Category : aktuelles

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Magische Momente

Eine Koreanerin in Europa. Eine von vielen. Fleißig, wohlerzogen, unscheinbar. Ihr Name: Youn Sun Nah. Die junge Frau soll in Paris französische Literatur studieren. Das wünschen sich die Eltern. Die Tochter aus Seoul pariert und parliert los. Doch vielmehr als die Sprache fasziniert sie das Leben und besonders europäische Musik. Savoir vivre. Nun will sie Klassischen Gesang studieren. Beethoven Chopin und Schubert, gerne auch Brel und Piaf. Der Dozent rät ab. Sie sei zu alt. Sie könne es ja mit Jazz und Chanson versuchen. Ein Glücksfall. Denn die 25-jährige Youn Sun Nah erobert eine Neue Welt – die des Jazz. Unbekümmert, konsequent und voller Energie. Eine Kostprobe aus Havanna 2017.

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Erzähl mir was

So dramatisch wie im Kino oder Fernsehen vollziehen sich große Veränderungen selten. Im richtigen Leben geschieht es eher beiläufig oder lakonisch. Hoffnungen und Enttäuschungen, Mut und Angst zeigen sich in den kleinen Geschichten. Das ist der wahre Lauf des Lebens.  Im Augenblick des Schreibens ringen Zweifel mit Fragen. Wen soll das interessieren? Habe ich wirklich mit allen Wichtigen gesprochen? Nichts vergessen oder übersehen? Porträts bedeuten: abwarten, beobachten, herumsitzen, zuhören, wirken lassen. Das Erlebte muss sich allmählich in einem Menschen verdichten. Jede Frage kann zur Zumutung werden. Manchmal bleibt einen Wimpernschlag lang unklar, ob mein Gegenüber wütend hinwirft oder mich innig umarmt. Spannende Menschen haben in ihrem Leben einen Wendepunkt. Ihre

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Briefe an den Feind

„Schimpfen ist der Stuhlgang der Seele“, notiert die Berliner Autorin Susanne Schädlich. Schimpfen verschafft ein wenig Luft. Mildert den Druck. Hate Speech heißt es heute in den digitalen Netzwerken. Im Kalten Krieg gab es kein Internet, aber „Briefe ohne Unterschrift“. Anonyme Botschaften, verschickt über Tarnadressen, später im Radio verlesen. Immer Freitagabends. Punkt Sieben. Stimmungsberichte aus der Zone, wie die DDR damals noch hieß. Briefe an den Feindsender BBC. Susanne Schädlich ist tief in alte Archive abgetaucht. Die Journalistin hat in Reading, im Vereinten Königreich wahre Schätze entdeckt und jetzt veröffentlicht. Zehntausende Briefe aus der frühen DDR. Die abgefangene Post hingegen verschwand nach der Wende im Stasi-Unterlagen-Archiv. Allein im Bezirk Rostock

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Wer scheitert, kommt ins Museum

Scheitern als Chance. Ein geflügeltes Wort. Flott dahinfabuliert. Aber wer fällt schon gerne auf den Allerwertesten? Nach allen Anstrengungen, Mühen und Kämpfen. Ein Haus in Helsingborg macht das Scheitern ab sofort museumsreif. Das Museum der Fehler – The Museum of Failure – hat seit Anfang Juni seine Tore geöffnet. Es setzt Fehlern und Irrtümern ein Denkmal. Die Cola mit Kaffeegeschmack. Kugelschreiber – in Pink – nur für Frauen. Ein Brettspiel aus den achtziger Jahren. „Trump, the Game“. Alles Flops, Ladenhüter, Nieten. Umsonst und vergeblich.     Museumsdirektor Samuel West hat in seinem schwedischen Museum insgesamt siebzig Exponate ausgewählt. Sein funkelnagelneues Haus ist klein, aber fein. Die einfache aber geniale Idee:

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Bissige Welpen

Snarky Puppy. Fusionsjazz vom Feinsten. Ein Tornado aus Texas. Talentschmiede für junge Musiker und Sängerinnen. Snarky Puppy ist ein doppelsinniges Wortspiel. Es kann bissige oder sarkastische Welpen bedeuten. Vom Kopf bis zum Hintern will die Band wirken. Das gelingt ihnen zu einhundert Prozent. Mit starken Bläsersätzen, treibenden Rhythmen und einer optimistisch-fröhlichen Grundhaltung. Tanzbare Musik – für Kopf, Seele und Bauch.     Das Jazzer-Kollektiv aus den USA ist dem Bassisten und Komponisten Michael League zu verdanken. Aus einer Uni-Garagenband entwickelte der Tüftler Anfang der Nuller-Jahre ein Bigband-Konzept mit ständig wechselnden Musikern, Sängerinnen und Sängern. Mindestens vierzig Musiker gaben Snarky Puppy bereits ihre Energie. Jede Konzerttournee bringt eine neue Besetzung hervor.

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Vom Berliner Unwillen

Jetzt kommt das Freiheits- und Einheitsdenkmal doch. Im Volksmund nur Einheitswippe genannt. Es ist der dritte Anlauf des Bundestages. Oder kippt die Wippe vielleicht doch noch? Das neue begehbare Denkmal soll das Schloss schmücken. Das Schloss heißt übrigens auch nicht Schloss, sondern Humboldtforum. 2019 soll der Neo-Preußen-Palast eingeweiht werden. Auf leisen Sohlen schleicht die politische Elite um den kolossalen Neubau. Nur in keine Fettnäpfchen stolpern. Kein Desaster wie beim Hauptstadtflughafen produzieren. Längst heißt es: Berlin kann alles – außer Bauen.     Der zähe Ehrgeiz der Macher gilt der besten Adresse Berlins. Schlossplatz 1. Einige Jahrzehnte lang hieß der zentrale Ort der Stadt Marx-Engels-Platz. Was auffällt: Planer und Verantwortliche drängt

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Geld oder Leben!

Der Mann ist einunddreißig Jahre alt. Frisch verheiratet. Nachwuchs ist unterwegs. Die Miete in Berlin-Mitte ist hoch. Sehr hoch. Der Job dürftig entlohnt. Einnahmen nach Auftragslage. Woher die Miete nehmen, wenn nicht stehlen? Der Besitzer drängt. Der junge Mann sucht in seiner Not einen Untermieter. „Stube und Kammer für fünf bis sieben Taler.“ Den Mittagstisch für „höchstens fünf Silbergroschen“. Spätestens jetzt wird klar. Diese Geschichte ist zwar hoch aktuell, doch fast 200 Jahre alt. Der klamme Mieter ist der junge Theodor Fontane. Wir schreiben das Jahr 1851. Der freie Schriftsteller weiß nicht, wie er seine geräumige Wohnung in der Luisenstraße 35 bezahlen soll. „La bourse ou la vie! klagt der

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Ein einziger Satz

Manchmal reicht ein Gedanke, um ein Leben komplett zu verändern. Herbst 1943. Die Kaminrunde trifft sich immer mittwochs im Schloss Teutschenthal unweit von Halle/Saale. Gedankenaustausch bei Cognac und Gebäck. Es gilt das freie Wort. Mit dabei Unternehmer, ein Chefarzt, ein Oberbürgermeister. Gastgeber ist der Zuckerbaron Carl Wentzel. Herr über 44.000 Beschäftigte. Die Kriegslage hat sich seit Stalingrad verschlechtert. Wentzel lässt einen Satz fallen: „Es muss sich doch ein deutscher Offizier finden, der das Problem Hitler löst.“     Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 geht alles ganz schnell. Großagrarier Wentzel wird anonym angezeigt, festgenommen, vor Freislers Volksgerichthof gestellt und „wegen Hochverrat“ in Plötzensee enthauptet. Seine Asche wird

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Ein Jahrhundert-Kennedy

John war das Zweite von neun Kindern des Kennedy-Clans. Schon als Baby nannten sie ihn Jack. Wie kein anderer verkörperte John F. Kennedy die Hoffnung für Abermillionen von Amerikanern vom Aufstieg durch Leistung. JFK lebte diesen amerikanischen Traum: Jeder, der überdurchschnittlich begabt und motiviert ist, könne es zu Reichtum und Ruhm bringen. So stand er für das “andere, das bessere Amerika“. Auch wenn sein Leben ein unvollendetes Versprechen blieb. Vor einhundert Jahren am 29. Mai 1917 wurde der stets strahlende Politiker in Massachusetts geboren. Was die wenigsten wissen: Der Führer der freien Welt war eine wandelnde Apotheke. Bereits mit dreizehn rebellierten bei ihm Magen und Darm. Als siebzehnjähriger Teenager laborierte

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Die Schönheit der Lüge

Ohne Lüge geht nichts. Nicht in der Politik, in der Familie, im Alltag. Lügen ist der wirksamste Schutz, wenn es eng wird. Familien und Partnerschaften wären dem Untergang geweiht, gäbe es keine Lüge. Das gilt genauso für Beruf, Politik oder Staaten. Eine Welt ohne Lügen gibt es nicht. Dumm nur: Eine Welt, in der die Lüge hoffähig ist, müsste genauso untergehen. Es wäre gleichfalls die Hölle auf Erden. René Margritte hat dieses Spannungsfeld fasziniert. Der belgische Maler gilt als Meister des Surrealismus. Wahrheit und Lüge sind für ihn Materialien. Was ist Realität? Was sind Illusionen? Niemand weiß es. Es ist immer das, was wir am Ende glauben wollen. Die Welt

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