Category : aktuelles

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Schlaflos in Pjöngjang (4)

3. Juni 2004  Premierenstimmung. Hektische Betriebsamkeit und eine Prise Aufgeregtheit. Der deutsche Lese-Saal soll heute im Kulturhaus Chollima offiziell eingeweiht werden. Das Protokoll ist streng. Die Funktionäre sind ein wenig nervös. Es ist heiß. Gegen die aufsteigende Hitze brummen zwei Aggregate an. Der neue Raum für Information, Kultur & Austausch hat sogar eine Klimaanlage, Made in Japan. An diesem Tag steht ein winziges Stück Weltpolitik auf dem Spielplan. Schauplatz: die ehemalige Rumpelkammer des nordkoreanischen Kulturinstituts. Nach 50 Jahren Kalter Krieg ist diese Eröffnung eine kleine Sensation. Die Bücher von Martin Walser, Christa Wolf, Ralph Giordano, Elfriede Jelinek sind ab sofort ausleihbar. Werke von Autoren und Schriftsteller kommen zum ersten Mal

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Schlaflos in Pjöngjang (3)

Die Welt taumelt am Rande einer Katastrophe schreibt der Spiegel. „Jeden Augenblick könnte der Atomkrieg ausbrechen“. Die Rede ist von Nordkorea. Viele Menschen fürchten, dass am anderen Ende der Welt plötzlich einer die Nerven verliert. Diktator Kim Jong-Un und US-Präsident Donald Trump belauern, provozieren und drohen sich bis ans Messer. Droht der große Knall? Sterben für Korea? Ich will lieber vom Leben erzählen. Vor über zehn Jahren hatte ich die einmalige Gelegenheit, das geschlossene System der Kim-Dynastie eine Woche lang zu besuchen. Als Mitglied einer deutschen Delegation unter Leitung der damaligen Präsidentin des Goethe-Instituts Jutta Limbach. Eine kluge und unbeugsame Frau, die vor einem Jahr verstorben ist und in diesen

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Schlaflos in Pjöngjang (2)

Die Welt taumelt am Rande einer Katastrophe schreibt der Spiegel. „Jeden Augenblick könnte der Atomkrieg ausbrechen“. Die Rede ist von Nordkorea. Viele Menschen fürchten, dass am anderen Ende der Welt plötzlich einer die Nerven verliert. Diktator Kim Jong-Un und US-Präsident Donald Trump belauern, provozieren und drohen sich bis ans Messer. Droht der große Knall? Sterben für Korea? Ich will lieber vom Leben erzählen. Vor über zehn Jahren hatte ich die einmalige Gelegenheit, das geschlossene System der Kim-Dynastie eine Woche lang zu besuchen. Als Mitglied einer deutschen Delegation unter Leitung der damaligen Präsidentin des Goethe-Instituts Jutta Limbach. Eine kluge und unbeugsame Frau, die vor einem Jahr verstorben ist und in diesen

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Hoch hinaus

„Solang ich klettern kann, solange ich Bücher schreiben kann, so lange bin ich jung.“ Zum Schluss wurden die Berge zu hoch. Die Knochen zu müde. Nur der Verstand blieb wach, fand keine Ruhe. Heiner Geißler. In einem seiner letzten Interviews vom Sommer erklärte er: „Die einzige Angst, die berechtigt ist, ist die vor dem Tod. Von hundert Leuten sterben hundert.“ Das Tröstliche: Sein Vermächtnis bleibt unsterblich. Wage zu denken. Nutze dein Leben. Gehe deinen eigenen Weg. Heiner Geißler durfte ich in den letzten Jahren näher kennenlernen. Es war ein Vergnügen ihn zu treffen. Er öffnete Türen, ließ Gedanken zu, auch wenn er manche für unausgereift hielt. Er selbst wurde im

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Der Schladi geht um

Alltag in einem Amt der Hauptstadt. Könnte auch woanders sein. Dienstag sind verlängerte Öffnungszeiten. Das ist im Behördenjargon der Schladi = der „Scheiß Lange Dienstag“. Gegen solche Zumutungen hilft nach Aussagen der zusammengesparten Mitarbeiterschaft nur die „Kuchenpause“. Sonst fällt der Zuckerspiegel, droht ein Burn-Out und am Ende geht gar nichts mehr. Ausweise verlängern? Auto ummelden? Hochzeit festlegen? Dafür braucht es viel Geduld und einen langen Atem. Ganz Berlin ist eine BER-Baustelle, die nie fertig wird. Ready to take off … für die nächste Verschiebung.     Wie wäre es mit dem Neubau einer Schule? Bildung ist wichtig, sagen alle. Kinder werden wieder in die Welt gesetzt, wie wir erfreut verzeichnen.

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Wut ist ein Geschenk

Er ging um neun Uhr abends zu Bett und stand um drei Uhr früh auf, um zu meditieren. Um fünf wurde gebetet. Danach ging es ans Tageswerk. Der disziplinierte Frühaufsteher war Anwalt, Pazifist, Publizist und Politiker. Sein Motto: „Die Kraft jedes Einzelnen kann die Welt ändern.“ Der Mann hieß Mahatma Gandhi. An die friedliche Veränderbarkeit der Welt glaubte er bis zu seinem gewaltsamen Tod. Gandhi starb 1948 beim Gebet – durch drei Schüsse eines Nationalisten.     Die Geschichte des schmächtigen Mannes, der nur 1 Meter 64 groß war, erzählt nun sein Enkel Arun. 1934 geboren, nannte er seinen berühmten Großvater nur Babuji. In elf Lektionen nähert sich Arun einem

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Stadt von morgen

Neu in Berlin? Auf Wohnungssuche? Viel Spaß. Der Traum von einer neuen Bleibe: Schwierig bis unbezahlbar. Eine Drei-Zimmer-Wohnung im Berliner Zentrum liegt bei 2.000 Euro. Busfahrer, Polizisten und Krankenschwestern sind ohne Chance. Ein WG-Zimmer für 650 Euro. Nur etwas für den Nachwuchs der Besserverdienenden. Wer ändert das? – Wir, versprechen die Parteien, dann wird´s besser.     Wenn Wohnen oder Kaufen in den Innenstädten zum Luxus wird. Dann ist Zeit über Alternativen nachzudenken. Wir blättern in Schriften und Archiven, finden diesen Aufruf: „Vorspruch. Unsere Städte sind für eine frühere Zeit und die damals gültigen Lebensbedingungen der Menschen gebaut. Mit der fortschreitenden Entwicklung unserer „technischen Welt“ stimmen unsere Städte dabei immer

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Oh wie schön …

Janosch. Das Leben ist so schön. Der Meister des heiteren Müßiggangs liebt seine Hängematte in seiner Finca auf Teneriffa. Mehr braucht es nicht im Leben. Der mittlerweile 86-jährige ist Kinderbuchautor. Romantiker. Weltverbesserer. Ein Mann der feinen Ironie. Und: Der Vater der Tigerente. „Scheiß Tigerente. Ich halte die für Kitsch“, antwortete Janosch einmal einer naseweißen Reporterin. Er hasst Interviews und Talkshows. „Die sind doch nur zum Lügen da“ warf er einmal bei einem seiner wenigen Auftritte in die Runde. Das Publikum tobte begeistert.     Geboren wurde er 1931 als Horst Eckert im schlesischen Dorf Hindenburg. Er selbst hatte als Kind eine schwierige Kindheit. Der Vater ein prügelnder Nazi. Krieg, Flucht,

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Guten Morgen, Berlin

„Guten Morgen!“ Er grüßt freundlich, wünscht einen guten Tag und lächelt auf seinem Stammplatz am Berliner Savignyplatz. Einer der vielen Bettler in der Hauptstadt. Die Menschen eilen an ihm vorbei durch die Passage von oder zur S-Bahn. Ich bleibe stehen, frage endlich einmal, wie er heißt. Zu oft habe ich ihn schon gesehen, ab und zu eine Münze in den Blechnapf geworfen, um dann weiter zu hasten. Gefragt hatte ich ihn noch nie. Der Mann antwortet. „Ciprian!“ – Mmh. Wie? – „Ciprian. Schöner Name. Kommt in meiner Heimat häufig vor“, sagt der Mann auf der Decke.     Heimat? Wo das sei, frage ich nach. „Rumänien.“ Jeden Morgen grüßt er

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Glückskind

„Der Mensch ist frei, und würd´ er in Köthen geboren“, spottete einst Heinrich Heine. Michael Naumann erblickte genau dort das Licht der Welt, in der verträumten Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Von Köthen zog er in die Welt hinaus. Er kam bis nach New York, als erfolgreicher Verleger. Oder ins Kanzleramt, als erster Kulturstaatsminister der Ära Gerhard Schröder. Nun hat er sein Leben aufgeschrieben. Keine Frage: Seine Memoiren sind nicht unbescheiden. Eine Berufskrankheit sei diese verdammte Eitelkeit, zwinkert er. Aber Naumann das Glückskind aus Köthen hat viel zu erzählen. Anekdotenreich, süffisant und so manches Mal mit überraschendem Mehrwert. Michael Naumann schlüpfte in seinen 75 Jahren in viele Rollen. Er war Journalist, Politikwissenschaftler,

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