonn (1933-2020) nur träumen können. Sonn war ein äußerst kreativer und fleißiger Landschaftsmaler, aber kommerziell wenig erfolgreich – und er war mein Patenonkel. Über dreitausend Bilder, Zeichnungen und Skizzen hinterließ er. Für Märklin entwickelte er als Grafiker das Outfit, für die Reha-Einrichtung auf der Bodensee-Halbinsel Mettnau das Design, für den Süddeutschen Rundfunk Zeichentrickfiguren. Seine Brotjobs. Auf seinen heimatlichen Wanderungen ließ er sich von der Natur inspirieren. An der Costa Blanca, seinem Sehnsuchtsort, saugte er mediterrane Farbenpracht auf und bannte sie auf die Leinwand.

 

Kurt Sonn. Bild Nummer 0639

 

Sein Leben war Entdecken und Staunen, Malen und Komponieren. In seinem großen Atelier roch es herrlich nach Farbe. Sonn faszinierte der Morgenhimmel. Er beobachtete das Spiel der Wolken und begeisterte sich am Wechsel der Jahreszeiten. Seine in den Grundtönen rot, braun, mit gelben Sonnentupfern oder Flächen versehenen Landschaftsmotive folgen der expressionistischen Schule von Kandinsky und Gabriele Münter. Abstraktion der Natur auf Basis der Romantik mit starker Tendenz zum Kontrast. „Vom Wollen zum Können voranschreitend“, wie es im berühmten Manifest von 1916 heißt.

 

Kurt Sonn. Nummer 1501

 

Kurt Sonn fand seine Bestimmung in der Natur. Sein Gegenbild zur zerstörerischen Kraft der Menschheit in Zeiten von Gewinnstreben und Globalisierung. Er hasste den Krieg. Als kleiner Junge erlebte der 1933 geborene den (un)aufhaltsamen Aufstieg und totalen Ruin der Nazis. „Das waren Verbrecher. Sie zerstörten unsere Jugend“. Harmonische Farben und Formen waren seine Antwort auf Ausplünderung und Zerstörung des Planeten. Sein Atelier in der (weitgehend) heilen Unberührtheit der lieblichen schwäbischen Heimat beflügelte ihn wie seine geliebten mediterranen Motive. Sonn war kein heimattümelnder, weltfremder Maler. Er suchte Halt im Glauben, erlebte im Gespräch mit Gott Momente des Glücks aber auch tiefer Verzweiflung.

 

Kurt Sonn. Nummer 0458

 

Kurt Sonn war kein Performer, kein lautstarker Selbstdarsteller im selbstverliebten Kunstbetrieb. Er schaffte es nicht auf exklusive Vernissagen oder große Messen. Unverdrossen rang er um die richtige Komposition, die passende Mischung von Farben, Formen und Figuren. Stets suchte er den richtigen Ton. Ruhig und bescheiden, in seine Arbeit vertieft und äußerst konsequent. Ruhm und Anerkennung blieben ihm versagt. Fragen, ob er deshalb enttäuscht sei, lächelte er weg. „Ich habe doch meine Kunst.“

 

Kurt Sonn. 1933 – 2020.

 

„Schau dir die Natur an! Jeder Sonnenuntergang zaubert jeden Abend ein anderes Licht. Die Natur ist unsere beste Lehrmeisterin“. Der Künstler komponierte nicht nur Farben, er experimentierte auch mit Tönen und Worten. Am Klavier oder an der Schreibmaschine. Bis wenige Tage vor seinem Tod 2020 malte er nahezu jeden Tag ein neues Bild. Natur, Landschaften, Hügel, Dörfer, Kirchen. In den warmen, sonnigen Kurt-Sonn-Farben, die es zu entdecken gilt.

 

Kurt Sonn. Nummer 1380

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Nur für Verliebte

Das märkische Rheinsberg. Ein Spätsommer-Wochenende im Jahre 1911. Claire und Wolf fliehen vor dem Lärm ihres täglichen Lebens aus der großen Stadt Berlin. Sie turteln im fritzischen Provinzstädtchen, genießen das Glück ihrer frischen Liebe. Die Anfang Zwanzigjährigen streifen durch Schloss und Park, rudern hinaus, kuscheln auf der Wiese und staunen abends im Wirtshaus über Stummfilme. Ein junges Paar und drei Tage reinen Glücks. „Das Schloss leuchtete weiß, violett funkelten die Fensterscheiben in hellem Rahmen, von staubigen Lichtern rosig betupft, alles spiegelte sich im glatten Wasser.“ Ein Jahr später, 1912. Das Kaiserreich feiert den 200. Geburtstag des großen Friedrich, genannt der Alte Fritz. Als junger Friedrich verlebt dieser gleichfalls in Rheinsberg seine schönste Zeit. Da erscheint die Erzählung: Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte. „Dies alles umarmen können, nicht, weil es gut oder schön ist, sondern weil es da ist, weil sich die Wolkenbänke weiß und wattig lagern, weil wir leben! Kraft! Kraft der Jugend!“ Die fröhlich-frivole Kurzgeschichte macht den 22-jährigen Kurt Tucholsky auf einen Schlag berühmt.

 

„Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte“. 1912 Axel Juncker-Verlag Berlin. Tucholsky erzählt von einem Wochenendausflug mit seiner Freundin und späteren ersten Ehefrau Else Weil, genannt Claire Pimbusch. Als Tucholsky die Erstausgabe in der „Bücherbar“ in Berlin verkaufte, bekam jeder Käufer ein alkoholisches Getränk gratis.

 

Die reale Claire hieß Else Weil, eine Medizinstudentin. 1911 reist sie mit ihrem Kurt für ein Wochenende nach Rheinsberg. Im Mai 1920 heiraten sie. Die Ehe hält nicht lange, sie wird im März 1924 wieder geschieden. Tucholsky schmachtet: „Sei du die Welt für einen Mann, weil er nicht alle haben kann.“ Else Weil kontert: “Als ich über die Damen weg steigen musste, um in mein Bett zu kommen, ließ ich mich scheiden.“ Alle Anekdoten, Schnurren und viel mehr erfahren heutige Rheinsberg-Reisende im kleinen, feinen Tucholsky-Literaturmuseum. Seit über dreißig Jahren kann der streitlustige Publizist Kurt Tucholsky im Rheinsberger Schloss besucht werden. Die Ausstellung erzählt von Aufstieg, großen Erfolgen und Niederlagen, aber auch seinem frühen Tod im schwedischen Exil. Tucholsky nimmt sich 1935 verzweifelt das Leben. Seine Rheinsberger Geliebte Else Weil wird 1942 in Auschwitz umgebracht.

 

Muss er Rheinsberg verlassen? Kurt Tucholsky. (1890-1935)

 

Rheinsberg liefert in diesen Tagen schlechte Nachrichten. Das Museum ist in Gefahr. Weil das Städtchen sparen muss und lieber eine Schule sanieren will, soll die Tucholsky-Heimstätte möglicherweise geschlossen werden. Museumsleiter Peter Böthig, als Schriftsteller in der DDR von der Stasi verfolgt, geht Ende Februar 2024 in Ruhestand. Der Gemeinderat beschloss, seine Stelle zu streichen und Tucholsky der örtlichen Tourismusinformation unterzuordnen. Das eigenständige Tucholsky-Museum mit viereinhalb Zeitarbeits-Stellen und einem Gesamtbudget von etwa 350.000 Euro ist bedroht. Das Wendekind hat seit Anfang der Neunziger mit Ausstellungen, Filmen und Lesungen rund 1,2 Millionen Besucher angelockt. Das Blaubuch der Bundesregierung führt das Literaturmuseum als „kulturellen Gedächtnisort mit nationaler Bedeutung“. Die Begegnungsstätte darf nicht lieblos abgewickelt werden. Oder wie Tucholsky bemerken würde: „Seid barmherzig. Das Leben ist schon schwer genug!“

 

Rheinsberg ist zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert. Foto: haraldmk

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Gehirnjogging

Wenn nichts mehr geht, hilft Bewegung. Raus an die frische Luft. Gehen genügt. Es heißt doch Ge-Danke. Geh! Danke! Oder eben Gedanke. Wenn mein Gehirn zu joggen beginnt, rattern Worte los wie Wut, Entsetzen, Fassungslosigkeit, Krieg, Gewalt und Rückkehr ins Mittelalter. In Gottes Namen werden furchtbarste Verbrechen begangen. „Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.“

Diesen wunderbaren Gedanken in Form eines Gebets verfasste 1942 der US-amerikanische Dichter Stephen Vincent Benét. Da stand die Welt in Flammen. Der II. Weltkrieg war auf seinem Höhepunkt. Drei Jahre und viele Millionen Tote später wurde Benéts Botschaft zum Leitgedanken der neuen UNO, der Vereinten Nationen. Auferstanden aus den Trümmern des Zweiten Großen Krieges. Benét erlebte die UNO nicht mehr. Er starb 1943 im Alter von 45 Jahren.

 

Längst vergessen: Der Schriftsteller Vincent Benét (1898-1943). Er verfasste  1942 mitten im II. Weltkrieg einen bestechenden Leitgedanken für die 1945 aus den Trümmern auferstandene UNO.

 

Jede/r spürt es: Der Optimismus verbrennt – unsere westlich-liberale Demokratie scheint ein Auslaufmodell zu sein. Dabei sind die ideenhistorischen Wurzeln unserer europäischen Aufklärung  im historischen Idealismus Hegels ausbuchstabiert. Der Kerngedanke: Der Gang der Geschichte folge der Entfaltung der Vernunft und ermögliche somit eine stetige Entwicklung zum Besseren. „Vorwärts immer – rückwärts nimmer.“ Das westliche Modell erschien seit dem Ende des Kalten Krieges als Sieger der Geschichte und wurde zum Normalfall definiert. Parlamentarische Demokratie, Rechtsstaat, Marktwirtschaft und soziale Sicherung, Pluralismus und Individualismus.

 

St. Agnes. Die Heiligenskulptur überstand den Atombombenabwurf in Nagasaki am 9. August 1945 nahezu unversehrt. Die Rückseite der Statue ist verkohlt. St. Agnes ist im Gebäude der Vereinten Nationen in New York zu sehen.

 

Doch Hegel ist lange tot. China antwortete mit einer Kombination aus Kapitalismus, starkem Staat und konfuzianischer Tradition. In den USA agitiert mit America First eine starke populistische Trump-Bewegung. Im Osten Europas sind Putin-Autokraten an der Macht. Eine Reaktion auf die Enttäuschung hinsichtlich der Folgen der Übernahme des westlichen Modells. Der Westen ist ein Licht, das erlosch, sagen viele.  Besser Putin und Orban statt Kant und Hegel. Mit der Covid-19-Krise verstärkten sich Tendenzen einer Entglobalisierung. Die Folge:  Die Welt hat sich in ein nervöses, krisenanfälliges, multipolares Tollhaus verwandelt. Der Globale Süden wirft im Verbund mit autoritären Staaten dem Westen Doppelmoral, Dekadenz und Entwurzelung vor.

„Öffentlichkeit ist die Bedingung für Gerechtigkeit“, sagte einst Immanuel Kant. Auch in aufgeheizten Zeiten bleibe ich diesem Kerngedanken des Philosophen aus Königsberg treu, wollen wir nicht in ein Mittelalter der Kreuzzüge zurückfallen. Konkret bedeutet das: Befreit Palästina! Von den Terrorkommandos der Hamas und Hisbollah. Befreit Israel! Von Netanjahu und seinen orthodoxen Siedlern. Denn es liegt an uns, unsere Welt nicht zu zerstören, sondern aus der Erde „einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.“ Das galt 1945 und ist heute gültiger denn je.

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Trost

Wer schaut nicht manchmal verträumt in den Sternenhimmel? Wer sucht dort nicht nach Erleuchtung, Sinn und Hoffnung? Alles Hokuspokus, kontern Realisten. Aber wenn wir nicht mehr nach einem Sinn suchen, dann ist unsere Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben endgültig begraben. Es gibt Bilder, die strahlen. Bilder, die verzaubern und unsere Sehnsucht wecken. Caspar David Friedrich ist darin ein Meister. Er hat das gewisse Etwas, dieser urdeutsche Romantiker. Samuel Beckett nannte seine Werke die „einzig erträgliche Form der Romantik“. Walt Disney verkitschte seine Zeichentrick-Bambis im Caspar David Friedrich-Look. Nur Goethe konnte mit dem Maler aus Greifswald nichts anfangen. 1810 besuchte der Großdichter den Zeitgenossen Friedrich in seinem Dresdner Atelier. Der Dichter notierte ratlos in seinem Notizbuch, die Bilder seien ein „offenes Meer“. Fortan schickte Goethe die ihm zugesandten Bilder postwendend nach Dresden zurück.

 

Caspar David Friedrich. Zwei Männer in Betrachtung des Mondes. 1819/20. Öl / Leinwand, 35 x 44,5 cm. Staatliche Kunstsammlung Dresden. Inspiration für Becketts „Warten auf Godot“.

 

CDF wurde am 5. September 1774 in Greifswald geboren. Er starb am 7. Mai 1840 verarmt und vergessen in Dresden. Früh verliert er seine Mutter, danach seine Schwestern, mit dreizehn Jahren seinen Bruder Christoffer, der beim Versuch ihn zu retten selbst ertrinkt. Ein Trauma. Der junge Casper soll Kerzenzieher oder Seifensieder werden wie sein Vater, doch ihn fasziniert das Malen. Mit zwanzig Jahren beginnt er Malerei in Kopenhagen zu studieren, im Alter von 24 zieht es ihn nach Dresden. Dort bleibt er, um zeitlebens von der Küste zu träumen. Der pommersche Dickschädel züchtet Kanarienvögel und seine Neurosen. Mit über vierzig Jahren küsst er zum ersten Mal eine Frau. Die auserwählte Caroline Bommer wird sogleich seine Frau. Caroline über ihren Ehealltag: „Wenn er Himmel malt, darf man ihn nicht stören, das ist für ihn wie Gottesdienst.“

 

Mönch am Meer. Das Bild ließ Goethe 1810 ratlos werden.

 

Seine kreativste Phase hat der sonderbare Kauz bis 1835. In Dresden malt er seine heute weltberühmten Landschaftsbilder. Der Pinsel führt ihn in seine verlorene Kindheit, weiter zur frömmelnden Suche nach Gott und am Ende des Tages immer wieder in seine alte Heimat an die Küste von Pommern und Rügen. Im Alter von 51 Jahren attackiert ihn ein Schlaganfall, von dem er sich nicht erholen wird. Nach seinem Tod 1840 interessiert sich ein halbes Jahrhundert lang kein Mensch für seine Arbeit. Der Romantiker sei zu altmodisch, heißt es in der Kunstszene, einfach aus der Zeit gefallen. Erst mitten im I. Weltkrieg wird Caspar David Friedrich allmählich wiederentdeckt. Heute ist der arme Schlucker aus dem 19. Jahrhundert ein Superstar. Sein 250. Geburtstag im September 2024 wird vorab in Winterthur/Schweiz mit der großen Ausstellung „Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik“ (bis 19.11.23) gefeiert. Weiter folgen große Ausstellungen in Hamburg (ab 15. Dezember 2023) und im kommenden Frühjahr in der Alten Nationalgalerie Berlin. Später gastiert CDF in Dresden, Greifswald und Weimar. Im Frühjahr 2025 soll der Mann aus Greifswald das Metropolitan Museum in New York erobern.

 

Caspar David Friedrich: „Einsamer Baum (Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung)“. Inspiration für Rainer Maria Rilke.

 

Caspar David Friedrich ist für Florian Illies der „Maler der Stunde“. Der Autor beschreibt in seinem neuen Buch „Zauber der Stille“ CDF als Erfinder der Sehnsucht und bringt seine Bilder auf einen genialen Punkt. „Er atmet zeitlebens Natur ein, um sie als Kunst auszuatmen.“ Wie auch immer. Kunst entsteht im Auge des Betrachters. Caspar David Friedrich kann Trost spenden. Weil er mein inneres Auge anknipst. Weil er mir Hoffnung auf eine heile und bessere Welt schenkt.

 

Selbstbildnis.

 

Kreidefelsen auf Rügen. Gemalt nach seiner Hochzeitsreise 1818.

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Liebesgrüße aus Russland

Seit mehr als drei Jahrzehnten reist der Potsdamer Frank Gaudlitz nach Russland. Im Gepäck: anfangs ein analoger Kleinbildapparat, später eine moderne Digitalkamera. Das Riesenreich hat den Fotografen nie losgelassen, berichtet er, dessen Alltag, spröder Charme und schleichender Verfall. Etappen des stürmischen Wandel hält er seit den späten Achtzigern mit seiner Kamera fest. Von Schwarz-Weiß bis Farbe. Gaudlitz fasziniert „die Weite des Landes, die das Schwere, das Tiefe hervorbringt.“ Und: „Es sind tolle, warmherzige Menschen“. Er schätzt das Land von Dostojewski, Gorki und Tschechow. Er weiß genau, dass es das Land der kleinen Leute ist, aber auch  der neureichen Oligarchen und Tschekisten mit Putin an der Spitze. Seine beeindruckenden Momentaufnahmen sind derzeit in der Kommunalen Galerie Wilmersdorf in Berlin zu sehen.

 

Kadett in der Moskauer Metro. 2017. Foto Frank Gaudlitz

 

1988 reiste Gaudlitz in das Perestroika-Russland von Gorbatschow. Ein zweites Mal 1989. Da sind die Vorboten des Untergangs eines totgeweihten Systems zu spüren. Gaudlitz, Jahrgang 1958, sind Nähe und Unmittelbarkeit wichtig. Nichts an seinen Bildern wird arrangiert oder inszeniert. Geduldig wartet er auf den richtigen Moment. Der Potsdamer fotografiert auf Straßen und Plätzen, am Rande von Paraden und bei Hochzeiten, auf Bahnhöfen und Schwarzmärkten, in Fabriken und Sperrgebieten. 1992, bei seiner dritten Exkursion, findet er ein verändertes Land vor. Das Lächeln in den Gesichtern sei verschwunden, erzählt er. In der toxischen Goldgräberzeit der Jelzin-Ära war alles möglich:  Kometenhafter Aufstieg oder freier Fall in Armut, Apathie und Wodkasucht.

 

„Im Krieg bin ich geboren, im Krieg werde ich sterben. Mein Sohn hat in Sewastopol bei der U-Boot-Flotte gedient. Er wohnt in der Ukraine. Jetzt bekämpfen ihn seine eigenen Leute.“ Tamara C., 79 Jahre, aus Sokrjany, Ukraine, jetzt in Stolniceni, Moldau. Oktober 2022. Foto Frank Gaudlitz, 2022.

 

Bei seinen nächsten Reisen 2012 und 2017 hatte sich Russland ein weiteres Mal verändert. Im Alltag zeigen sich mehr Symbole von Pathos und Patriotismus. Alte Sowjetmuster blühen auf.  Selbst in der Ballettschule wird den Kindern militärische Erziehung nahegelegt. 2021 folgte der Fotograf den Spuren Alexander von Humboldts, reiste von St. Petersburg bis ins sibirische Tobolsk. Der zweite Teil von Omsk nach Astrachan war für 2022/23 geplant. Daraus wurde nichts. Putins Überfall auf die Ukraine stoppte alle Pläne. Seitdem sprechen die Waffen. Gaudlitz machte sich stattdessen in den einstigen Unionsrepubliken Moldau, Georgien und Armenien auf die Suche nach Kriegsflüchtlingen. Die Gesichter der Exilanten aus Russland und der Ukraine haben eines gemeinsam: sie sind von Angst und Trauer gezeichnet.

Was hat der Krieg mit den Menschen gemacht, frage ich den Potsdamer Fotografen zum Abschluss. „Putin hat ihnen die Zukunft genommen.“

 

Russische Emigranten nach ihrer Flucht in Tiflis, Georgien im Exil. April 2023. Foto Frank Gaudlitz

 

Frank Gaudlitz. Kosmos Russland. Kommunale Galerie Berlin-Wilmersdorf bis 5. November 2023.

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Kain und Abel

Nicht zu ertragen. Im Namen Gottes werden Menschen gequält, gefoltert, gefangengenommen, abgeschlachtet. Wie einst SS-Einsatzgruppen metzeln schwarzuniformierte Isadin-al-Kassam-Brigaden Juden nieder. Weltweit verbreitet mit Hilfe unzähliger Body- Handy- oder Dashcams. Ein stundenlanges Massaker am frühen Sabbat-Morgen des 7. Oktober 2023. Auf Straßen, in Kibbuzen, bei einem alternativen Nova-Festival. Dort hatten sich junge Menschen zum israelischen Wüsten-Rave „Sukkot Gathering“ getroffen, um bei Yoga, Goa-, Psy- und Trance-Techno in eine „Reise der Einheit und Liebe einzutauchen. An einem neuen und spektakulären Ort, der die beste Musik der Welt, außergewöhnliche und vielseitige künstlerische Darbietungen und viele andere atemberaubende Inhalte kombiniert“, so der Einladungstext. Für 260 junge Menschen wurde das Nova-Fest eine Reise in den Tod. Mittlerweile ist die Gesamtzahl der Toten in Israel auf 1.300 gestiegen. In Gaza sind – Stand: 14. Oktober 2023 – rund 1.800 Opfer zu beklagen.

Was in diesen Stunden folgt, ist alttestamentarische Vergeltung – gleichfalls im Namen Gottes. „Denn es ist Haschem, dein Gott, der mit dir geht, um deine Feinde zu bekämpfen, damit du gerettet wirst“. Mit diesem Gebet zieht die Israelische Armee IDF in die Schlacht, um alle Hamas-Terroristen zu „vernichten“. Die Gewaltspirale dreht sich weiter. Stopp! Wir schreiben das Jahr 2023. Warum bekämpfen sich Konfliktparteien im Namen des Schöpfers wie in den Kreuzzügen des Mittelalters? Mir fehlen die Worte. Wo ist Gott? Warum lässt er das zu? Das frage ich mich als gläubiger Dreiviertel-Christ. Woran kann ich mich klammern? Wer zeigt den richtigen Weg? Wo ist die Reset-Taste bei dieser Höllenreise?

Der britische öffentlich-rechtliche Sender Channel 4 hat einen nüchternen Bericht über den Ablauf des Hamas-Massakers in Israel veröffentlicht. Vorab eine Warnung! Es sind sehr verstörende Szenen zu sehen Doch kurz vor Ende flackert ein Hoffnungsschimmer auf. Ab ca. Minute 5 erzählt ein Rentnerpaar aus dem überfallenen Ort Ofahim, wie sie das Morden und Brandschatzen überlebt hat. Die beiden verwickeln die fünf Kämpfer in ihrem Haus in Gespräche. „Du bist mein Bruder. Wir wollen Frieden“, sagt die Frau in Todesangst. „Nein, ich bin nicht dein Bruder“, entgegnet der Hamas-Mann. Er hält seine Pistole an den Kopf des Hausherrn. Die Alten versorgen ihre Feinde mit Cola, Hühnchen und Reis. Stunden später kann sie die israelische Armee unversehrt befreien. Das Paar überlebt das Massaker. Ein Wunder? Ja. Wenigstens ein kleines.