Category : aktuelles

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Massaker in Mariupol

Seit über 14 Tagen wird Mariupol in der Oblast Donezk bombardiert. Tag und Nacht. Die Stadt erleidet ein elendes Schicksal. Alles wird beschossen, sogar die Geburtsklinik Marianna. Es gibt keinen Strom mehr, keine Heizung, kein fließendes Wasser. „Man sammelt Schnee, um zu trinken“, klagt der ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk die Weltöffentlichkeit an. Leichen werden in Massengräbern verscharrt. Die von Russischen Streitkräften belagerte Hafenstadt in der Südukraine ist in ein Trümmerfeld verwandelt worden – mit vielleicht 200.- bis 300.000 Menschen in den Ruinen. Keiner weiß es genau. Von einer Apokalypse spricht das Rote Kreuz. Von einem Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung viele Staaten. Putins „Operation“ zeigt ihr wahres Gesicht: Verheizen,

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Wer will diesen Krieg?

Krieg als Lösung? – Nicht für Olgas Familie aus Charkiw. Großmutter Olga flüchtet mit drei Kindern in überfüllten Zügen nach Berlin. Die Mutter ist vor Kriegsausbruch an Krebs gestorben. Der Vater bleibt zurück – zur „Verteidigung der Heimatstadt“. Krieg als Lösung? – Nicht für Susana Camaladinova aus Kiew, Mutter von zwei Kindern. Sie nimmt ihrer Kinder und flüchtet mit dem Auto nach Berlin. Susana ist Sängerin, besser bekannt als Jamala. 2016 gewann die Ukrainerin in Stockholm den ESC-Contest mit ihrem Lied „1944“. Der auf Krimtatarisch gesungene Song erzählt von verlorener Heimat. Jamalas Großeltern wurden 1944 von der Krim nach Zentralasien deportiert. Stalin beschuldigte die Krimtataren kollektiv der Kollaboration mit Nazi-Deutschland.

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Zarte Pflanze Demokratie

Wiederholt sich Geschichte? 1938 erfolgte der Einmarsch von NS-Truppen in die Tschechoslowakei, um das Sudetenland „heim ins Reich zu holen“. 1968 folgte der Einmarsch der Roten Armee in Prag, um „Ruhe und Ordnung wiederherzustellen“. Wladimir Putin rechtfertigt seine Invasion, die Ukraine bereite einen „Genozid“ vor, das Land müsse „entnazifiziert“ werden. Grotesker Höhepunkt einer Desinformationskampagne und moralischer Tiefpunkt des Mannes im Kreml. In Kiew ist ein gewählter ehemaliger TV-Komiker im Amt. „Wie könnte ich ein Nazi sein?“, fragt Wolodymyr Selenskyj, der selbst Jude ist. Will Wladimir Putin mit seiner Invasion den 44-jährigen Präsidenten entnazifizieren? Um die Welt vom Kopf auf die Füße zu stellen, möchte ich an einen 100-jährigen Veteranen erinnern,

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„Bei Risiken und Nebenwirkungen…

…fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Aber was tun, wenn die Fachleute bei Schmerzen überhaupt nicht helfen können. Wenn sie die Krankheit noch nicht einmal kennen. Dann wird es kompliziert. Noch komplizierter ist der Name der Erkrankung, an der immer mehr Menschen leiden. Sie heißt Myalgisches Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom – abgekürzt: ME/CFS. Kaum zu merken, schwer auszusprechen. Noch besser ist es, mit dieser heimtückischen neuroimmunologischen Krankheit nicht in Berührung zu kommen. Denn ME/CFS bedeutet Leiden und Siechtum. Es ist ein körperlicher Verfall bis zur totalen Erschöpfung. Nichts geht mehr. Das Schlimme: niemand kann bisher wirklich helfen. Bislang. Das soll, das muss sich ändern, fordert Sibylle Dahrendorf. Die 58-jährige leidet seit

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„Wo aber Gefahr ist…“

„…wächst das Rettende auch“. Am 11. September 1806 hat Friedrich Hölderlin keinen Schutzengel. Er ist in allerhöchster Gefahr, aber Rettung ist von den Häschern des Kurfürsten nicht zu erwarten. Sie verschleppen den 36-jährigen aus dem hessischen Bad Homburg nach Tübingen. Hölderlin gilt als Staatsfeind, steht unter dem Verdacht des Hochverrats. Er war als Mitglied einer revolutionären Gruppe denunziert worden. Der Dichter widerruft: „Ich will kein Jakobiner sein.“ Es hilft nichts. Hölderlin wird für „geisteskrank“ erklärt. Am 15. September 1806 trifft er in der Psychiatrischen Anstalt von Tübingen ein. Seine „Therapie“ besteht aus einem Mix aus abwechselnd Tollkirsche, Opium und Quecksilber. Nach 231 Tagen „Behandlung“ wird er als unheilbar entlassen. Der

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Der genaue Blick

Sie war still, verschlossen und unauffällig. Eine Einzelgängerin, eine Frau mit einem eigenen Kosmos. Sie war ein Leben lang eine Nanny, ein Kindermädchen in Los Angeles und Chicago. Sie war keine Fotografin. Doch ihre Liebe gehörte der Fotografie. Wenn sie in ihren freien Stunden loszog, beobachtete sie ihre Umgebung und schaute ganz genau hin. Vivian Maier. Sie fotografierte Menschen wie sie sind. Im Alltag, bei der Arbeit, auf der Straße, im Park, vor dem Konzert. Sie hielt das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen fest. Meisterhaft, brillant, mit Witz und dem gewissen Etwas. Unzählige Momentaufnahmen aus dem Leben in den Straßen der USA bannte sie auf Negative. Doch Maiers Bilder aus vier Jahrzehnten

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Umsteuern

„Ich bin Millionärin, besteuert mich endlich“, fordert Marlene Engelhorn. „Ich habe für mein künftiges Erbe nichts geleistet.“ Marlene ist 29 Jahre alt und wird ein zweistelliges Millionenerbe antreten können. Damit hätte sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Ein sorgenfreies Leben, eine rosige Zukunft. Die Studentin gehört zur unbeschwerten Wohlstandsgeneration, auf die ein bedingungsloses Erbeneinkommen wartet. Doch die Enkelin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn drängt auf eine „dauerhafte Vermögenssteuer für die Reichsten“. Sie will ihr Geld nicht spenden, sondern „angemessen“ Steuern zahlen. „Ich will mein Geld für das Gemeinwohl des Landes geben!“ Ein Rich Kid, das die Klappe aufreißt, titelt abschätzig das US-Wirtschaftsmagazin Forbes. Was will Marlene Engelhorn wirklich? Die Welt

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„Grundlos vergnügt“

Alles war schon einmal da. Krisen, Epidemien, eine selbstverliebte Elite, verbitterte Abgehängte. Das Leben kennt kein Pardon. Siege und Niederlagen liegen oft nur einen Wimpernschlag entfernt. Genauso Hoffnungen und Hilflosigkeit, Euphorie und Enttäuschungen. Alles kommt wieder. Vor hundert Jahren wie heute. Seien wir also „sozusagen grundlos vergnügt“. Das meint eine kleine, quirlige Frau mit Witz und Esprit, die Ende der „Goldenen Zwanziger“ die Berliner Welt im Vorübergehen entdeckt, erobert und elektrisiert hat. Sie heißt Golda Malka Aufen. Besser bekannt unter dem Künstlernamen Mascha Kaléko. Ihr Motto: Ich schaue mir die Welt an, solange es sie noch gibt. Magisch zieht sie Träumer, Abenteurer und Idealisten an. Ihre Gedichte sind wie Eispickel,

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Kunst auf Bewährung

Dezember 2018. Port Talbot in Wales. Plötzlich war der kleine Junge mit dem Schlitten da. Mit seiner Zunge versucht er ein paar Schneeflocken zu fangen. Doch er schnappt vergeblich. Es ist ein Ascheregen, der aus einer brennenden Mülltonne entweicht. Ein Grafitto auf einer Garagenwand. Season`s Greetings. Ein Weihnachtsgruß für die hart arbeitenden Malocher im walisischen Port Talbot. Eigentlich nicht der Rede wert, aber das Bild trägt die Handschrift des Kultkünstlers Banksy. Der Streetart-Sprayer bekannte sich zu seinem Werk. Das veränderte alles. Die Menschen pilgerten aus nah und fern nach Port Talbot. Freiwillig. Zur grauen Garage von Ian Lewis, der nebenan im größten Stahlwerk des Vereinten Königsreichs schuftet. So fiel ein

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Fünf Fischer und eine Frau

Eine bescheidene Hütte. Fünf Männer in Arbeitskluft. Auf dem Kopf eine Mütze. An den Wänden Öljacken. An der Tür ein Zeitungsartikel, der Anleitung zur Ersten Hilfe bei Unfällen verspricht. Fünf Fischer haben sich platziert. Männer, die früh rausfahren, hart anpacken und gerade Pause machen. Einer raucht. Ein anderer schaut aus dem Fenster. Ein Dritter hat die Hände zur Raute gelegt, seinen Blick nach innen gerichtet. Der Mann im Vordergrund mit Kapitäns-Mütze scheint etwas erklären zu wollen. Ein paar fahle Sonnenstrahlen fallen in die verrauchte Stube. Jeder scheint seinen Stammplatz zu haben. Fremde fallen hier auf. Was die Männer eint, ist die Tatsache, dass sie die anwesende Frau keines Blickes würdigen.

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