Zimmer frei
Anfang 1990. Ein Mecklenburger steht am Gartentor. Zigarillo im Mund. Er fixiert den Fotografen. Auf den ersten Blick wirkt der Mann misstrauisch-skeptisch. Dabei versprechen seine Schilder das pure Gegenteil: Gastfreundschaft und ein warmes Bett. „BRD-Bürger. Übernachtung kostenlos.“ Dreißig Jahre später lächeln wir über seine Offerte. Beim Nachdenken spüren wir wie sich die Zeiten geändert haben. Ob jemals ein Bürger aus der BRD das Angebot angenommen hat, wissen wir nicht. Was heute dominiert, das wissen wir wohl. Geschäftssinn statt Gastfreundschaft. Fremdeln mit allem Fremden, so tickt der Zeitgeist. Zimmer frei? – Umsonst? – Für Fremde? – Wer ein Nachtquartier sucht, der bekommt es heute nur für Zahlung im Voraus. Dreißig Jahre