Category : aktuelles

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Warum tötest Du, David?

Was wir wissen: David S. war 18 Jahre alt. Deutsch-Iraner. Er wohnte bei seinen Eltern in einem gutbürgerlichen Viertel. Er ist der Amokläufer von München. Oder: Der unbegleitete Flüchtling aus Afghanistan. Er war 17 Jahre alt. Untergebracht bei einer Pflegefamilie. Der Amokläufer im Regionalzug nach Würzburg. Beide sind tot. Beide zerstörten das Leben anderer unschuldiger Menschen. Was wir nicht wissen: Warum? Was treibt junge Männer zum Töten an? Sind wir in Rambos Amerika angekommen?   „Um ein Haar wäre auch ich Terrorist geworden. Ich wäre der idealtypische Amokläufer gewesen: Kind einer dysfunktionalen Familie, einsam, verzweifelt, frustriert und geladen wie ein Fass Dynamit auf der Bounty. Jeder Sozialarbeiter hätte seine Freude

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Stürmische Höhen

Sie ist die Elfe des Pops. Sinnlich, zärtlich, unnahbar. Ihre feine hohe Stimme könnte locker Gläser zum Zerspringen bringen. Kate Bush. Königin der distanzierten Poesie. Ihre beste Zeit hatte sie in den Achtzigern und Neunzigern. „Don´t give up“, sang sie herzzerreißend im Duett mit Peter Gabriel. Doch der Bush-Kult lebt. Ihre Hommage an die Dichterin Emiliy Bronte ist ein Dauerbrenner. Wuthering Heights, auf deutsch Sturmhöhe, zählt im Netz fast 22 Millionen Klicks. Vor allem weibliche Fans huldigen der Waldfee in roten Strümpfen. Wuthering Heights war 1978 das Debut von Kate Bush. Der erste kommerziell erfolgreiche Song des Pops, komponiert und interpretiert ausschließlich von einer Frau. In ihrem Lied erzählt Kate

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Lieber Luther

Am Anfang waren viele Worte – auf Deutsch. Die Bibel. Und dann?  Aufbruch. Reformation. Religionskriege. Staatsdoktrin. Im Gepäck: Deutsche Tugenden wie Arbeit, Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit. Deutschland wurde so protestantisch geprägt wie kaum ein anderes Land der Erde. Und heute? Lutherland ist abgebrannt. Es gibt kaum eine Region in der Welt, die so vollumfänglich säkularisiert – sprich: entkirchlicht – wurde wie Luthers Heimat zwischen Eisenach und Wittenberg. Kirche, was war das noch? Dennoch hat dieser aufbrausende gottesfürchtige Bibel-Mann aus Eisleben, der an Hexen glaubte, die deutsche DNA geprägt wie kein anderer. Bis heute. Die Deutschen sind fleißig, sparsam und obrigkeitsgläubig. Sie sparen wie die Weltmeister, kaufen keine Aktien, sind Überstunden-Rekordhalter, verfügen über

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Zukunft Heimat

Endlich Sommer. Raus aufs Land. Nur weg aus den Städten, die nerven. Sie sind heiß, hektisch, autistisch. Die Sehnsucht nach der heilen Welt ist längst zu einem Milliardengeschäft geworden. Magazine wie „Landlust“ fahren Auflagenrekorde ein. Dabei zeigen sie das Landleben ähnlich realitätsnah wie der „Playboy“ Frauen, so Barbara Schaefer und Katja Trippel in ihrem Buch „Stadtlust“. Auch Menschen auf dem Land hätten stressige Jobs und Zukunftsängste. Bloß nichts, was sie davon ablenke: keine Theater, keine Kinos, keine Bars. In der Lifestyle-Landleben-Literatur ist davon nichts zu lesen. Nur glückliche Kühe, die hinterm Kräutergarten auf sattgrünen Wiesen wiederkäuen.   Mega-Trend Landliebe. Früher war das platte Land einfach nur eine gefahrvolle und „wüste

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Wo der Zauber zuhause ist

„Psst! Seien Sie bitte leise, hier wird Theater gespielt.“ Der große kräftige Manager am Eingang der Gemeindehalle versperrt freundlich, aber bestimmt den Weg. Wir haben zu spät von der Aufführung erfahren, betteln um Einlass. Wir wollen unbedingt sehen, wie der Milchwald in Dylan Thomas Heimat gespielt wird. Plötzlich erbarmt sich der Mann und öffnet doch noch die Tür. Der Saal ist völlig überfüllt, es riecht nach Lampenfieber, Schweiß und Aufregung. Das Stück liegt in den letzten Zügen, auf der Bühne heißt es bald: es wird dunkel in der bibelschwarzen Nacht von … Laugharne. Schlussapplaus brandet auf, der Saal tobt, die Schauspieler sind glücklich, der Regisseur, ein BBC-Mann, eilt auf die

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Mein Smartphone, mon amour

Ganz ehrlich! Es geht einfach nicht mehr ohne. Nur mit meinem kleinen Freund fühle ich mich sicher, lebendig, überlebensfähig. Mein verlängerter Arm. Mein Hirn. Meine Augen, Ohren, Stimme. Mein Verlangen ist grenzenlos, meine Leidenschaft unstillbar. Das kleine Teilchen ist ein unfassbares Glück. Es wiegt nicht viel, passt in jede Tasche, begleitet mich von früh bis tief in die Nacht. Es zeigt mir die Welt, ich halte sie fest in den Händen. Ein Blick reicht. Über zweieinhalbtausend Mal berühre ich Dich täglich. Mal zärtlich, mal fordernd, mal ängstlich, mal wütend. So streichle, wische, drücke ich Dich – meine große Liebe – mein geliebt-gehasstes Smartphone. Das Zauberding kann alles, außer Kaffee kochen.

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Der Blick des Nachbarn

In der Vergangenheit war die Zukunft auch schon mal besser. Bunter. Vielversprechender. Das kann erfahren, wer bereit ist, unvoreingenommen über den Gartenzaun zu schauen. Zum Beispiel nach Prag oder auch nach Bratislava. Tschechische und slowakische Fotografen schätzen die Momente, die das Leben ausmachen. Meist in Schwarz-Weiß. Als lieferten sie die Bilder für Milan Kunderas unübertroffenen Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. So entstehen Bilder in einem steten Wechsel aus Lebenslust und Melancholie. Motto: Wer mit dem Tod über das Leben verhandelt, der muss stark sein. Eine neue Ausstellung im Tschechischen Zentrum in der Berliner Wilhelmstraße zeigt eine Auswahl der besten Aufnahmen der letzten zwanzig Jahre aus dem Land der Schwejks

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Strahlende Zukunft

„Wir sind die Schmuddelkinder der Nation“, sagt Jörg Möller. Der kräftige Mann lacht. Er ist einer, der in sich ruht: Ingenieur. Kraftwerker. Hobby-Historiker. Einst hat er die leuchtende Zukunft mitorganisiert. Strom aus der Steckdose. Angetrieben von der ungeheuren Energie der Atome. Seit 25 Jahren demontiert, zerlegt und verschrottet er seinen eigenen Arbeitsplatz. Möller ist zuständig für die verstrahlten Hinterlassenschaften eines Atomkraftwerkes. Ganz genau für die des Kernkraftwerkes „Bruno Leuschner“ in Rheinsberg.   Das erste funktionierende AKW in Deutschland ging im Mai 1966 im Osten der Republik ans Netz. In der kleinen DDR. Ein großer Triumph für die Genossen. Ein knappes halbes Jahr später zog der Westen mit dem KKW Gundremmingen

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Johanssons Welt

Es ist eine fabelhafte Welt, die er zu erschaffen imstande ist. Es ist eine Welt, in der mit den Grenzen der Realität gespielt wird, bis sie leicht und elegant überschritten werden. So entstehen neue Räume, Szenen, Situationen. Der Mann greift nicht Momente auf, heißt es über ihn, er setzt Ideen um. Und wie! Die Rede ist von Erik Johansson, einem schwedischen Grafikdesigner. „Die einzige Sache, die uns begrenzt, ist unsere eigene Phantasie“, lautet sein Motto. Johansson ist ein wahrer Tüftler, geduldig und mit langem Atem. Einer, der geradezu genial die Grenzen unserer Vorstellungskraft austestet. Der Stockholmer Künstler arbeitet mittlerweile in Prag, nachdem ihn Berlin nicht mehr inspirieren konnte. Johanssons Welt

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Der kleine Unterschied

Ost trifft West. Zwei Kulturen, eine gemeinsame Sprache? Von wegen. Aber: eine spannende Beziehungskiste. Yang Liu ist in Peking geboren und aufgewachsen. Als sie dreizehn war, zog sie 1990 mit ihren Eltern nach Berlin. Ein echter Kulturschock. Sprache, Sitten, Einstellungen, Umgangsformen – alles änderte sich auf einen Schlag. Das volle Programm. Sauerkraut statt scharfer Nudelsuppe. Yang Liu schaute von nun an sehr genau auf die kleinen und großen Unterschiede zwischen westlichen Europäern und fernöstlichen Chinesen. Sie verglich Kartoffeln mit Reis, Äpfel mit Birnen, deutsche Pünktlichkeit mit chinesischer Lautstärke. Ihre Anregungen und Antworten suchte und fand sie gleich vor der Haustür, im Alltag: Ost trifft West. In einfachen Piktogrammen erklärt die

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