Mister „Master of the Universe“
Ein Mann will nach oben. Nichts kann ihn aufhalten. Einfach nichts. Kein tyrannischer Vater. Keine drei Frauen, keine drei Scheidungen. Kein schwerer Schicksalsschlag, nicht einmal der frühe Tod seines ersten Sohnes nach zehn Wochen. Seine Geschichte könnte einem Hollywood-Drehbuch entspringen. Ist sie aber nicht. Die Wirklichkeit erzählt die besseren Geschichten. Der Mann heißt Elon Musk. Er ist kein Mittelschichts-US-Boy aus Brooklyn, er stammt aus Südafrika. Der Raketenfan besitzt drei Staatsbürgerschaften: die von Südafrika, der Heimat seines Vaters, die kanadische aus seinem Mutter-Land und die der USA, seiner neuen Heimat. Aber Musk versteht sich als Weltbürger.
Mittlerweile ist der Junge aus Südafrika der reichste Mann der Welt. Die Erde ist ihm längst zu klein. Mit seinem ehrgeizigen SpaceX-Programm will er Menschen zum Mars befördern. Mit seinen hochkomplexen Starlink-Nachrichtensatelliten hilft er seinem ukrainischen Freund W. Selenskyj die Russen zu stoppen Mit seiner Tesla-Giga-Factory in der brandenburgischen Taiga will er den Deutschen einen neuen Elektro-Volkswagen bescheren. Mit Twitter schenkt sich der einstige Paypal-Besitzer für 44 Milliarden $ einen eigenen Kommunikationskanal. Nichts kann ihn derzeit stoppen. Der Fünfzigjährige steht im Zenit seines Lebens. Ein Selfmade-Mann ruhelos unterwegs, ohne festen Wohnsitz. Eigentlich fehlt ihm nur noch das Weiße Haus. Elon Musk auf den Spuren Donald Trumps? Es scheint, als könne er nur noch an sich selbst scheitern.
Elon wächst in Pretoria auf. Mit einem goldenen Löffel im Mund. Sein Vater Errol ist Immobilien- und Smaragdhändler. Er besitzt die Hälfte einer Mine in Sambia. Ein reicher Mann. Elons Kindheit muss ein Albtraum gewesen sein, glaubt man den Musk-Biografen. Da ist ein ehrgeiziger Vater, dessen Gebaren zwischen Genie und Gangstertum pendeln. Ein Kerl, der nicht lange fackelt. Ehefrau Marve verlässt 1980 die Familienhölle. Das Model lässt sich scheiden und kehrt mit ihren Kindern Enol, Kimble und Tosca zurück in ihre Heimat Kanada. Vater Errol hingegen zeugt im Alter von 72 Jahren mit seiner dreißigjährigen Stieftochter ein weiteres Kind. Der Patriarch erschießt drei Einbrecher und wird freigesprochen. Recht auf Notwehr, befindet das Gericht. Elon Musk. „Mein Vater ist ein schlimmer Mensch – kaum vorstellbar, wie schlecht er ist. Fast alle Verbrechen, die man sich ausmalen kann, hat er begangen“.
Elon ist zehn als sich die Eltern trennen Eine Zeitlang pendelt er zwischen Südafrika und Kanada, zwischen Vater und Mutter. Es folgt ein Jahrzehnt der relativen Armut, jedenfalls für die alleinerziehende Mutter. Marve kann sich nur noch Secondhand-Klamotten leisten. Ihre drei Kinder muss sie mit Gelegenheitsjobs durchbringen, weil der Geizhals in Südafrika offenbar keinen Cent Alimente überweist. Aus der Not macht Marve eine Tugend. Sie schreibt einen Bestseller über „erfolgreiche Kindeserziehung“. Elon hingegen studiert Volkswirtschaftslehre und Physik. Sein Idol ist der Erfinder Nikola Tesla. Als er an die renommierte Stanford-Uni in Kalifornien wechselt, merkt er nach zwei Tagen: „Das ist nichts für mich.“ So beginnt sein atemberaubender Aufstieg vom Computerfreak zum einflussreichsten US-Bürger, vom gemobbten Schüler, der krankenhausreif verprügelt wurde, zur „Person des Jahres 2021“ (Time Magazine).
Dieser Elon Musk kennt alles, außer Grenzen. Der sechsfache, heimatlose Kindsvater, der seinen jüngsten Spross aus dritter Ehe einfach nur „XAE-A XII“ genannt hat. Die Welt ist für einen wie ihn form- und beherrschbar. Er will den kränkelnden Planeten mit seinen Erfindungen verbessern, das Böse bekämpfen und die Natur schützen. Jetzt plant er, Twitter zu revolutionieren. Der Multi-Milliardär kündigt an, dass jede und jeder wieder seine Meinung frei sagen dürfe. Willkommen, Mister Master of the Universe. Die Erde ist eine Scheibe. Wir müssen sie retten.