Category : aktuelles

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Der König von Korsika

Einmal König sein. Wenn auch nur für eine kurze Zeit? Auf der französischen Ferieninsel Korsika hatte sich der westfälische Baron Theodor von Neuhoff diesen Traum erfüllt.  Seine Herrschaft währte nur kurz. Sie dauerte nicht einmal sieben Monate. Aber der Baron, der sich bereits Lord von England oder Grande von Spanien nannte, hatte einen Plan. Er wollte den Korsen die Unabhängigkeit bringen, versprach die verfluchte Fremdherrschaft der Genuesen abzuschaffen. Das kam gut an. Wir schreiben das Jahr 1736. Theodor von Neuhoff landet in einem Phantasiekostüm an der korsischen Küste. Von Bord seines Schiffes lässt er einige Kanonen, 400 Gewehre  und Munition entladen. Dazu als weitere, nichtmilitärische Argumentationshilfe Gold, Geld und Getreide.

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Der letzte Vorhang

Vorhang zu. Aus und vorbei. In wenigen Tagen ist Schluss mit zwei Traditionsbühnen auf dem Kudamm. Die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm müssen schließen. Sie weichen einem neuen Shoppingcenter. Das Ende einer hundertjährigen Theatergeschichte. Ein russischer Investor an der Spitze eines verschachtelten Anlegerimperiums errichtet eine Luxusmeile. Einziger Kompromiss nach Protesten und zähen Verhandlungen: Im Keller entsteht ein kleines Ausweichquartier. Der Deal: Die Kosten für die künftig teure Miete soll am Ende der Senat, sprich der Steuerzahler übernehmen.     In der Hauptstadt wird derzeit gekauft, verkauft, abgerissen und neugebaut als müsse in wenigen Jahren das neue Rom entstehen. Eine Stadt im Gründerrausch. Besonders die Vorzeigemeile Kurfürstendamm ist im Visier.

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Is your fire still burning?

Er ist ein echter 68er. Jedenfalls den Lebensjahren nach. Im Herbst wird er 69. Bruce Frederic Joseph Springsteen. Ist nun Zeit für die verdiente Rocker-Rente? Oder hat die Zitrone noch Saft? Für seine Fans ist die Frage überflüssig wie ein Kropf. In dem Dokumentarstreifen „Springsteen and I“ erzählen Verehrer aus aller Welt in selbstgemachten Videos von ihrer  Beziehung zum „Boss“. Herausgekommen ist ein einziges Bewunderungswerk. Aber die Doku des Briten Baillie Walsh offenbart eine ganze Menge über unsere eigenen Sehnsüchte. Eine Truckerin betont, seine Songs vermittelten ihr, nicht die Reichen, sondern sie sei die Stütze des Landes. Eine ältere Dänin verfasst flammende Liebesschwüre. Bruce hätte ihr das Gefühl gegeben, er

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Flieg mit

„Wenn es dir mies geht, wenn du Hoffnung brauchst, folge diesem Lied“. Olivia Trummer sitzt am Flügel. Zierlich. Konzentriert. Dann legt sie los. Schwingt sich auf. Kontrabass und Schlagzeug steigen ein, geben dem Song Halt und Linie. Sinn und Form. Olivia Trummer präsentiert Lieder aus ihrem Album „Fly now“. Sie gilt als Geheimtipp und großes Talent des Jazz. Jung, neugierig, unaufgeregt. Cool im allerbesten Sinne. Die 31-jährige Pianistin, die viel jünger aussieht, stammt aus einer Stuttgarter Musikerfamilie. Insgesamt fünf Mal gewann sie den Wettbewerb „Jugend musiziert“. Sie studierte klassisches Klavier an der Musikhochschule Stuttgart, wechselte über den großen Teich nach New York. Sie lernte an der Manhattan School of Music.

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Verweile doch

„Das ist absolut cool“, ruft die junge Ausstellungmacherin ihrer Gruppe zu. Sie weist auf einen Grabstein für Graffiti-Kunst hin. Entworfen von einem Vertreter der sprühenden Branche. Ruhe sanft! Von wegen. Aus den Boxen in der Werkstatthalle dröhnen die Bässe. Der Rapper textet kraft seiner Verstärkung: „Baby, deine Augen sind es, die machen mich verrückt!“ Das Publikum wiegt im Rhythmus. Das Wegbier in der Hand. „Welcome to Wandelism“, willkommen zur schnellen Kunst mit Verfallsdatum. In einer stillgelegten Werkstatt ist der Wandel Berlins aus erster Hand zu besichtigen.     Die Hauptstadt wächst rasant. Überall neuer Beton, Glas und Stein. Wohnpaläste ragen in den Himmel. Die Freiflächen für Kunst und Kreativität schwinden.

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Zuhören

Wäre es möglich ein oder zwei dieser Menschen kennenzulernen? Meine Bitte geht an die Leiterin eines Sprach-Netzwerkes, von dem ich nichts wusste. Roswitha Keicher lacht. Sie ist die Chefin von mehr als 400 Übersetzern und Dolmetschern aus 41 Nationen. Sie nennt sie Mittler. In Heilbronn haben mehr als die Hälfte der Menschen einen Migrationshintergrund. Gebürtige Schwaben sind in der Minderheit. Heilbronn ist eine traditionsreiche und wohlhabende Stadt. In der Industriestadt im Südwesten leben heute 140 Nationen. Ein modernes Babylon.     Als wir im Heilbronner Rathaus eintreffen, ist die Überraschung perfekt. Dutzende Menschen versammeln sich. Von Minute zu Minute werden es mehr. Es sind überwiegend Frauen. Die Stimmung ist gelöst.

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Bezahlt wird nicht

Der Durchschnittspreis für eine reguläre Theaterkarte liegt in Deutschland derzeit zwischen 30 und 35 Euro. Die Häuser sind hochsubventioniert. Alles hat seinen Preis. Für Normalverdiener sind Tickets in der Regel bezahlbar. Für immer mehr Menschen jedoch nicht. Sie bleiben draußen vor der Tür. Für sie wird ein Konzert-, Opern- oder Theatererlebnis zum Luxus. Nun hilft eine Einrichtung, die größte Not zu lindern: Die Kultur-Tafel. Richtig gelesen. Auch Kultur kann ein Lebensmittel sein. Kultur kann verschenkt werden. Kulturtafeln gibt es mittlerweile in über sechzig deutschen Städten. Marburg war 2010 der Vorreiter.  In der Uni-Stadt als Kulturloge gegründet, funktioniert die Vermittlung wie die Lebensmittelhilfe. Theater, Konzert- und Opernhäuser stellen kostenlos nicht verkaufte

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Über richtiges Verhalten bei Weltuntergang

Atomschlag. Armageddon. Flüchtlingsströme. Börsenkrach. Schuldenkrise. Klimakollaps. Jüngstes Gericht. Egal, wie dickhäutig oder zartbesaitet der moderne Zeitgenosse ist: Der nächste Weltuntergang steht offenbar vor der Tür. Aber wann genau? Und wo? Wen trifft es? Welche Musik hört man dazu? Wie bereitet man sich vor? Kann man sich schützen? Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, abgekürzt BBK, empfiehlt offiziell und mit aller Dringlichkeit, Vorsorge zu treffen. Jetzt. Sofort. Ohne Ausreden. Wie wäre es mit einem Notkoffer? Ein Journalist der seriösen Zeit hat sich seine Überlebens-Kiste für alle Fälle schon gepackt. Was kommt rein? Ein Radio, empfiehlt er, das mit Batterie, Kurbel oder Solarzelle betrieben werden kann. Natürlich Kerzen, Decken, Reservebatterien. Dazu Konserven

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Bedingungsloses Höchsteinkommen?

Geld macht glücklich. Aber gibt es noch ein paar Dinge mehr im Leben? – Zum Beispiel die Carnegie-Hall in New York. Ein Konzertsaal der Extraklasse. Gestiftet von einem knorrigen Mitmenschen, der viel Geld und obendrein ein zündende Idee hatte. Er beschloss sein Vermögen mit anderen zu teilen. Sein Name: Andrew Carnegie. Sohn eines Webers. Schotte aus ärmlichen Verhältnissen. Er wanderte 1848 in die USA aus und wurde dort zum reichsten Mann seiner Zeit. Sein Vermögen machte er mit Stahl. In der Region Pittsburgh, heute Stammland der treuesten Trump-Wähler. Dort betrieb er mehrere hochrentable Werke. Der Eisenbahnbau ließ ihn unvorstellbar reich werden. Im Alter von 64 Jahren setzte sich der Stahl-Tycoon

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Von Hoffnungen und Pleiten

Aurel schlängelt sein Taxi sicher durch den ruppigen Verkehr von Bukarest. Wenn es sein muss, hupt er sich den Weg frei. Der kräftige Mann kennt sich aus. Wir fahren zum Haus der Presse. Ein riesiger Stalin-Bau nach Moskauer Vorbild. Dort soll einmal mein rumänischer Verlag gewesen sein. Aurel ist Anfang vierzig, wir kommen ins Gespräch. „Rumänien ist ganz großer Mist. Schrecklich.“ Er will weg. Warum? Aurel aktiviert seinen kleinen Bildschirm neben dem Taxameter, zeigt Familienfotos.     „Das ist mein Sohn Alexander, sieben Jahre alt“, erklärt er stolz. „Zweite Klasse.“ – Wo ist seine Frau? Seine Miene verdunkelt sich. – „Sie arbeitet in Germania.“ In Meiningen, erfahre ich, in Thüringen.

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