Category : aktuelles

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Thank you for travelling

Geschafft. Endlich zuhause. Mit exakt 84 Minuten Verspätung von Hamburg nach Berlin. „Sänk yu for träveling with Deutsche Bahn“, trö(s)tet die Stimme aus dem knarzenden Bord-Lautsprecher. Egal. Hauptsache angekommen. In den letzten Wochen bin ich viel gereist. Kreuz und quer durch Deutschland. Berlin, Hamburg, Stuttgart, Leipzig, Jena, Bodensee. Ein Genuss in vollen Zügen. Die Bahn mein Freund und Helfer. Halleluja!  Ich gehöre zu den rund 155 Millionen ICE-Reisenden in diesem Jahr. Ich bin Teil der Verkehrswende. – Und? Es ist auf jeden Fall nie langweilig. Ich habe viel gesehen, noch mehr erlebt, mehr als einmal gestaunt und mich manches Mal geärgert. Bereits die Abreise ist ein Abenteuer. Warten am vollen

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Landschaft mit Sonn(e)

So. Sonn. Sonne. Sonnenblumen. Kein anderer Künstler hat die sommerlich, leuchtenden Sonnenblumenfelder magischer ins Bild gesetzt als Vincent van Gogh (1853 – 1890). Der Maler wäre heute ein Popstar. Er schuf in seinen zehn produktiven Jahren etwa 800 Gemälde aus 1.100 Arbeiten auf Papier. Zu Lebzeiten verkaufte er kaum ein Bild. Er quälte sich durch Sinn- und Schaffenskrisen, bis er schließlich seinem Leben mit 37 Jahren auf einem Feld ein selbstbestimmtes Ende setzte. Van Gogh: „Ich kann die Tatsache nicht ändern, dass sich meine Bilder nicht verkaufen. Aber die Zeit wird kommen, in der die Menschen erkennen werden, dass sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe, die

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Fegefeuer der Eitelkeiten

Was muss, was sollte privat bleiben? Gelten für den internen Verkehr von Personen des öffentlichen Lebens eigene Regeln? Menschen mit großem Geld, großer Macht und noch größerem Ego.  Beim aktuellen Gemetzel im Hause Springer scheinen viele Sicherungen durchzuknallen. Kündigt sich ein großes Fegefeuer an? Holen Mathias Döpfner die Geister ein, die er anheuerte oder feuerte? Der 60-jährige studierte Musikwissenschaftler inszeniert sich gerne als Feingeist. Motto: das Einzige, was zählt, seien Kunst und Liebe. Aber er kann auch anders. Der milliardenschwere Springer-Chef laut „Zeit“:  „Mein Kompass geht so: Menschenrechte – keine Kompromisse. Rechtsstaat – zero tolerance und alles für die reine Lehre. Lebensstil ((was Ficken und solche Sachen betrifft – Fritz

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„Morgens um vier“

„Still ist die Stadt, die Straßen sind leer. Müde und wach morgens um vier“. Plötzlich setzt die Trompete ein. Sven Regener bläst gegen den Frust morgens um vier an. Ach! Ja. Wie immer? Genau. Element of Crime hat das fünfzehnte Studioalbum veröffentlicht. Krieg, Krise, Klimawandel, hilflose, überforderte Eliten? Lösungen? – Pustekuchen. Alles wankt, nur eines bleibt. Element of Crime. Dieser sehr spezielle Mix aus verregnetem Sonntagmittag, Langeweile, Liebesschmerz, Einsamkeit und Sehnsucht. Was die Babyboomer-Band von vielen anderen Combos im fortgeschrittenen Alter unterscheidet, sind ihre Texte mit Sinn für Romantik und Melancholie, gewürzt mit einem Grundgefühl von Gelassenheit und Ironie. Sinnfrei wie tiefschürfend. Augenzwinkernd wie treffend: „Du bist das Monster, ich

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Beste Freundin

Hallöchen! Kennst Du Jessie Weiß? Wen? Jessie! Nie gehört! – Dann gehörst du zu den Gruftis. Willkommen bei den Uhus, den Unter-Hundertjährigen, den Babyboomern mit Rentenzukunft! Bei den meisten Bivis, den Bis-Vierzigjährigen ist Jessie Weiß eine bekannte Größe. Die Frau bringt täglich „Liebe in Deinen Posteingang“. Jessie hilft dein Leben zu organisieren. Schöne Fotos in Pastell, noch mehr Style, stets up-to-date. Die 36-jährige Jessie ist Deutschlands erfolgreichste Mode-Influencerin. Jessie lebt den Traum Von-der-Tellerwäscherin-zur-Millionärin. Ein Kind des Instagram-Jahrhunderts. Jessie ist Bloggerin, Chefredakteurin, perfekte Mutter, gestylte Lebensgefährtin, souverän in allen Lebenslagen. Eine Frau, die Tipps gewinnbringend verlinkt. Mittlerweile ist das Prenzlauer-Berg-IT-Girl Bauherrin. Nun also Home Suite Home. Der Nestbau wird die nächste

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Herbert, der Träumer

Auf zu Grönemeyer! Einladung zur Premiere: „Das ist los“! Der Hauseingang in der Berliner Kantstraße ist unscheinbar. Nichts Besonderes. Nach der Einlasskontrolle erreicht man eine Art Gefängnishof. Hier begrüßt Herberts Hofstaat Besucher mit einem Covid-Testpäckchen. Stäbchen in die Nase, dreimal rühren, tröpfeln, warten. Hurra. Negativ! Auf zum Listening. Der Star des Abends kommt, wird an eine Mauer gestellt. Kameraleute und Fotografen machen ihre Bilder. Der blondtoupierte Herbert ganz in Schwarz posiert. 18 Millionen verkaufte Platten. 40 Jahre Bühnenpräsenz. No Business like Show-Business. Was aber war vor Herbert G. in diesem seltsamen Hinterhof? – Ein Frauengefängnis, raunt jemand. Heute ein vornehmes Hotel. Google meldet: Einst 77 Zellen, sechs Quadratmeter groß, jeweils

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Israel: Putsch oder Paranoia?

„Achtung, Oberlehrer!“ In Fragen wie Menschenrechte, Klimawandel oder gesunde Ernährung schwingen wir Deutschen gerne den Zeigefinger. „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.“ Diese Moral-Keule kommt keineswegs überall gut an. Siehe Katar, Polen oder … Israel. Israelkritik? Schwierig. Der deutsche Stresstest schlechthin. Wer wie ich in Israel war, ist von diesem kleinen Land mit der großen Geschichte fasziniert wie verwirrt zugleich. Jerusalem, Klagemauer, al Aksa-Moschee, Grabeskirche, Yad Vashem. Bethlehem, See Genezareth, Tel Aviv, Checkpoints, Mauern, Ramallah, Gaza. Auf engstem Raum knallen Glaube, Liebe, Hoffnung aufeinander, duellieren sich Ressentiments und blanker Hass. Als ich mit einer deutschen Gruppe die Gedenkstätte Yad Vashem verließ, sagte unser israelischer Reiseleiter: „Ihren Schäferhund haben sie

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Tacheles reden

Tacheles kann viel bedeuten. In Berlin ploppt bei Google „ein einzigartiges Objekt an einem der begehrtesten Standorte Europas“ auf. Mitten in der Hauptstadt. Ein Filetstück an der Friedrich-, Ecke Oranienburgerstraße. Auferstanden aus Ruinen lockt ein 23.000 Quadratmeter großes Prestigeprojekt für „gehobene Ansprüche“. Eines der luxuriösen Wohnhäuser, entworfen von renommierten Architekturbüros, nennt sich „Vert“. Französisch für grün. Das neue grüne Tacheles lässt keine Wünsche offen. In blumiger Maklerprosa heißt es: „Urbanes Lebensgefühl und Rückzug ins Apartment. Lässig und stilvoll lebt es sich in der von Herzog & de Meuron neu interpretierten Gründerzeitarchitektur“. Ein Werbefilmchen produziert fröhliche Momentaufnahmen vom sorgenfreien Luxusleben mit leckerem Kuchen, treuem Hundeblick und dynamischen Menschen. Sie trägt High

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Alles bleibt anders

Keine Sorge: Berlin bleibt sich treu. Die Hauptstadt liefert weiter Schlagzeilen, die blankes Erstaunen, Kopfschütteln oder Heiterkeit auslösen. Franziska Giffey, die nach der Pannenwahl in der Wiederholungswahl ihre Wiederwahl verpasst hat, bleibt trotz des Wahldebakels – schlechtestes Berliner SPD-Ergebnis aller Zeiten – voraussichtlich im Amt. Nicht als Regierende, vielmehr als Mitregierende in einer schwarz-roten Koalition. Die will gerne eine ganz Große sein, wird wohl aber eher eine halbstarke Regierungskoalition werden. Der wahrscheinliche, neue CDU/SPD-Senat vertritt 46,6% des Wählerwillens, wobei die größte Gruppe, die der Nichtwähler, gar nicht berücksichtigt ist. Doch das haben wir gelernt. Am Ende zählt nur eines: Mehrheit ist Mehrheit.     Was ist zu tun? Eine Menge.

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„Be a Mensch“

Sei ein Mensch, meinte einmal Hollywood-Regisseur Billy Wilder. Das zählt. Sonst nichts. So ein Mensch ist Ruth Weiss, 98 Jahre jung. Mit Kopfhörern und voller Elan gibt sie per skype ein Videointerview zum Reichstagsbrand. Ruth spricht ein wunderbares Thomas-Mann-Deutsch. Klar und deutlich, die Sprache ein wenig altmodisch, aber detailgenau und auf dem Punkt. Ihr Jahrhundertleben beginnt im Juli 1924. Das Elternhaus steht in Fürth, in der Theaterstraße. Die Eltern sind Kaufleute. Die kleine Ruth Löwenthal erlebt eine unbeschwerte Kindheit, wird mit „Wärme, Liebe und Geborgenheit“ groß, bis die Nazis an die Macht kommen. Da ist sie acht Jahre alt: „Ich ging um die Ecke, und da stand er vor mir,

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