Category : aktuelles

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Oh, happy day

Als der Regen einsetzt, jubeln Mensch und Natur, Fauna und Flora. Die völlig erschöpften Feuerwehrleute im märkischen Jüterbog sind aus dem Häuschen. Hilfe von oben gegen tagelange Waldbrände. Selbst in Berlin war der beißende Rauch  in den südlichen Randbezirken zu schmecken, ähnlich wie die gelbtrübe Rauchglocke über New York, die gespeist aus den Wäldern Kanadas zum Big Apple geweht wurde. In Kanada brennt es weiter. In Deutschland hatte einmal mehr ein stabiles Hochdruckgebiet wochenlang das Land im Griff. Die Erde ist Anfang Juni ausgetrocknet und mürbe wie Knäckebrot. Verkehrte Welt. Früher sehnte man sich nach dem nächsten Sonnenstrahl, heute checken viele ihre Wetterapp, ob es vielleicht mal wieder regnen könnte.

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„Wegen Feindbegünstigung“

Deutschland 1943. Hitlers Reich zwischen Stalingrad-Desaster und Endsiegversprechen. Goebbels trommelt im Berliner Sportpalast für den „totalen Krieg“. Ein heimlicher Flüsterwitz geht so: „Wer zehn neue Leute für die Partei wirbt, darf aus der Partei austreten; wer ihr zwanzig zuführt, erhält eine Bescheinigung, dass er ihr nie angehört hat.“ Witze, Kritik oder auch nur leise Zweifel am Endsieg sind äußerst gefährlich. Das muss der junge, talentierte Karlrobert Kreiten aus Düsseldorf erfahren. Der 26-jährige Starpianist („Der Paganini des Klaviers“) bereitet sich im März 1943 in der Berliner Wohnung einer Bekannten auf sein Konzert in der Philharmonie vor. Er ist dort zu Gast, darf am Blüthner-Flügel üben, schaut dabei unentwegt auf Hitler. In

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Biko in der Waldbühne

Die zweite Zugabe rollt durch das weite Rund der Berliner Waldbühne. Für Steve Biko, kündigt Peter Gabriel auf Deutsch an, einen Mann mit besonderem Mut. Das Lied sei für alle Menschen in Südafrika, Russland, China und anderswo. Zwanzigtausend klatschen, singen, tanzen begeistert mit. Fäuste fliegen in den Berliner Abendhimmel. Die Masse feiert sich und Stephen Bantu „Steve“ Biko. Der Bürgerrechtler, der seinen Mut mit dem Leben bezahlte. Der unerschrockene Anti-Apartheidkämpfer, der Mitte September 1977 zu Tode geprügelt wurde, während das Regime die Lüge verbreitete, er sei an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben. Peter Gabriel widmete Biko 1980 diese Hymne. Wie oft gespielt, wie oft gefeiert. Heilung, Support und Erlösung. Was

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King Kong in Brandenburg

Von oben betrachtet wirkt Tesla wie ein riesiges, notgelandetes Raumschiff in der märkischen Streusandbüchse. Mächtig, raumgreifend, ein gewaltiges Versprechen für eine bessere Zukunft. Seit gut einem Jahr rollen vor den Toren Berlins in Grünheide jede Woche rund fünftausend neue Tesla Modell Y vom Band. Abgasfreie E-Autos, gefertigt von fünfhundert Robotern, darunter „King Kong“. Bedient und betreut von etwa zehntausend Mitarbeitern, seit kurzem im Dreischichtsystem. Eine Gigafactory, errichtet im Tesla-Eil-Tempo. In etwas mehr als zwei Jahren pflanzte Elon Musk sein Riesending zwischen Brandenburger Kiefern. „Wie ein Sonnenstrahl in dunkler Zeit“, jubelte Brandenburgs Regierungschef Woidke von der SPD bei der Eröffnung. „Wir können Deutschland-Tempo“, pflichtete Kanzler Scholz bei. „Die Ansiedlung ist ein

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Noch einen Doppelten!

„Er hat sechzehn doppelte Whiskey getrunken – an einem Abend“, erzählt der junge Kellner im Trubel der vollen, altenglischen Kneipe. An den Tresen lärmt eine Gruppe junger Studenten. „Er hat hier in der Nähe gewohnt, war jeden Abend hier.“ Auf riesigen Flachbildschirmen links und rechts der historischen, hölzernen Eicheneinrichtung aus dem 19. Jahrhunderte flimmert Basketball. NBA-Playoffs. New York Knicks vs. Miami Heat. „Er war ein großer Dichter. Ja, das war er!“, ruft der Kellner noch. Seine Augen leuchten, dann verschwindet er, um seinem Job nachzugehen. Ich entdecke den standhaften Whiskeytrinker seitlich von den Tresen in der linken Ecke. Dort hängt Dylan Thomas im stabilen, goldenen Rahmen. Der Mann wurde 39

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Was Nationen vereint

Was treibt uns an? Glaube, Liebe, Hoffnung! In New York steht ein Haus, in dem Menschheitsträume wahr werden sollen. Eine Welt ohne Kriege, ohne Hunger, Armut, Ausbeutung und allmächtige Despoten. Ohne unvorstellbaren Reichtum und himmelschreiende Not. Dieses Haus hat viele Etagen, steht trotzig-mächtig am East River von New York. Hier gelten eigene Gesetze und Regeln, die der Vereinten Nationen.  Was für eine großartige Idee. 193 Staaten treffen sich hier – von Afghanistan bis Zambia (englische Schreibweise), um Lösungen zu suchen, um Umweltzerstörung, Genozide und immer wieder neue Kriege zu verhindern, wie gerade in der Ukraine, im Sudan oder Jemen. Das große Haus, entworfen vom Brasilianer Oscar Niemeyer, entstand nach 1945

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Thank you for travelling

Geschafft. Endlich zuhause. Mit exakt 84 Minuten Verspätung von Hamburg nach Berlin. „Sänk yu for träveling with Deutsche Bahn“, trö(s)tet die Stimme aus dem knarzenden Bord-Lautsprecher. Egal. Hauptsache angekommen. In den letzten Wochen bin ich viel gereist. Kreuz und quer durch Deutschland. Berlin, Hamburg, Stuttgart, Leipzig, Jena, Bodensee. Ein Genuss in vollen Zügen. Die Bahn mein Freund und Helfer. Halleluja!  Ich gehöre zu den rund 155 Millionen ICE-Reisenden in diesem Jahr. Ich bin Teil der Verkehrswende. – Und? Es ist auf jeden Fall nie langweilig. Ich habe viel gesehen, noch mehr erlebt, mehr als einmal gestaunt und mich manches Mal geärgert. Bereits die Abreise ist ein Abenteuer. Warten am vollen

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Landschaft mit Sonn(e)

So. Sonn. Sonne. Sonnenblumen. Kein anderer Künstler hat die sommerlich, leuchtenden Sonnenblumenfelder magischer ins Bild gesetzt als Vincent van Gogh (1853 – 1890). Der Maler wäre heute ein Popstar. Er schuf in seinen zehn produktiven Jahren etwa 800 Gemälde aus 1.100 Arbeiten auf Papier. Zu Lebzeiten verkaufte er kaum ein Bild. Er quälte sich durch Sinn- und Schaffenskrisen, bis er schließlich seinem Leben mit 37 Jahren auf einem Feld ein selbstbestimmtes Ende setzte. Van Gogh: „Ich kann die Tatsache nicht ändern, dass sich meine Bilder nicht verkaufen. Aber die Zeit wird kommen, in der die Menschen erkennen werden, dass sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe, die

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Fegefeuer der Eitelkeiten

Was muss, was sollte privat bleiben? Gelten für den internen Verkehr von Personen des öffentlichen Lebens eigene Regeln? Menschen mit großem Geld, großer Macht und noch größerem Ego.  Beim aktuellen Gemetzel im Hause Springer scheinen viele Sicherungen durchzuknallen. Kündigt sich ein großes Fegefeuer an? Holen Mathias Döpfner die Geister ein, die er anheuerte oder feuerte? Der 60-jährige studierte Musikwissenschaftler inszeniert sich gerne als Feingeist. Motto: das Einzige, was zählt, seien Kunst und Liebe. Aber er kann auch anders. Der milliardenschwere Springer-Chef laut „Zeit“:  „Mein Kompass geht so: Menschenrechte – keine Kompromisse. Rechtsstaat – zero tolerance und alles für die reine Lehre. Lebensstil ((was Ficken und solche Sachen betrifft – Fritz

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„Morgens um vier“

„Still ist die Stadt, die Straßen sind leer. Müde und wach morgens um vier“. Plötzlich setzt die Trompete ein. Sven Regener bläst gegen den Frust morgens um vier an. Ach! Ja. Wie immer? Genau. Element of Crime hat das fünfzehnte Studioalbum veröffentlicht. Krieg, Krise, Klimawandel, hilflose, überforderte Eliten? Lösungen? – Pustekuchen. Alles wankt, nur eines bleibt. Element of Crime. Dieser sehr spezielle Mix aus verregnetem Sonntagmittag, Langeweile, Liebesschmerz, Einsamkeit und Sehnsucht. Was die Babyboomer-Band von vielen anderen Combos im fortgeschrittenen Alter unterscheidet, sind ihre Texte mit Sinn für Romantik und Melancholie, gewürzt mit einem Grundgefühl von Gelassenheit und Ironie. Sinnfrei wie tiefschürfend. Augenzwinkernd wie treffend: „Du bist das Monster, ich

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