Category : aktuelles

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Bezahlt wird nicht

Der Durchschnittspreis für eine reguläre Theaterkarte liegt in Deutschland derzeit zwischen 30 und 35 Euro. Die Häuser sind hochsubventioniert. Alles hat seinen Preis. Für Normalverdiener sind Tickets in der Regel bezahlbar. Für immer mehr Menschen jedoch nicht. Sie bleiben draußen vor der Tür. Für sie wird ein Konzert-, Opern- oder Theatererlebnis zum Luxus. Nun hilft eine Einrichtung, die größte Not zu lindern: Die Kultur-Tafel. Richtig gelesen. Auch Kultur kann ein Lebensmittel sein. Kultur kann verschenkt werden. Kulturtafeln gibt es mittlerweile in über sechzig deutschen Städten. Marburg war 2010 der Vorreiter.  In der Uni-Stadt als Kulturloge gegründet, funktioniert die Vermittlung wie die Lebensmittelhilfe. Theater, Konzert- und Opernhäuser stellen kostenlos nicht verkaufte

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Über richtiges Verhalten bei Weltuntergang

Atomschlag. Armageddon. Flüchtlingsströme. Börsenkrach. Schuldenkrise. Klimakollaps. Jüngstes Gericht. Egal, wie dickhäutig oder zartbesaitet der moderne Zeitgenosse ist: Der nächste Weltuntergang steht offenbar vor der Tür. Aber wann genau? Und wo? Wen trifft es? Welche Musik hört man dazu? Wie bereitet man sich vor? Kann man sich schützen? Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, abgekürzt BBK, empfiehlt offiziell und mit aller Dringlichkeit, Vorsorge zu treffen. Jetzt. Sofort. Ohne Ausreden. Wie wäre es mit einem Notkoffer? Ein Journalist der seriösen Zeit hat sich seine Überlebens-Kiste für alle Fälle schon gepackt. Was kommt rein? Ein Radio, empfiehlt er, das mit Batterie, Kurbel oder Solarzelle betrieben werden kann. Natürlich Kerzen, Decken, Reservebatterien. Dazu Konserven

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Bedingungsloses Höchsteinkommen?

Geld macht glücklich. Aber gibt es noch ein paar Dinge mehr im Leben? – Zum Beispiel die Carnegie-Hall in New York. Ein Konzertsaal der Extraklasse. Gestiftet von einem knorrigen Mitmenschen, der viel Geld und obendrein ein zündende Idee hatte. Er beschloss sein Vermögen mit anderen zu teilen. Sein Name: Andrew Carnegie. Sohn eines Webers. Schotte aus ärmlichen Verhältnissen. Er wanderte 1848 in die USA aus und wurde dort zum reichsten Mann seiner Zeit. Sein Vermögen machte er mit Stahl. In der Region Pittsburgh, heute Stammland der treuesten Trump-Wähler. Dort betrieb er mehrere hochrentable Werke. Der Eisenbahnbau ließ ihn unvorstellbar reich werden. Im Alter von 64 Jahren setzte sich der Stahl-Tycoon

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Von Hoffnungen und Pleiten

Aurel schlängelt sein Taxi sicher durch den ruppigen Verkehr von Bukarest. Wenn es sein muss, hupt er sich den Weg frei. Der kräftige Mann kennt sich aus. Wir fahren zum Haus der Presse. Ein riesiger Stalin-Bau nach Moskauer Vorbild. Dort soll einmal mein rumänischer Verlag gewesen sein. Aurel ist Anfang vierzig, wir kommen ins Gespräch. „Rumänien ist ganz großer Mist. Schrecklich.“ Er will weg. Warum? Aurel aktiviert seinen kleinen Bildschirm neben dem Taxameter, zeigt Familienfotos.     „Das ist mein Sohn Alexander, sieben Jahre alt“, erklärt er stolz. „Zweite Klasse.“ – Wo ist seine Frau? Seine Miene verdunkelt sich. – „Sie arbeitet in Germania.“ In Meiningen, erfahre ich, in Thüringen.

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Vorschlag für weiße Wände

„Alleen/Alleen und Blumen/ Blumen/Blumen und Frauen/Alleen und Frauen/Alleen und Blumen und Frauen und/ein Bewunderer.“ Dieses spanische Gedicht des Bolivianisch-Schweizer Poeten Eugen Gomringer (93) wird getilgt. Die Entscheidung ist gefallen. Das Ende eines monatelangen Kulturkampfes. Ein Kräftemessen, irgendwo zwischen Posse und sehr viel deutscher Prinzipienreiterei. Das Ergebnis: ein postmoderner Bildersturm. Nun werden die Wände übertüncht. Der „Allgemeine Studierendenausschuss“ der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin errang einen Sieg, die Kunst eine Niederlage.     Was nun? Kommen nun Gedichte mit Gender-Gerechtigkeit und künstlerischer Korrektheit bis zum letzten Komma? „Sexistische, rassistische oder sonstige diskriminierende Bezüge werden nicht akzeptiert“, heißt es. Die beauftragte Lyrikerin Barbara Köhler ist um ihren Auftrag nicht zu beneiden. Künftig sollen Schichttexte

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Kunst. Kommerz. Retter der Welt

Kunst entsteht im Kopf des Betrachters. Wahre, schöne Kunst gehört genau genommen allen. Sie schmückt die Menschheit, erzählt von ihrer Kraft, Kreativität und Leidenschaft. Ein Kulturgut. Doch gute Kunst ist knapp geworden. Nicht nur Immobilien schießen durch die Decke. Bilder sind längst das neue „Wandgold“ der Reichen und Vermögenden. 450,3 Millionen Dollar kostete vor kurzem das Ölbild Salvator Mundi, Retter der Welt. Eine Machtdemonstration. Schaut her, wem die Welt gehört. Der unbekannte Investor aus der Golfregion ersteigerte das Bild für den neuen Louvre-Ableger in Abu Dhabi. Vor sechzig Jahren war der Salvator exakt für 45 Pfund zu haben, das sind 51 Euro. Das reicht in den angesagten Restaurants der Welt

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Blick zurück im Zorn?

Eine berechtigte Frage: Hatte die kleine DDR jemals eine echte Chance? War sie nicht vom ersten Tag an eine Totgeburt? Zum Scheitern verurteilt? Aussichtslos im Wettlauf mit dem ganz großen Geld und angetreten gegen alle Gesetzmäßigkeiten von tausenden Jahren Menschheitsgeschichte: Das einzelne Menschenkind strebt eben nach Glück, Wohlstand und dem eigenen Vorteil. Der Ost-Berliner Fotograf Jürgen Hohmuth gibt mit seinen DDR-Bildern überraschende Antworten.     Hohmuths Blick zurück in den Alltag stammt aus dem letzten Jahrzehnt der DDR. Es sind die achtziger Jahre, die bleierne Zeit des VEB-Sozialismus. Die Mauer war unüberwindbar geworden, die Menschen hatten sich arrangiert, alle Versprechen waren abgenutzt. Stillstand. Nichts bewegte sich mehr. Nichts wurde wirklich

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Wer verdient was?

Das große Tabu. Was verdient die Freundin, der Chef oder die nette Kollegin von der Frühschicht? Tja. Wir wissen, dass Frauen im Schnitt gut zwanzig Prozent weniger verdienen als Männer. Aber wie ist es von gleich zu gleich, sozusagen auf Augenhöhe? Es bleibt in der Regel ein großes Geheimnis. Bloß keinen Neid schüren, wiegeln wortstark die Vertreter von Diskretion ab. Bitte Abstand halten. Leistung muss sich lohnen.     Manchmal erfahren wir von einzelnen Eskapaden. Vor einiger Zeit veröffentlichten Medien dank Football-Leaks Gehälter und Prämien von Mitarbeitern der Fußballbranche Ein Torwarttrainer verdient demnach mehr als der Filialleiter einer Bank. Ein einfacher Ersatzspieler kassiert in einer Saison mehr als der Klempner

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Zufrieden?

Rundum froh und zufrieden? Na? – Wohl kaum. Wer ist das schon? In Bachs kleinem Choral heißt es kurz und bündig: „Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens.“ Der Altmeister vertraute auf irdische Demut und eine höhere Instanz. Die meisten Menschen heutzutage haben andere Götter. Exklusive Clubs, Luxus-Resorts, hochgerüstete PS-Boliden oder andere Ersatz-Götter wie Gurus, Crystal Meth oder das Om-Mantra zur Selbstperfektionierung. Mit Bach ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen.     Wie sieht die Welt Anfang 2018 aus? Hunger, Krankheit und Krieg sind zu Beginn des dritten Jahrtausend nahezu besiegt. Es ist gelungen, diese jahrtausendalten Menschheitsplagen „im Zaum zu halten“. Diese These setzt Yuval Noah

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Bäuerin sucht Wohnung

Nennen wir sie Li Si. Wie bei Michael Endes Geschichte von Jim Knopf und Lukas. Li Si ist keine Märchenprinzessin, keine Comicfigur. Sie ist Bäuerin. Aufgewachsen in einer kleinen Hütte mit einfachen Mao-Möbeln. Das ganze Leben Arbeit von früh bis spät. Li Si ist eine von vielen Millionen Chinesen, die gerade ihre Sachen packen. Einige freiwillig, die meisten still und genügsam. Die Partei hat es angeordnet. Die Volksrepublik setzt ihren ehrgeizigen Modernisierungsplan um. Bis 2020 sollen rund Hundert Millionen Bauern Städter werden. Der Plan: Wohlstand durch Urbanisierung.     Ein dreißig Punkte umfassender Nationalplan Pekings sieht vor: Elf Ballungszentren werden auf Reisfeldern aus dem Boden gestampft: mit „hochwertigen Arbeitsplätzen und

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