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Caligula und sein Pferd

Wahnsinn! Ein Tyrann und Narzisst! Wer Caligula googelt, stößt auf einen arroganten und exzentrischen Herrscher der Extraklasse. Sein richtiger Name: Gaius Iulius Caesar Germanicus. Der dritte römische Kaiser von 37 bis 41 nach Christus. Als Kind erhielt der kleine Gaius den Spitznamen „Caligula“. Das bedeutet „kleine Soldatenstiefel“ – eine Anspielung auf die Miniaturschuhe, die er während der Feldzüge seines Vaters Germanicus trug. War der Römer wirklich ein Monster? Ein Despot, der sein Pferd zum Konsul befördert? Ein Alleinherrscher, der die Rolle des Tyrannen neu definiert? Dessen Leitsatz lautet: „Sollen sie mich doch hassen, solange sie mich fürchten.“

Das „Soldatenstiefelchen“ wächst auf der Insel Capri auf. Dort verbringt Caligula (*31. August 12) sechs Jahre, bevor er nach Rom geht und bald zum Quästor ernannt wird. Mit 24 Jahren wird er zum Imperator, zum Kaiser von Rom, bestimmt. Anfangs ist er beim Volk äußert beliebt. Er senkt Steuern, veranstaltet Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe. Dieser Brot und Spiele-Mix kommt bestens an. Eine längere Krankheit wirft ihn im Alter von 25 zurück. Hinter seinem Rücken liefern sich im Hofstaat Senatoren Machtkämpfe um eine mögliche Nachfolge. In einer überlieferten Rede im Jahr 39 wirft Caligula Senatoren vor, ihn töten zu wollen. Caligula nimmt Rache. Er schaltet potenzielle Konkurrenten aus, darunter 36 Senatoren, seinen Stiefvater und den Chef der Prätorianer.

 

 

Caligula entwickelt sich zu einem der schlimmsten Kaiser Roms. Während seiner kurzen, knapp vierjährigen Herrschaft verlangt er, ihn als Gott zu verehren. Er soll mit seinen drei Schwestern Inzest begangen, sie verbannt und getötet haben. Dafür gibt es keinerlei Belege, nur Gerüchte. Aber diese halten sich zuverlässig bis heute. Sicher ist: Caligula macht sich immer mehr Feinde. Ab Frühjahr 40 wird seine Herrschaft im Römischen Reich lebensgefährlich. Gegner werden öffentlich ausgepeitscht. Köpfe rollen. Der starke Mann in Rom erzeugt kollektive Angst.

Eine der berühmtesten Geschichten sagt, Caligula habe geplant, sein Lieblingspferd Incitatus zum Konsul zu ernennen. Tatsächlich sollte sein Pferd einen eigenen Palast bekommen. Der Rest ist Legende. Wie auch immer: Caligula verspottet und verachtet den Adel, das damalige Establishment der Hauptstadt Rom. Er demütigt seine Gegner aufs Äußerste.

 

 

Caligulas Ende ist blutig. Am 24. Januar 41 verlässt der Herrscher das Theater in einem unterirdischen Tunnel. Dort wird er vom Offizier Cassius Chaerea, dem Chef seiner Leibgarde, erstochen. Die Herrschaft geht gewaltsam zu Ende.  Entscheidend ist seine Leibgarde: die Prätorianer. Sie stehen für seinen Aufstieg und sein frühes Ende mit 28 Jahren.

Nun bleibt nur noch eine Frage: Ist die Geschichte vom selbstverliebten tyrannischen Herrscher ein Einzelfall und zweitausend Jahre alt, also verdammt lange her? Oder ist der Fall Caligula bis heute aktuell? Nicht nur in unzähligen Filmen und Romanen.

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Zwischen allen Stühlen

„In der Heimat bin ich deutsch, hier ist Vater Staat enttäuscht“, beschreibt Zavet ihr Leben. Die deutsch-russische Rapperin sitzt buchstäblich zwischen den Stühlen. Wie so viele Migrantenkinder der zweiten Generation. Da hilft kein deutscher Pass, keine solide Ausbildung, keine regelmäßigen Zahlungen an die Rentenkasse. Die Wiege der Musikerin stand 1995 in Alexandroweskoje, im Oblast Tomsk im tiefsten Sibirien. Genau dort, wo deutsch-russische Mythen zu Hause sind. Kälte, Gulag, Weite und Wodka. Als sie zwei war, zogen ihre Eltern gen Westen. Aus der kleinen Eisprinzessin Elizaveta wurde in der fränkischen Kleinstadt Ansbach das deutsche Schulmädchen Elisabeth.

 

 

Ihre sibirische Heimat am anderen Ende des Putin-Landes kennt sie nur aus Erzählungen. Zavet sagt in einem Interview: „Leider waren wir seither nicht mehr dort, eher besuchen uns meine Verwandten hier in Deutschland. Meine ganze Verwandtschaft väterlicherseits lebt nämlich noch dort. Sogar unser altes Haus steht noch da. In meinem Musikvideo zu „Husky Augen“ haben wir sogar Originalaufnahmen davon mit reingeschnitten.“ Aus diesen zwei Welten baut die Sängerin ihre Songs. „Huskeys Augen“ erschien auf ihrem ersten Album 2023. Rap mit russischer Seele. Im Text heißt es: „Gestartet mit nichts, geboren in der Kälte. Mom und Dad wollten weg, weil die Zukunft nicht safe ist“.

 

 

Zuvor war sie aus dem kleinen Ansbach nach Mannheim gezogen. Ihre Hoffnung dort von und für die Musik leben zu können. An der Pop-Akademie wird sie abgelehnt, doch das Schicksal meint es gut. Warner Music erkennt ihr Talent und gibt dem Mädchen aus der Provinz eine Chance. Die Musikerin ist dank ihrer Eltern mit einer frühkindlichen Musik-Förderung seit dem vierten Lebensjahr ausgestattet. Später gibt Zavet ihren erlernten Bürojob auf, wird Vollzeit-Musikerin. Ein knallhartes Business voller Konkurrenz, Intrigen, Höhepunkten und Tiefschlägen.

Wie nahezu alle aus der Rapper-Szene beschwört sie das Lifestyle-Motto: „Authentizität“.  Echt sein. Cool sein. Sich nicht verstellen, bloß nicht verbiegen lassen. Ihr Künstlername Zavet ist eine Abkürzung aus ihrem russischen Vornamen Elizaveta. Das Wort steht im Russischen für Testament, Vermächtnis, Großmut oder Ratschlag. „Ich musste erst lernen, mich so nackig zu machen. Aber ich fühle meine eigene Musik mehr, wenn ich erzähle, was real ist.“

 

 

Mit „Etage 3“ ist ihr neues, zweites Album erschienen. Ein Musikkritiker wirft ihr mit scharfem Schwert „pubertäre Plattitüden“ vor, die „dem großen Wurf im Weg“ stünden. Zavet sucht tatsächlich ihren Platz in unserer satten und verwöhnten Gesellschaft. Als junge Frau, als Rapperin und als Deutsche, die im fernen Sibirien in der Eiseskälte geboren wurde. Es lohnt sich, ihr relaxt und unvoreingenommen zuzuhören.

 

Sie rappt sich durchs Leben. Zavet, geboren in Sibirien. Musikerin in Deutschland.

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Das Narrenschiff

„Je länger die DDR tot ist, desto schöner wird sie.“ Diesen Phantomschmerz prophezeite in den neunziger Jahren der kluge Schriftsteller Jurek Becker. Der stets ironisch-melancholische Becker kannte sich mit den Deutschen aus, ob als Autor von „Jakob, der Lügner“ oder der TV-Serie „Liebling Kreuzberg“. Es dauert nicht mehr lange, dann ist die DDR so lange tot wie sie existiert hat – etwas mehr als vierzig Jahre. Jetzt hat der große Erzähler Christoph Hein die Geschichte dieses kleinen untergegangen Landes als Gesamtpanorama erzählt. Er berichtet auf 750 Seiten über die Reise eines Narrenschiffs. Losgesegelt mit großem Anspruch, am Ende kläglich gekentert. Im Mittelpunkt seines Opus magnum steht das mittlere Management des ersten Arbeiter- und Bauernstaates.

 

„Wer uns angreift, wird vernichtet!“ Die DDR im Kalten Krieg. Berlin-Mitte. Anfang der sechziger Jahre.

 

An Bord des Narrenschiffs versammeln sich „überzeugte Kommunisten, ehemals begeisterte Nazis, in Intrigen verstrickte Funktionäre, ihre Bürgerlichkeit in den Realsozialismus hinüberrettende Intellektuelle, Schuhverkäufer, Kellner, Fabrikarbeiter, Hausmeister“, dazu kleine und große Stasi-Leute. Alle richten sich irgendwie ein. Anpassung, Opportunismus und vorauseilender Gehorsam prägen die Nachkriegsfiguren. Ihr Ziel: Den Krieg vergessen, was Neues beginnen. Davon träumen die Soldatenwitwe und Bürohilfskraft Yvonne, der einstige Fahnenjunker-Feldwebel und Ingenieur Johannes. Rita, die Stellvertreterin des Bürgermeisters, ihr Ehemann der Ökonomieprofessor Karsten. Nicht zu vergessen der große Shakespeare-Experte Benaja, der in der DDR hängenbleibt.

 

„Ossi“-Papierkorb. Gesehen in Hoyerswerda/Sachsen.

 

Alle Aufbauhelden in Heins großer DDR-Geschichte von 1945 bis 1990 eint das Mitmachen. Wegducken. In-Kauf-Nehmen. Stets geht es um den kleinen Vorteil und das große Ganze. Opportunismus in allen Farben und Schattierungen. Weiß Gott, kein Alleinstellungsmerkmal der DDR. Hatte der SED-Staat jemals eine Chance einen Platz in der Weltgeschichte zu erringen? Nein, meint Romancier Hein. In dieser Frage ist er knallhart. Die DDR sei „ideologisch, wirtschaftlich und politisch chancenlos“ gewesen. In einem Interview mit dem SPIEGEL setzt der 81-jährige noch eins drauf:  »Von der DDR wird nichts bleiben. Sie wird vergessen werden«

 

 

Für manche mag sein Erzählstil ein wenig altmodisch und betulich wirken. Aber Christoph Hein schreibt klar, präzise und ohne Scheuklappen. Hein urteilt nicht. Er belehrt nicht. Er verstehe sich keineswegs „als Ankläger, Verteidiger oder Richter“ seiner Figuren. Sein Credo: Er beobachte Menschen wie sie sind, was sie umtreibt, auf ihrer Suche nach dem kleinen und großen Glück. Die bittere Pointe am Ende von Heins Narrenschiff: In der neuen Zeit nach der Einheit von 1990 erlebten viele DDR-Bürger, dass ihre großen Hoffnungen auf einen Neuanfang platzten. Dass bei aller Freiheit nun das Grundbuch mehr zählt als das Grundgesetz. Diese große Nachwende-Geschichte seit der Vereinigung muss und kann noch geschrieben werden.

Sehr zu empfehlen: Christoph Hein. Das Narrenschiff. Suhrkamp. 2025

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Blaupause meines Lebens

Ein Dorffest in Brandenburg an einem heißen Junitag. Stände sind aufgebaut. Brot wird gebacken, Trödel, Räucherfisch und Honig angeboten, natürlich lädt die Standard-Hüpfburg die Kleinen zum Turnen ein, während sich die wenigen Jugendlichen langweilen. Hinter der Kirche ist eine Bühne aufgebaut. Es gibt Bio-Bratwurst, Rhabarber-Schorle und Bier. Dann betritt eine kleine Frau im besten Babyboomer-Alter die Bühne. Sie hängt sich die Gitarre um, checkt ein letztes Mal den Sound. Hat sie Lampenfieber, ganz allein in der Nachmittagshitze auf dem Dorfanger? Sie legt los. Die glasklare Stimme weht wie ein Sturm über den Platz und mitten durchs volle Bierzelt. Die Frau mit der Gitarre kann singen. Und wie!

 

 

Der Top-Act an diesem Juni-Wochenende 2025 im märkischen Katerbow (Ostprignitz) ist Katharina Franck. Wer? Ja. Die Frontfrau der Rainbirds.  Ja, die Sängerin der Aufsteiger-Band aus den späten Achtzigern – mit dem Mega-Hit Blueprint. Als Katharina – Katja – Franck – am Ende ihres Kurzauftritts den großen Hit aus dem Jahre 1987 anstimmt, füllt sich blitzartig der leere Platz mit tanzwütigen Menschen im fortgeschrittenen Alter. Sie eilen aus ihren Schattenplätzen und schütteln die Glieder im Rhythmus der legendären Gitarrenriffs. Blueprint.  In der deutschen Übersetzung heißt es im Refrain:

 

„Ich schleiche um die Ecke
mit einer Blaupause meines Liebsten,
mit einer Blaupause meines Lebens,
ich sollte besser zusehen, dass ich Land gewinne.“

 

 

Der wuchtige Song ist auf ihrer Bettkante in Kreuzberg entstanden, erzählte einmal Katharina Franck. Gitarrist Peter Weihe entwickelte den Riff, der ein einziges Mal bei der Studioaufnahme eingespielt wurde. Quasi live, mit vollem Risiko, ohne doppelten Boden.

Es ist der Sound der Jugend. Fast vierzig Jahre danach mutiert das Lied auf dem Dorfplatz zum Rollator Rock ’n’ Roll. Katharina gibt alles, als stehe sie auf der Berliner Waldbühne. Das gesetzte Publikum tanzt versonnen und träumt sich in frühere Zeiten. Das Lied ist eben ewig jung – Forever young: glasklare Stimme, treibender Groove. Damals: Ein Superhit aus dem Nichts. Der Erfolg überrollte die Rainbirds. Dann Streit, Trennung, Aus. Auf dem Höhepunkt löste Katja die Band auf. Das war’s. Sie nahm mit Mitte zwanzig Abschied von einem Leben als Rock-Lady, das eigentlich noch gelebt werden sollte.

 

 

Als der Song verklingt, werden ihr überall glänzende Augen über dem Dorfplatz zugeworfen. Die Jüngeren fragen: Wer war das denn? Egal. Wie schön, dass dieses frische, packende Lied Blueprint keine Sekunde gealtert ist. Danke, Katharina Franck.

 

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Ein Stückchen Ewigkeit

Haben Sie am Freitag, dem 4. September 2640 etwas vor? Nein! – Dann auf nach Halberstadt in Sachsen-Anhalt. An diesem Wochenende – so der Konzerttipp – wird der Schlussakkord des Stücks „Organ2/ASLSP“ von John Cage in der St.-Buchardi-Kirche zu hören sein. Es ist der D-Moll-Akkord des längsten Musikstücks der Welt. Seit einigen Wochen läuft nun „der früheste Vorverkaufsbeginn der Konzertgeschichte“ an: Der feierliche Abend findet in genau 615 Jahren statt.

 

 

Was ziehe ich zum Finale an? Wen nehme ich mit? Wie komme ich in das Städtchen im Vorharz? Zugegeben: Wenn wir unseren Planeten nicht zwischenzeitlich selbst ruiniert haben, kommt eher die 21. bis 25. Nachfolge-Generation infrage. Doch wer sich rechtzeitig Tickets sichert, der sorgt dafür, dass die Ururururur… Enkel dabei sein können. Ein kleines Stück für die Ewigkeit und ein großer Abschluss eines charmant-verrückten Projekts. Außerdem: Musik ist sowieso unsterblich.

 

 

„Die verrücktesten Ideen nehmen ihren Anfang stets vom Ende der Welt aus“, brachte mir ein befreundeter Theatermann bei. Seit September 2001 ist John Cage in Halberstadt on fire. 639 Jahre dauert die Aufführung bis ins Jahr 2640 Bei As slow as possible handelt es sich um ein Stück des amerikanischen Avantgardekünstlers John Cage (1912-1992). Der komplette Titel lautet “Organ Squared – as slow as possible”, komponiert für Orgel im Jahr 1987.

Die Idee der Initiatoren um Rainer Neugebauer war damals so einfach wie überzeugend. Im Jahre 2000 wurde die prächtige gotische Orgel (1361) im Halberstädter Dom nach 639 Jahren fertig. Nun wollte man mit Cage in die Zukunft schauen. Die nahe St. Buchardi-Kirche aus dem 13. Jahrhundert stand leer. Sie wurde ausgemistet. Bis in die siebziger Jahre hatte das ehemalige Nonnenkloster als Schweinestall gedient. So konnte historische Bausubstanz vor dem Verfall gerettet und John Cage für sage und schreibe  639 Jahre etabliert werden.

 

Das längste Konzertstück der Welt findet in Halberstadt in Sachsen-Anhalt statt. Hingehen. Die Stadt lohnt sich.

 

As slow as possible. Wer Ruhe, Gelassenheit und Entschleunigung sucht, findet im ehemaligen Zisterzienser-Kloster von Halberstadt alles, was das Herz begehrt. Vorausgesetzt: Es gelingt, im TikTok-Zeitalter Geduld und Muse mitzubringen, um sich stunden- vielleicht auch tagelang an einem einzigen Ton erfreuen zu können. Das wäre doch eine echte Challenge!

Die Eintrittskarte für das große Finale im Jahr 2640 kostet 2.640 Euro. Dafür gibt es eine spezielle Eintrittskarte aus zwei Millimeter dickem Metall. Ein echtes Unikat, hergestellt in der renommierten Gravur-Werkstatt Kanschur in Königs Wusterhausen bei Berlin. Keine Sorge: die Tickets sind übertragbar und können weiter verkauft werden. Es sind fälschungssichere Blechmarken  – für ein Stück Ewigkeit.

John Cage Projekt. Halberstadt.

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Dünen, Diva und Dichter

Eines Sommers entflieht ein schmächtiger Intellektueller mit großer Nase dem Berliner Trubel. Der Mann ist Dichter, Komödiant und Alleinunterhalter aus dem sächsischen Wurzen. Leichtmatrose, Musikant, Entertainer. Einer, der das Reimen liebt. Seine deutlich jüngere Frau Leonharda nennt er liebevoll Muschelkalk. Der Vortragskünstler aus der Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“, Markenzeichen: Seemann „Kuttel Daddeldu“ begeistert sein Publikum. In den letzten Jahren hat er über zwanzig Bücher veröffentlicht. Sein Name: Joachim Ringelnatz. Der Mann braucht eine Auszeit. Sein Ziel: die Insel Hiddensee. Treffpunkt der Naturfreunde und Hotspot der Künstlerszene.

 

Ringelnatz legt los:

„Kühe weiden bis zum Rande
Großer Tümpel, wo im Röhricht
Kiebitz ostert. – Nackt im Sande
Purzeln Menschen selig töricht.

Und des Leuchtturms Strahlen segnen
Eine freundliche Gesundheit.

Andrerseits: Vor steiler Küste
Stürmen Wellen an und fliehen. –
Nach dem hohen Walde ziehen
Butterbrote und Gelüste.“

 

Joachim Ringelnatz. Illustriert von Kat Menschik.

 

Wir sind im Sommer 1932. Ringelnatz befindet sich künstlerisch im Zenit. Hiddensee ist die perfekte Oase für exzentrische Menschen jedweder Couleur. Der Dichter hat nur ein Ziel: das „Karusel“, das Ferienhaus von Asta Nielsen. Die Dänin ist der erste weibliche Superstar des neuen Mediums Kino, die Königin des Stummfilms. Eine selbstbewusste wie selbstbestimmte Diva. Die Anzahl ihrer Affären und Lover ist legendär. Doch der Tonfilm zerstört ihre Karriere. Ihr Stern verglüht. Sie dreht nur noch einen einzigen Film und veröffentlicht 1946 ihre Autobiografie: „Die schweigende Muse“. Sie notiert: „Berühmtheit ist ein Wort im Sande.“

 

 

Mit dem knorrig-witzigen Außenseiter Ringelnatz verbindet die dänische Diva eine tiefe Seelenverwandtschaft. Der größte Stummfilmstar aller Zeiten und der kauzige Dichter verbringen auf Hiddensee fröhliche, unbeschwerte Tage. Ringelnatz reimt in seiner Liebeserklärung an Asta und „Hiddensee“ munter weiter:

„Steht ein Häuschen in der Mitte,
Rund und rührend zum Verlieben.
»Karusel« steht angeschrieben.
Dieses Häuschen zählt zu Vitte.

Asta Nielsen – Grischa Chmara,
Unsre Dänin, und der Russe –,

Auf dem Schaukelpolster wiegen
Sich zwei Künstler deutsch umschlungen. –
Gar kein Schutzmann kommt gesprungen. –
Doch im Bernstein träumen Fliegen.“

 

Ringelnatz aufregendes Leben endet nur ein Jahr später traurig-tragisch: Die Nazis belegen den hintersinnigen Komödianten als „entarteten Künstler“ mit Auftrittsverbot. Verfemt und verarmt stirbt Joachim Ringelnatz am 16. November 1934 in Berlin an Tuberkulose. Asta Nielsen verabschiedet sich 1972 im Alter von neunzig Jahren im dänischen Frederiksberg.

Wer mehr über Hiddensee erfahren möchte, am besten das autofreie Inselchen einfach selbst erkunden. Zwei Buchtipps:

Asta Nielsen & Kat Menschik: Im Paradies. Galiani 2023.

Christof Kessler. Entscheidung auf Hiddensee. 2025 über den Arzt und Dichter Gottfried Benn, der im Sommer 1913 drei schöne Wochen auf der Insel Hiddensee verbrachte.

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„Eins auf die Fresse!“

Lieben Sie Ihre Heimat? Ihr Dorf, Ihren Kiez oder Ihr Land? Liegt da nicht einiges im Argen? Wollen oder können Sie es besser machen? Verantwortung übernehmen? Bürgermeisterin oder Abgeordneter werden? Tja! Es gibt viel zu tun: In Zeiten von Brückenabrissen, Schlaglöchern, stinkenden Schultoiletten, maroden Schulen, kaputten Sportplätzen und ungeheizten Freibädern. Ja, das Land ist nicht in Ordnung. Landauf, landab überfüllte Kitas, fehlende Pflegestellen, explodierende Mieten, steigende Schulden bei sinkenden Einnahmen.  Wer will da den Hut aufhaben? Bei geringem Gehalt und großem Zeitaufwand?

 

Deutschland im Mai 2025. Die Idylle trügt. Außerhalb der Berliner Blase braut sich etwas zusammen.

 

Es hat sich viel verändert im Land. Bürgermeister spüren es zuerst. „Kommunalpolitiker sind das Gesicht vor Ort“, heißt es so schön und die müssen sich so einiges gefallen lassen. Am besten eins in die …. drohen Maulhelden im Netz oder auf dem Dorffest. Mehr als jede dritte Amtsperson erlebt im Alltag verbale und/oder digitale Beleidigungen, Bedrohungen und Übergriffe, manche sogar mehrfach. Laut Bundeskriminalamt sind im letzten Jahr bundesweit 4.923 Straftaten gegen Mandatsträger registriert worden. Die Konsequenz: Viele wollen nicht mehr. Jeder vierte Bürgermeister möchte sein Amt am liebsten aufgeben. Das gilt übrigens auch für Menschen, die sich ehrenamtlich besonders engagieren. Auch sie erleben Hass und Hetze.

 

Gerald Lehmann. Parteiloser Bürgermeister in Luckau/Brandenburg. „Demokratie entscheidet sich am Gartenzaun.“ Quelle: Stadt Luckau

 

Was tun? Evangelische Kirche und öffentlich-rechtliches RBB-Radio hatten zur Bestandsaufnahme im Französischen Dom eingeladen. Schnell wird in Berlin klar. Die Lage vor Ort hat sich zugespitzt. Miteinander geredet wird kaum noch, aneinander vorbei umso mehr. Es ist die Zeit der Feindbilder. Ein parteiloser Bürgermeister aus Luckau im Spreewald erzählt von ständigen Anfeindungen, aber auch, dass er weitermacht. Weil er davon überzeugt sei, die Mehrheit seiner Kleinstadt hinter sich zu wissen. Auf bösartige Diffamierungen müsse man reagieren. „Man muss dem Hass ein Gesicht geben“. Doch Ross und Reiter zu nennen, erfordert in kleinen Orten, wo jeder jeden kennt, viel Mut. Der Bürgermeister bleibt zuversichtlich. „Meine Helden sind alle Ehrenamtlichen.“ Woher Gerald Lehmann aus Luckau seine Kraft nimmt, bleibt bewundernswert.

 

 

Eine junge Bundestagsabgeordnete aus Cottbus zog im Wahlkampf mit dem Bollerwagen von Dorf zu Dorf. Ein Auswärtsspiel für die SPD-Frau Maja Wallstein im tiefblauen AfD-Lausitz-Land. Zuhören, nach Lösungen suchen, das sei anstrengend, sagt sie, aber möglich. Manchmal gelinge ihr zwischen Jägerzaun und Klatschmohn klarzustellen: In Zeiten zunehmender Einbrüche seien „nicht Ausländer Schuld, sondern Menschen, die kriminell sind.“ Auch Maja Wallstein wirkt furchtlos, obwohl die schmale Abgeordnete einräumt, auch schon mal ans Aufhören gedacht zu haben. „Aber ich will was für meine Töchter und mein Land tun.“

 

Tileman Wiarda. Evangelischer Pastor. Auf dem Weg von Jüterbog in Brandenburg zu einer neuen Stelle an der Nordsee. Quelle: Victoria Barnack

 

Der brandenburgische Pfarrer Tileman Wiarda ist ein stabiler, unerschütterlicher Mann. Und dennoch lässt er sich nach jahrelangen Dauerfehden mit einer starken AfD jetzt von Jüterbog an die Nordsee versetzen. Er wolle nicht mehr ständig als „schlechter, links grün-versiffter Pfarrer“ beschimpft werden, nur weil er sich um Dialog bemüht habe. Kirche müsse für alle offen sein, sagt der wortgewandte Gottesmann. Das sei wichtiger denn je, aber bei ihm in Jüterbog kaum noch möglich. Der Mann ist sichtlich erschöpft.

Am Ende der knapp anderthalbstündigen Gesprächsrunde fragt eine vielleicht zwölfjährige Schülerin den Pfarrer: „Wenn 1933 alles angefangen habe und erst 1945 zu Ende gegangen sei, und jetzt alles wieder möglicherweise so wäre wie damals: Bekommen wir dann Krieg?“ Im Französischen Dom wird es still. Der Pfarrer aus Jüterbog überlegt, ringt um eine passende Antwort und sagt: „Das hoffe ich nicht. Wir müssen am besten die zwölf Jahre überspringen.“

Können wir unsere unruhige Gegenwart vorspulen, um die Geister der NS-Vergangenheit in der Flasche zu lassen? Gelingt uns das? Ein spannender Gedanke für den Nachhauseweg.

 

Hilfe für Amts- und Mandatsträger gibt es bei Stark im Amt.

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„Das Land, das ich liebe“

Putins Russland. Es demonstriert Stärke, Gewalt und Härte. Der Kreml schickt seine Soldaten massenweise in den Tod. Seit drei Jahren. Die Ukraine soll unterworfen werden, offenbar um jeden Preis. Widerstand im eigenen Land scheint zwecklos. Eine nennenswerte Opposition gibt es praktisch nicht mehr. Die Repression läuft auf Hochtouren, wie einst in Stalins Zeiten. Heute reicht ein falscher Like, um hinter Gittern zu landen. Oder ein leeres Stück Papier, hochgehalten auf dem Roten Platz. Die Arbeitslager in den Weiten des Landes sind gut gefüllt. Selbst Anwälte von Regimegegnern wie des im Lager gestorbenen Alexej Nawalny werden eingesperrt. Willkommen in Putins Gulag.

 

Frank Gaudlitz. Kosmos Russland.

 

Zehntausende Oppositionelle und Regimegegner haben seit dem Großen Kriegsbeginn im Februar 2022 ihre Heimat verlassen. Kein Wunder: Als die Invasion begann, „sind in Russland 21.000 Verfahren eröffnet worden gegen die Menschen, die aus Protest auf die Straße gegangen sind. Es gibt rund 1.500 politische Gefangene mit langen Haftstrafen. Für einen Like in den sozialen Medien kann man sechs Jahre Gefängnis bekommen“, erklärt Dmitri Andrejewitsch Muratow, Mitbegründer der verbotenen Oppositionszeitung „Nowaja Gaseta“. Der Nobelpreisträger ist einer der letzten unabhängigen Journalisten Russlands, der noch in Moskau lebt.

Für Journalist Muratow ist der Deutsche Dietrich Bonhoeffer sein Vorbild und Lieblingsphilosoph. Warum? Muratow sagt in einem Zeit-Interview: „In einer Diktatur muss man den Allernächsten helfen. Man muss den Menschen, die sich einsam fühlen, deren Werte verletzt wurden, sagen: Ihr seid nicht allein! Ich stimme Bonhoeffer zu. Wir haben Hunderttausende Leser, die Unterstützung brauchen. (…) Der zweite Gedanke, den Bonhoeffer ausgedrückt hat: Die Diktatur will den Menschen total beherrschen. Man muss helfen, den Abstand zum Bösen zu halten.“ Und ein letzter Muratow/Bonhoeffer-Gedanke: „Das Böse hat das Gute besiegt. Aber das heißt nicht, dass du auf die Seite der Sieger wechseln musst.“

 

 

Junge, mutige Frauen wie Vera Politkowskaja, Tochter der 2006 ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja, oder Jelena Kostjutschenko, mussten nach der Invasion ihre Heimat verlassen. Sie geben in ihren Büchern „dem anderen Russland“ Stimme und Gesicht. Beide Frauen sagen: „Wir lieben unser Land.“ Trotz alledem. Sie glauben: Russland könne nur eine Zukunft haben, wenn ihr Land das System Putin abschüttelt.

 

Mit Irina Sherbakowa in Leipzig im Herbst 2022. Kurz zuvor musste die Friedensnobelpreisträgerin und Memorial-Mitbegründerin Russland verlassen. Seitdem lebt sie im deutschen Exil.

 

Davon ist auch Irina Sherbakowa überzeugt. Die Mitbegründerin der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ wurde 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das unabhängige, russische Netzwerk hat Putin als «ausländische Agentenorganisation» verbieten lassen. Die unerschrockene Publizistin arbeitet im deutschen Exil an ihrem neuen Buch. Es heißt: Der Schlüssel würde noch passen“ und soll im November 2025 erscheinen. Sherbakowa über ihr Russland: „Man darf den Staat nicht mit dem Land verwechseln.“

Wer mehr über das andere Russland erfahren will: Memorial. Erinnern ist Widerstand. C.H. Beck. Mai 2025.

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Echt oder falsch?

Was ist richtig, was falsch? Was ist wahr, was sind Fake News? Wem ist in KI-Zeiten (noch) zu trauen? Überhaupt: Wie objektiv können Medien überhaupt sein? Berichten die Öffentlich-Rechtlichen wirklich fair und unabhängig? Fragen, die viele beschäftigen. Seit knapp einem Jahr reise ich mit kurzen Referaten, vielen Beispielen und ganz wichtig – langen offenen Gesprächen ohne gecastetes Publikum – durch die sächsische Provinz.

Jeder Auftritt ist ein Wagnis. Nie weiß ich, was mich erwartet. Der Eintritt ist frei. Begegnungen auf Einladung von Kulturhäusern, Kirchengemeinden oder Volkshochschulen, vermittelt von Dirk Lienig, einem der Köpfe der Kulturfabrik Hoyerswerda. Ja genau, Hoyerswerda! Bundesweit bekannt durch Ausschreitungen Anfang der Neunziger. Eine schrumpfende Stadt wie keine andere in Ostdeutschland. Heimat des legendären Liedermachers Gundi Gundermann.

 

Laubusch, Landkreis Bautzen. Eine Kirche, eine Schule, ein Kulturhaus. Keine Braunkohle mehr, aber ein aufgewecktes Publikum.

 

In Sachsen bin ich seit Sommer 2024 immer wieder unterwegs. Die Region Oberlausitz in Ostsachsen ist eine geschundene Region. Einst stolzes Energiezentrum der DDR. Braunkohle, Tagebau. Wende. Transformation. Abwanderung. Stillstand. Bis heute eine „abgehängte“ Gegend, aufgeladen mit stabilen Klischees und Vorurteilen. Kurz: Aus Berliner Nase-weit-oben-Sicht: Das Herz von AfD-Dunkel-Deutschland.

Laubusch ist eine kleine ehemalige Tagebaustadt zwischen Hoyerswerda und Senftenberg. Nahezu ein Jahrhundert lang wurde hier Braunkohle gefördert, nach dem II. Weltkrieg  Briketts produziert. Das Kulturhaus aus dem Jahre 1932 steht mitten im Zentrum der Gartenstadt „Erika“ aus den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts.  Das aktuelle Kultur-Programm reicht von der Vorführung des Hundesportvereins über Jugendweihe und Kneipenquiz bis zu Kinoabenden, Familien- und Kinderfesten bis zur beliebten „Kula Dance-Night“.  Disko geht immer.

 

 

Bei meinem Laubusch-Termin soll es vorrangig um die Frage gehen, wie im KI-Zeitalter Dichtung und Wahrheit auseinandergehalten werden können. Die Skepsis der knapp zwei Dutzend Besucher ist mit Händen zu greifen, als das Thema Öffentlich-Rechtliche erreicht ist. Jetzt verwandelt sich das Misstrauen der sächsischen Best Agers in Ablehnung, Trotz und Glaubensbekenntnisse. Das klingt ungefähr so: „Seit Corona glauben wir Euch nichts mehr!“ – „ARD und ZDF berichten einseitig und falsch!“ – „Die machen sowieso, was sie wollen!“ – „Ich kann sagen, was ich will, aber es bringt nichts.“ – „Niemand hört auf uns.“ – „Warum haut Ihr auf die Ossis so ein?“

Laubusch ist kein Einzelfall. Konkrete Erfahrungen aus dem Alltag werden erzählt. Die Teilnahme an einer BSW-Demo und wie danach darüber berichtet wird. Die Medien würden, die immer gleichen zu Wort kommen lassen, quasi gleichgeschaltet sein. Eine mittelalte Frau sagt besonders energisch, genau wie früher in der DDR. Andere berichten, sie schauten nur noch Welt-TV oder YouTube. Die seien objektiver. Am meisten beklagen die vorwiegend älteren Menschen, was weggelassen wird. Die Reporter seien unwissend und unhöflich. AfD-Leuten würden sie ständig ins Wort fallen. Gefühlt wählt im Laubuscher Kulturhaus im Landkreis Bautzen wohl jede/r Zweite AfD.

 

Zwischen Vorführung des Hundesportvereins und Blutspendetermin das Thema: „Wie objektiv können Medien sein?“ Der Eintritt ist frei.

 

Ich versuche tapfer dagegenzuhalten, unabhängige Medien seien in Umbruchzeiten wichtiger denn je. Journalismus müsse informieren statt belehren, aufklären statt manipulieren. Ob das ankommt? Ich weiß es nicht. „Wenn die Freiheit etwas bedeuten soll, dann das Recht, Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen“, denke ich an George Orwell.

Nach zwei intensiven Stunden erinnere ich in der Schlussrunde an Winston Churchill, der einmal sinngemäß gesagt hat, Demokratie sei ein ziemlich beschissenes System, aber er kenne kein besseres. Die jüngere Frau, die an diesem Tag in Laubusch die öffentlich-rechtlichen Medien besonders heftig in Grund und Boden kritisiert hat, spendiert mir nach dem Ende der Veranstaltung das letzte Stück selbstgebackenen Käsekuchen.

 

Transparenzhinweis: Nahezu vier Jahrzehnte habe ich für das ZDF gearbeitet.

 

Was ist echt, was falsch? Hier die Auflösung: Links die echte Mathilde Gvarliani. Rechts die KI-Version. Mathilde ist das Gesicht einer H&M-Werbekampagne. Quelle: Zeit April 2025

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Mein anderes Amerika

Es gibt sie noch: gute Nachrichten aus den Vereinigten Staaten. Ende Juni 2025 bringt Bruce Springsteen einen Riesen-Schwung seiner Lost Songs heraus. Allesamt unveröffentlichte Lieder aus seinen persönlichen Archiven und Kellern. Auf einen Schlag kommen 83 bisher ungehörte Songs aus fast vierzig Jahren auf den Markt. Sie stammen aus der Zeit von 1983 bis 2018. Mit „Rain In The River“ spendiert der „Boss“ zusätzlich einen neuen Song. Ein gerade vorab veröffentlichtes Lied aus dem Jahr 1994 heißt Blind Spot. Der Text könnte aktueller nicht sein: „Everybody’s got a blind spot, that brings ‚em down/ Everybody’s got a blind spot, they can’t get around.“

 

 

„Jeder hat einen blinden Fleck, der ihn zu Fall bringt.“ Gut zu wissen in Zeiten, in denen sich der amtierende US-Präsident Pfauen-gleich wie ein Gott, Kaiser und Papst zugleich aufführt.  Mit „Blind Spot“ kehrt Bruce Springsteen zu den nie gehörten „Streets of Philadelphia Sessions“ zurück. Für „Streets of Philadelphia“ erhielt Bruce Springsteen 1994 den Song-Oscar. Das ist lange her, dreißig Jahre.  Dieser und alle anderen achtzig Songs erscheinen demnächst in der Mega-Box „Tracks II: The Lost Albums“. Es sind insgesamt sieben bislang unveröffentlichte Studioalben.

 

Der Boss zur Lage in den USA: „Das Land, das ich liebe“. Manchester, 15. Mai 2025

 

Nichts wegwerfen. Irgendwann kommt der passende Zeitpunkt. Dann heißt es: Beste Grüße aus dem Archiv. Dem Fachblatt Rolling Stone sagte Springsteen: „All diese LPs sind vollständig ausgearbeitete Alben – einige fast fertig gemischt – die jedoch nie veröffentlicht wurden. Über die Jahre habe ich sie mir immer wieder angehört oder Freunden vorgespielt. Jetzt ist die Zeit gekommen, sie mit euch zu teilen. Ich hoffe, sie gefallen euch.“

 

 

In diesem Sommer geht der 75-jährige Altmeister wieder einmal auf Welttournee. Der Botschafter des anderen Amerikas. Zum Beispiel am 11. Juni 2025 im Berliner Olympiastadion. Am 27. Juni 2025 werden seine 83 neuen, alten Songs auf „Tracks II: The Lost Albums“ veröffentlicht.