Category : aktuelles

Über mittelmäßigen Sex

Kaya liebt Rammstein und norwegische Berge. Sie modelt für Gucci und spielt im Mystery-Thriller Thelma eine Studentin. Sie lebt in Oslo, New York und Berlin. Und singt in ihren Liedern: „Ich könnte eine Alge sein und du ein Pilz.“ Ihre Songs sind kleine Kurzgeschichten, ehrlich, überraschend und verstörend. Es geht um Hormoneinflüsse und Routine in der Therapie. „Ist der Sex mit mir nur mittelmäßig“, fragt sie. Sie kann über sich lachen und entdeckt die Fähigkeit sich selbst zu akzeptieren. Kaya Wilkins alias Okay Kaya ist eine junge Singer-Songwriterin, die etwas zu sagen hat. Weil sie zu ihrem Doppelleben steht.     Was die Dreißigjährige genau antreibt, ist nur schwer zu

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Das Volk der Bäume

Schon gehört: Walduntergang? In solchen Momenten wird gerne der Baumfreund Albert Schweitzer zitiert. „Der Mensch hat die Fähigkeit verloren, vorauszublicken und vorzusorgen. Er wird am Ende die Welt zerstören“. So Schweitzer vor fast einem Jahrhundert im Schicksalsjahr 1933 in „Ehrfurcht vor dem Leben“. Da praktizierte der äußerst populäre Arzt und Theologe im fernen Urwaldhospital in Gabun. NS-Propagandachef Joseph Goebbels schickte dem Vordenker eine Einladung mit Hitlergruß, er möge nach Deutschland zurückkehren. Menschenfreund und Bach-Liebhaber Schweitzer schickte aus Lambaréné eine höfliche Absage – „mit zentralafrikanischem Gruß“. Heute hätte der Urwald-Doktor viel zu tun. Welt, Wald und Klima sind krank. Dabei lieben die Deutschen ihren Wald mit Herz und Seele. Die Alten

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„Wir kümmern uns“

Ingeborg M. * ist Intensivschwester. Sie liebt ihren Beruf. Im Laufe der Pandemie sammelte sie mehr als 200 Überstunden. Corona kennt keinen Feierabend. Sie freute sich im stressigen Katastrophenjahr über Anerkennung und Beifall. Ein dankbarer Blick von Patienten und Angehörigen ist viel wert, wenn Ingeborg mal wieder geholfen hatte ein Menschenleben zu retten. Großartig! Als sie ihre Überstunden einreichte, hörte sie nichts mehr. Sie rackerte weiter, vertrat Schichten bis zur völligen Erschöpfung. Als sie wiederholt nach dem Lohn für ihre Überstunden fragte, bat die Verwaltung um Geduld. Bis zum Jahresende 2020 wurde keine einzige Überstunde bezahlt. Ingeborg M. kündigte. Nach 14 Jahren auf der Intensivstation in einer süddeutschen Kleinstadt. Die

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Kleiner Fabio, was nun?

„Wie kann man lachen, richtig lachen, in solcher Welt mit sanierten Wirtschaftsführern, die tausend Fehler gemacht haben, und kleinen entwürdigten, zertretenen Leuten, die stets ihr Bestes taten?“ Niemand konnte die Sorgen der kleinen Leute genauer beschreiben als Hans Fallada. Vor gut einhundert Jahren landete er mit „Kleiner Mann, was nun?“ einen Riesenerfolg. Heute versucht ein einfacher Abgeordneter der Linken die großen Wirtschaftsführer herauszufordern. Mit Hartnäckigkeit, Herz und Kompetenz. Sein Name: Fabio de Masi. 39 Jahre alt, gebürtiger Hesse, italienische Wurzeln, katholisch, Hamburger aus St. Pauli, Wahlheimat Südafrika. Diplom-Volkswirt, Bundestagsabgeordneter und „überzeugter Linker“. Sein Großvater war im II. Weltkrieg Partisan im Piemont. Seine Großmutter schmuggelte geheime Botschaften in der Salami. Und

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Oh, wie schön ist Janosch

Ein gewisser Herr Wondrak unterwegs ins Grüne: „Herr Janosch, welches ist die richtige Haltung beim Radfahren? »Luise sitzt vorbildlich aufrecht. Und Wondrak hält Ausschau nach hinten und achtet im Übrigen darauf, dass er nicht stört.« Typisch Janosch. Das Leben ist so schön. Der Meister des heiteren Müßiggangs und Wegbegleiter vieler Kinder-Generationen. Ein Mann der feinen Ironie. Berühmt geworden als Vater der Tigerente. Legendär sein Oh, wie schön ist Panama. Kaum zu glauben. Janosch wird bald Neunzig. Als Horst Eckert erblickt er am 11. März 1931 in Hindenburg (das heutige polnische Zabre) in einer schlesischen Malochergegend das Licht der Welt. Janosch: „Aus Versehen geboren, und dann selig über die Erde getorkelt.

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Glücks-Produktion

Was ist Glück? Keine Termine und leicht einen sitzen, meinte Entertainer Harald Juhnke. Prost! Für heutige Zeitgenossen sind es eher möglichst viele Likes für ihre Posts. Für fast alle Menschen aber bleiben Bäume Symbole des Glücks. Am besten vor dem Fenster, in der Straße, im Park. Auf alle Fälle mitten in der Stadt. Denn: Wir zerstören, was wir lieben: Wälder, Wiesen und wilde Rückzugsorte. Digitale Konzerne versuchen mittlerweile künstliche Oasen zu schaffen. Grün ist gut für das Marketing. Greenwashing nennt sich das. Internetriese Amazon baut in Arlington am Rande der US-Hauptstadt Washington sein neues HQ2, Headquarter 2. Hier entsteht ein 22-stöckiges „Baumhaus“ in Form einer Doppelhelix. Der zweite Firmensitz des

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Kraft der Kunst

„Sie hörten genau hin. Sie waren voll dabei. Sie waren begeistert. Wunderschön“ Mit Glanz in den Augen erzählt Christoph Schlingensief, wie Rach 3 – das Klavierkonzert Nummer 3 von Sergej Rachmaninov – bei seinen Hauptdarstellern angekommen ist. Seine Helden sind die Insassen im Tiele-Winkler-Haus der Diakonie am Berliner Stadtrand. Wir befinden uns im Jahre 2002, vor knapp zwanzig Jahren. Es geht um die Stars der Freakshow 3000. Ein herrlich politisch unkorrektes, provokatives Projekt von Theatermacher Schlingensief. Geistig und körperlich Behinderte spielten in einer sechsteiligen TV-Hitparade mehr oder weniger bekannte Promis wie Moderator Michel Friedman oder Herzenstrompeter Stefan Mross. Eine lupenreine Fernsehparodie. Ein riskantes Wagnis, hart an der Kante zwischen Genialität

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Ziemlich gute Freunde

Gibt es das noch? Die vielbeschworene Männerfreundschaft? Freunde, die durch dick und dünn gehen. Sich austauschen, streiten, versöhnen, am Ende des Tages aber stets blind vertrauen können. Diese zwei Freunde von Law and Order waren sich ziemlich nah. Brüder im Geiste, Bewunderer von Macht und Stärke: Mister Donald John Trump, „durch Diebstahl abgewählter“ Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und der „Geliebte Oberste Führer“ Kim Jong-un, Präsident der Demokratischen Volksrepublik Korea. Der Nordkoreaner ist weiter im Amt. Herrscher eines Landes, in dem es offiziell keine Corona-Pandemie gibt. In dem Menschen fröhlich und zufrieden ihrer Arbeit nachgehen. In dem Medien nicht „Feinde des Volkes“ sind, sondern das Land in seiner wahren

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Nach Hause – Teil 2

Er war gerade einmal 21, als er von Weltschmerz und Heimweh schrieb. Es ist das Trinkerlied von einem, der nicht mehr weiter weiß. Einer, der vom Thron des Selbstmitleids steigen soll, aber den Weg nicht nach Hause finden kann. „Herrlich!“ schrieb 1969 das Fachblatt Rolling Stone. Can´t find my way home stammt aus der Feder von Steve Winwood aus Birmingham. Sein Lied ist längst ein Klassiker – vor über vierzig Jahre in die Umlaufbahn gebracht. Winwoods zeitlose Ballade vom einsamen Trinker wird auch heute noch auf vielen Bühnen gespielt. Von den ganz Großen wie Eric Clapton oder in der überfüllten Schulaula, unter dem Beifall stolzer Eltern, die ihrem Nachwuchs applaudieren.

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Der Standhafte

Am zweiten Tag des Jahres 2021 klingelt in Atlanta im Büro von Brad Raffensberger das Telefon. Es ist ein Samstag. Am anderen Ende ist das Weiße Haus. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bittet um ein Gespräch. Donald Trump hatte im Bundesstaat Georgia mit exakt 11.779 Stimmen gegen seinen Herausforderer Joe Biden verloren. Raffensperger ist Innenminister von Georgia und ein treuer Republikaner, zugleich oberster Wahlleiter. Raffensberger war bereits mehrfach von Parteifreunden bedrängt worden, das Ergebnis zu korrigieren. Bereits zwei Mal war daher nachgezählt worden. Biden blieb der Gewinner. Nun meldet sich der mächtige Trump höchstpersönlich. Raffensberger ist aufgeregt. Er startet ein Mittschnittgerät. Ein Anwalt seines Vertrauens hört mit. Donald

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