Category : aktuelles

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Last Song

„Gitarrengott. Jahrhundert-Gitarrist. Saitensänger“. Die Nachrufe auf den 78-jährigen Geoffrey „Jeff“ Arnold Beck schwelgen weltweit in Superlativen. Jeff Beck verabschiedete sich in diesen Tagen überraschend – für immer. Wenn es ein Himmelsorchester gibt, dann erhalten Jimi Hendrix, B.B. King, Chuck Berry, Prince, Stevie Ray Vaughan und viele andere eine brillante Verstärkung. Das Fachblatt Rolling Stone setzte den Briten einmal auf Platz fünf der 100 besten Gitarristen aller Zeiten. Dabei landete der stille Gitarrero kaum eigene Hits. Er sprang in den Sechzigern für Eric Clapton bei den Yardbirds ein. Spielte gemeinsam mit Jimmy Page. Jeff war der Typ vielgefragter Studiomusiker. Seine Mission? Er verfeinerte Songs, experimentierte, ließ mit seiner Fender-Stratocaster die Saiten

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Amour fou Teil 5 – Finale

Was blitzartig entflammt, kann glänzend leuchten. Irgendwann verlischt das Licht wieder. Es wird ausgepustet. Oder vergeht, hat keine Kraft, findet keine Nahrung mehr. Was ist Glück? Keine Termine und leicht einen sitzen, meinte einmal ein Berliner Entertainer. Ingeborg Bachmann und Max Frisch waren beide stets auf der Suche nach dem kleinen und großen Glück. Sie wussten: Schreiben kann Küssen mit dem Kopf sein. Am Ende ihrer aufregenden, rasch aufreibenden gut vierjährigen Beziehung werden die Briefe kürzer, schärfer und unversöhnlicher. Gebrochene Herzen schmerzen. Leben will ich, heißt es so schön: und nicht immer nur so tun. Mittlerweile streiten sich die Gelehrten, ob der Briefwechsel „eine Sensation“ oder „auf keinen Fall“ hätte

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Amour fou Teil 4 – Alles wird anders

Das neue Jahr beginnt mit einem Heiratsantrag. Warum nicht? Entscheidend ist, ob die Werbung zum passenden Zeitpunkt kommt. Und ob der oder die Angesprochene Ja sagt.  Es geht um das Wagnis der Ehe mit Zweisamkeit bis „an das Ende unserer Tage“. Das bedeutet in aller Konsequenz eine feste Bindung mit Trauschein. Für supersensible Kopfmenschen wie Ingeborg Bachmann und Max Frisch wäre die Ehe eine heikle Sache geworden. Wer ständig nach Freiheit und Unabhängigkeit strebt, muss eine Bindung rasch als Gefängnis empfinden. Bachmanns Antwort auf den Frisch-Antrag blieb aus. Verheiratet waren die beiden nie. Dennoch zeigt die vierjährige Affäre alle Merkmale der „Banalität einer Beziehung“. Alltag kehrt ein, mit Missverständnissen, gekränktem

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Alle Jahre wieder

Für viele war dieses abgelaufene 2022 ein anstrengendes, beschwerliches und beängstigendes Jahr. Pandemie, Klimakrise, Krieg, Energieteuerung und Inflation haben uns Grenzen vorgeführt. Was mich am meisten beschäftigt: Unsere Eliten wirken erschöpft, sie sind offenbar nur noch mit Machterhalt und dem eigenen Wohlergehen beschäftigt, ob beim kleinen RBB oder der großen FIFA. Dazu eine UNO, die wie ein gelähmter, kranker Riese hilflos durch eine Welt in Flammen, Hunger und Not stolpert. Da muss sich was ändern. Alternativen gibt es immer. Im privaten wie im gesellschaftlichen Leben. Ich wünsche angenehme Weihnachtstage zum Durchatmen, tolle Erlebnisse mit Familie, Freunden, Nachbarn oder Überraschungsgästen. Viel Zuversicht, Kraft und Energie für 2023. Vielen Dank für Eure/Ihre

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Oh, Sister

Es ist ihr Abend. Hanna Kopylova läuft nervös durch den Saal, der sich gleich füllt. Ihr Film „Oh, Sister“ hat Deutschland-Premiere. Wer wäre da nicht aufgeregt? Doch die Frau aus Kiew, die in der Berliner Staatsoper eine Nobelpreisträgerin, eine Kulturstaatsministerin und ein neugieriges Publikum erwarten kann, ist aus einem anderen Grund „total gestresst“. Ihre beiden Kinder (12 + 9 Jahre alt) verbringen in Kiew den Tag nicht in der Schule, sondern im Bunker. Luftalarm! Zum x-ten Mal. Putin schickt seine Raketen und Drohnen zur „Befreiung vom Nazismus“. Die ukrainische Luftabwehr hat alle Hände zu tun. Sie kann viele der 72 Geschosse abfangen, aber eben nicht alle. Wieder sterben Menschen. Wieder

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Amour fou – Teil 2

Zürich. 2011. Der Schweizer Literaturwissenschaftler Thomas Strässle öffnet mit zwei Schlüsseln ein Schließfach in einer Großbank. Im untersten Fach findet er Schachteln. In einer entdeckt er den Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Eine literarische Bombe. Das Dokument „einer Jahrhundertliebe“, titelt die ZEIT in ihrem Aufmacher. Es braucht weitere zehn Jahre, bis alle vorhandenen Briefe editiert und von den Angehörigen freigegeben werden. Der Briefwechsel ist im Verhältnis 2:1 zugunsten Bachmanns erhalten. Ingeborg Bachmann hatte in den sechziger Jahren viele Briefe von Max Frisch vernichtet. Nun ist bei Suhrkamp die Geschichte einer verrückten Liebe veröffentlicht worden. Titel: „Wir haben es nicht gut gemacht“. Die beteiligten Herausgeber/innen legen Wert darauf, dass

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Für ein Stück Brot

Endlich ist sie wieder da. Die kleine Gedenktafel, die an einen vergessenen Aufruhr von großer Tragik erinnern soll. Viele Jahre war das blau-weiße Emaille-Erinnerungs-Stück für zwei hingerichtete Menschen verschwunden. Eine Tafel für Menschen, die in den letzten Kriegstagen in Plötzensee unter dem Fallbeil sterben mussten, weil sie Brot wollten. Einfach nur ein Stück Brot. Brot, das kurz vor Kriegsende 1945 in Berlin nur noch an NS-Genossen verkauft werden durfte, um den „Endsieg“ zu sichern. Verschwunden war die alte blau-weiße Tafel von 1998, weil der neue Eigentümer die Bäckerei kaufte, sanierte und für die Wiederanbringung keine Notwendigkeit sah. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Es dauerte auch so viele Jahre, weil

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Amour fou

Die Menschen strömen an einem kalten Novemberabend ins Berliner Ensemble. Am Eingang bitten Besucher auf Pappschildern um Karten. Das Brecht-Haus am Schiffbauerdamm in Berlin-Mitte ist restlos ausverkauft. Ein erwartungsfrohes Publikum im gehobenen Alter wartet sehnsüchtig auf Neues, Intimes, Klatsch und Tratsch, kurz auf Szenen einer Ehe. Es geht um eine verrückte Liebe. Um Lust und Leidenschaft, Eitelkeit und Eifersucht, um das kleine und große Glück, das wir alle suchen. Im Mittelpunkt zwei längst verstorbene Größen des deutschen Literaturbetriebs: Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Zwei Ikonen der Dichtkunst, für knapp vier Jahre ein gemeinsames Paar. „Wir haben es nicht gut gemacht“, steht auf einem Transparent, das über der Bühne des großen

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Ihre Pfandflasche bitte!

Als Großstädter legt sich man sich im Laufe der Jahrzehnte eine dicke Haut zu. Sonst dreht man durch. Überall Tempo, Hektik, Enge, Glanz und Elend. Blitzschnelle Wechsel der Gefühle. Wer unterwegs ist, trifft im Zeitraffer Paradiesvögel, Aufschneider, schräge Typen und sonderbare Zeitgenossen. Armut ist ein ständiger Begleiter in U- und S-Bahnen. Geschnorrt und gebettelt wird überall: an Bahnhöfen und Übergängen, vor Geldautomaten und Supermärkten. Die Habenichtse versuchen es mit Musikeinlagen, Straßenzeitung oder einem treuherzigen Hund. Geld kannst du loswerden: morgens auf dem Weg zur Arbeit, abends auf dem Nachhauseweg. Ratsam ist ein gehöriger Schuss Gleichgültigkeit. Problem nur: Die Seele vernarbt. Aber wer kann schon allein die Welt retten?    

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Unter Nachbarn

Unser Haus ist ein typisches Berliner Mietshaus. Gründerzeit. Anfang des 20. Jahrhunderts in die märkische Erde gepflanzt. Schickes Vorderhaus, enger Hinterhof, begrünte Brandwand. Zwei Seitenflügel, drei Aufgänge, kein Fahrstuhl. Vorne bürgerlich-großzügig, typisch Wilmersdorf. Die Treppenhäuser in den beiden Seitenflügel sind deutlich schmaler, die Hinterhofwohnungen kleiner, aber preiswerter. Die gut vierzig Mitbewohner – groß und klein, alt und jung, sind so unterschiedlich wie die Stadt. Vom BVG-Ruheständler über die Bosnierin, parterre rechts, die vor Krieg und Vertreibung geflüchtet ist, bis zu mir als Fernsehmenschen ist eine bunte Mischung vertreten. Wir kommen in der Regel gut klar. Einmal im Jahr gibt es ein Hoffest. Jede/r bringt etwas mit, bis Würstchen, Kartoffelsalat, Bier

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