Category : aktuelles

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Stadt von morgen

Neu in Berlin? Auf Wohnungssuche? Viel Spaß. Der Traum von einer neuen Bleibe: Schwierig bis unbezahlbar. Eine Drei-Zimmer-Wohnung im Berliner Zentrum liegt bei 2.000 Euro. Busfahrer, Polizisten und Krankenschwestern sind ohne Chance. Ein WG-Zimmer für 650 Euro. Nur etwas für den Nachwuchs der Besserverdienenden. Wer ändert das? – Wir, versprechen die Parteien, dann wird´s besser.     Wenn Wohnen oder Kaufen in den Innenstädten zum Luxus wird. Dann ist Zeit über Alternativen nachzudenken. Wir blättern in Schriften und Archiven, finden diesen Aufruf: „Vorspruch. Unsere Städte sind für eine frühere Zeit und die damals gültigen Lebensbedingungen der Menschen gebaut. Mit der fortschreitenden Entwicklung unserer „technischen Welt“ stimmen unsere Städte dabei immer

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Oh wie schön …

Janosch. Das Leben ist so schön. Der Meister des heiteren Müßiggangs liebt seine Hängematte in seiner Finca auf Teneriffa. Mehr braucht es nicht im Leben. Der mittlerweile 86-jährige ist Kinderbuchautor. Romantiker. Weltverbesserer. Ein Mann der feinen Ironie. Und: Der Vater der Tigerente. „Scheiß Tigerente. Ich halte die für Kitsch“, antwortete Janosch einmal einer naseweißen Reporterin. Er hasst Interviews und Talkshows. „Die sind doch nur zum Lügen da“ warf er einmal bei einem seiner wenigen Auftritte in die Runde. Das Publikum tobte begeistert.     Geboren wurde er 1931 als Horst Eckert im schlesischen Dorf Hindenburg. Er selbst hatte als Kind eine schwierige Kindheit. Der Vater ein prügelnder Nazi. Krieg, Flucht,

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Guten Morgen, Berlin

„Guten Morgen!“ Er grüßt freundlich, wünscht einen guten Tag und lächelt auf seinem Stammplatz am Berliner Savignyplatz. Einer der vielen Bettler in der Hauptstadt. Die Menschen eilen an ihm vorbei durch die Passage von oder zur S-Bahn. Ich bleibe stehen, frage endlich einmal, wie er heißt. Zu oft habe ich ihn schon gesehen, ab und zu eine Münze in den Blechnapf geworfen, um dann weiter zu hasten. Gefragt hatte ich ihn noch nie. Der Mann antwortet. „Ciprian!“ – Mmh. Wie? – „Ciprian. Schöner Name. Kommt in meiner Heimat häufig vor“, sagt der Mann auf der Decke.     Heimat? Wo das sei, frage ich nach. „Rumänien.“ Jeden Morgen grüßt er

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Glückskind

„Der Mensch ist frei, und würd´ er in Köthen geboren“, spottete einst Heinrich Heine. Michael Naumann erblickte genau dort das Licht der Welt, in der verträumten Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Von Köthen zog er in die Welt hinaus. Er kam bis nach New York, als erfolgreicher Verleger. Oder ins Kanzleramt, als erster Kulturstaatsminister der Ära Gerhard Schröder. Nun hat er sein Leben aufgeschrieben. Keine Frage: Seine Memoiren sind nicht unbescheiden. Eine Berufskrankheit sei diese verdammte Eitelkeit, zwinkert er. Aber Naumann das Glückskind aus Köthen hat viel zu erzählen. Anekdotenreich, süffisant und so manches Mal mit überraschendem Mehrwert. Michael Naumann schlüpfte in seinen 75 Jahren in viele Rollen. Er war Journalist, Politikwissenschaftler,

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Letzte Ruhe

Ein Sonntagmorgen im August. Heinz werkelt im Hof des kleinen Anwesens. Ein einfaches Büdnerhaus im Brandenburgischen. Hinterm Schuppen ein paar Hühner, auf der Wiese einige Ziegen. Ich rufe ihm zu und frage, wie es der Frau Mutter gehe. Missmutig nähert sich der Anfang Sechzigjährige. „Sie ist tot.“ – Wie, frage ich ahnungslos nach. Heinz knurrt: „Ja, lieste keine Zeitung?!“ Dann erzählt er, seine Mutter sei im Dezember letzten Jahres hier im Haus verstorben. Er habe sie bis zum Schluss gepflegt. „Das Herz wollte nicht mehr. Ein Vierteljahr war sie im Krankenhaus. Dialyse und all der Quatsch. Sie wollte nicht mehr. Nur noch nach Hause.“ Heinz fixiert mich. Dann geht sein

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Großes Kino

Der letzte Schauer ist gerade übers Land gezogen. Eine feuchte Wiese am Ende der Welt. Am Rande steht ein knallrotes Magirus-Feuerwehrauto, dazu ein kleines Zelt, ein paar Bänke. Das Wanderkino ist da. In Warnkenhagen – im Niemandsland zwischen Lübeck und Wismar. In der Ferne rauscht die Ostsee. Ein privater Gastgeber hat sein Gelände geöffnet. Es gibt selbstgebackene Pizza, einheimisches Bier und über Hundertjahre alte Filme. Stummfilme in Schwarz-Weiß mit kleinen und großen Helden.     Bei Einbruch der Dunkelheit hat sich eine große Schar Interessierter eingefunden. Das Publikum trotzt dem nassen Regensommer. Einheimische und Urlauber. Kinder, Opas, ganze Familien. Der Eintritt ist frei. Alle sind blitzgespannt. Dann eine kurze Ansprache

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Flieg, Engel, flieg

Jeder ambitionierte Gitarrenspieler kennt das Intro. Viele haben sich daran versucht. Ganze Generationen von Garagen- und Hinterhofmusikern. Little Wing. Diese Ballade von Jimi Hendrix gehört zu den Jahrhundertsongs. Geschrieben, komponiert und aufgenommen in einem New Yorker Studio. Unzählige Male gecovert und variiert. Von Amateuren und Profis. Eric Clapton. Santana. Sting. Toto. Pearl Jam. Steve Ray Vaughan. Nigel Kennedy, The Corrs. Und vielen anderen. Ein Song zum Abheben. Little Wing wird nun genau fünfzig Jahre alt. Am 25. Oktober 1967 lernte der Engel das Fliegen.     Jimi Hendrix spielte das Lied im Rahmen seines Albums Axis: Bold as love ein. Da war der hochtalentierte Linkshänder 24 Jahre alt. Ein Meisterstück

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Sommer auf dem Land

Wohlfühlmagazine wie „Glücklich“ „Landlust“ oder „Ma Vie“ florieren. Gestresste Digitalos dürsten nach analoger Nestwärme. Die umgebaute Scheune in der Uckermark ist für viele Berliner Kultur- und Kopfmenschen ein erstrebenswertes Ziel. Auf jeder verfügbaren Grünfläche ziehen Großstädter Bohnen, Beeren oder Tomaten. Der Kampf mit der Feldmaus um gärtnerische Ernte-Hoheit ist zum Event der Saison geworden. Zurück zur Datsche, zur Laube, zum Schrebergarten! Unruhige Zeiten wecken den Wunsch nach Idylle, Gemeinschaft und Sicherheit. Derartige Garten-Bewegungen versprechen Antworten auf den optimierten Alltagskapitalismus.     So schwärmen Großstadtmenschen von Wiesengrün und Himmelsblau, Erdbraun und Ziegelrot. Nicht wenige zeigen eindeutige Symptome von Aussteigertum und Stadtflucht. Sie hassen Lärm jeder Art, suchen die Ruhe. Leere Häuser

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Alle meschugge?

Paul Levite ist eine total verkrachte Existenz. Er war Vertreter, Callcenter-Verticker und Drücker für Finanzmodelle. Aber er hat ein unnachahmliches Talent: er kann Menschen besoffen reden. Ein Pfund, mit dem er wuchern will. Denn er hat die Nase „von denen da oben“ gestrichen voll. Er will alles fürs Volk ändern, Karriere machen. So schließt er sich der aufstrebenden rechtspopulistischen Bewegung an. Levite legt einen kometenhaften Aufstieg bis ins Kanzleramt hin.     Ein Märchen? Eine Seifenoper? Realsatire, reif für die Heute-Show? Ja und doch viel mehr. Die Geschichte von Paul ist einfach meschugge. Sie geht so: Der neue Kanzler ist ein jüdischer Bub aus Offenbach. Talent, Ehrgeiz und unbedingter Machtwille

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Schinkels Burn-Out

Wenn er Bühnenbilder entwarf, fühlte er sich glücklich. Karl Friedrich Schinkel liebte das Theater. Über vierzig Kulissen für Opern und Schauspielstücke stammen aus seiner Feder. Wenn er traumhafte Schlösser, Kathedralen oder Kaufhäuser entwerfen konnte, ruhte er in sich. Vieles blieb Vision, einiges wurde tatsächlich gebaut. Berlin ist voller Schinkel-Spuren. Vom Schauspielhaus am Gendarmenmarkt über das Alte Museum am Lustgarten bis zur Neuen Wache Unter den Linden.     Die Welt durch zeitlose Schönheit veredeln, das war sein Ziel. Für viele ist der Sohn eines Neuruppiner Pastors der bedeutendste deutsche Architekt. Ein Meister des Klassizismus. Ludwig Mies van der Rohe, der Stararchitekt der deutschen Moderne, Anhänger der Maxime „Weniger ist mehr“,

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