Category : aktuelles

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Ball im Korb

Was geschieht, wenn zwei Außenseiter aufeinandertreffen? Wenn ein schwarzer Lulatsch in eine traditionsreiche aber verschlafene Unistadt zieht, um dort mit seinem Talent eine Randsportart nach vorne zu bringen? Dann kann sich eine gute Geschichte entspinnen. Im Glücksfall sogar ein richtig toller Wurf. In diesem Fall hat der Ball in den Korb gefunden. Es geht um „Deutschland für eine Saison. Die wahre Geschichte des Wilbert Olinde Jr.“ Dieses Buch erzählt von einem deutschen Basketball-Märchen, das bis heute anhält. Autor Christoph Ribbat, ein Anglistik-Professor, ist eine beeindruckende Nahaufnahme der Göttinger Basketball-Legende Wilbert Olinde gelungen. Ende der siebziger Jahre war Wilbert einer der ersten schwarzen Profis in der provinziellen deutschen Bundesliga. Für eine

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Über den Wolken

Weihnachtsfeier der Ehrenamtlichen in einem Berliner Krankenhaus. Es gibt Kekse, Glühwein und gemütliches Beisammensein. Die meisten in der Runde gehören zur Generation der Baby-Boomer. Geboren in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Kinder des Wirtschaftswunders. Am Ende wird ein Text verteilt, dann gesungen. Es ist ein altes Lied von Reinhard Mey. Es heißt: „Ich denk`, es war ein gutes Jahr.“ Ein Raunen geht durch die Runde. Zustimmung. Freude. Alle singen mit. Der Liedermacher ist hier bekannt und beliebt.                                              „Ich denk`, es war ein gutes Jahr.“ Du kommst, den Arm um mich zu legen, Streichst mit den Fingern durch mein Haar: „Denk` dran, den Holzscheit

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Babylon Berlin – Dan, Silvio, Mike und all die anderen

Jeder ist seines Glückes Schmied, heißt es. An einer Häuserwand hängt ein Plakat: „Grundeinkommen für alle“.  An einem Hauseingang reden zwei Rollator-Alte über Rüpel-Radler auf Gehwegen und die Wucht von Schlaganfällen. Während sie Krankenberichte austauschen, beobachten sie junge Eltern, die wiederum ihre Fahrradhelm-bewehrten Sprösslinge beaufsichtigen. Die kleine Parkanlage in Berlins Mitte ist eine Oase. Und eine Art Volksbühne. Freier Eintritt. Schauspieler, Inszenierungen und Publikum wechseln. Ein Kommen und Gehen. Ein Passant, vielleicht Anfang vierzig, trägt seinen Rucksack fluchend zur Parkbank. Dort stellt er ihn umständlich ab, beginnt laut auf ihn einzureden. Es muss eine slawische Sprache sein. Ich vermute Polnisch. Aber klar wird, der Rucksack ist sein Gegner. Ist es

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Babylon Berlin – Uwe

„Um Berlin in seiner jetzigen Verfassung zu malen, müsste man den göttlichen Dante Alighieri bemühen, welcher die Hölle und das Fegefeuer zu schildern wusste.“ Dieser Satz ist gut hundert Jahre alt. Der Schriftsteller und Chronist Alfred Kerr notierte ihn 1896 und schilderte in einer Mischung aus Faszination und Entsetzen, wie sich die neue Hauptstadt häutete. Heute steht an den Häuserwänden: „Leute kauft Deckel! Die Welt ist bald im Eimer.“ Der nachfolgende Text stammt aus dem September 2017.     „95% der Obdachlosen sind an ihrem Schicksal selbst schuld“ erklärt Uwe. Der Mann mit dem Rauschebart sitzt im Schneidersitz vor der S-Bahnstation, solange Tageslicht ist. Er könnte jederzeit bei einem Karl

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Brief an die Kanzlerin

Sei niemals Opfer! Eine Binsenweisheit. Wer das Pech hatte, einmal zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, muss in Windeseile begreifen: Nichts ist mehr wie es war. Im Alltag wird es schwer, aufrecht und weiter unbeschwert durchs Leben zu gehen. Am 19. Dezember 2016 traf ein LKW die Besucher des Weihnachtsmarktes an der Berliner Gedächtniskirche ungebremst, ohne Rücksicht auf Herkunft, Alter und Geschlecht. Der Todesfahrer spielte Roulette. Es war ein Akt der Willkür. Ein zutiefst feiger Anschlag. Ein Jahr danach haben Angehörige und Überlebende einen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben. Dieser berichtet von unglaublichen Versäumnissen. Er erzählt von einer Eiseskälte, die einen frösteln lässt. Es lohnt sich, diesen Brief

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Babylon Berlin – U-Bahn-Gott

Die Bahn rumpelt Richtung Osten. Ein Sonnabend im Advent. Mittagszeit. Der Zug ist gut gefüllt. Ein beleibter Straßenmusiker entert den Wagen. Sofort legt er auf seiner Gitarre los. Er trällert ein amerikanisches Weihnachtslied. Die Fahrgäste lassen es über sich ergehen und ertragen seinen Vortrag teilnahmslos. Keiner schaut hin. Wie immer. Am Ende seines Liedes wünscht der Musiker mit britischem Akzent „Merry Christmas. Frohe Weihnachten. Salam Aleikum.“ Der Gitarrist zückt den Hut, um sein Honorar einzusammeln, als ein Mann mit Bart, Mitte dreißig, laut und deutlich ruft: „Du hast meinen Gott beleidigt.“ Für einen kurzen Moment herrscht so etwas wie Irritation im Abteil. „Mein Gott?“ Ich sitze mehrere Reihen entfernt. Anspannung

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Babylon Berlin – Kalle

Seit ein paar Jahren brummt es wieder im Viertel. Be Berlin. Die Immobilienkäufer fallen aus der ganzen Welt ein. Es sind Schweden, Spanier, Griechen, anyway. „Investieren Sie in die Zukunft! Die Gründerzeit ist zurück!“ Es gilt wieder als angesagt hier zu wohnen. Die Preise schnellen nach oben. Geld sucht optimale Optionen, vermehrt sich in Windeseile. Grundstücke verdoppeln binnen Jahresfrist ihren Wert. Wohnen wird zum Luxus. Schicke Apartments entstehen und stehen leer. An die Scheiben einer funkelnagelneuen Eigentumsresidenz – Motto „Verwirklichen Sie ihre Träume“ – hat ein Unbekannter mit knallroter Farbe gesprüht: „Suche Traumwohnung für unter 200 Euro im Monat.“ Am nächsten Morgen kommt die Polizei. Ein paar Tage später der

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Babylon Berlin – Ciprian

Berlin wächst. Jeder Jahr um die Größe einer deutschen Provinzstadt wie Pinneberg oder Pirmasens. Dabei scheint in der Hauptstadt – außer der großen Klappe – nichts so richtig zu funktionieren. Verstopfte Straßen, unbezahlbare Wohnungen, überforderte Behörden, kaputte Schulen, gigantische Großprojekte, die nicht fertig werden wollen. Der Flughafen BER ist bereits über zweitausend Tage im Rückstand. Nur noch Optimisten glauben an eine Eröffnung vor 2021. Berlin erlebt in diesen Tagen eine zweite Gründerzeit. Die 3.6 Millionen-Metropole ist ein nervöser Moloch – und doch wollen alle hin. Was sich geändert hat? – Täglich sehe ich in den Straßen Berlins  an fast jeder Ecke, auf Plätzen, vor U- oder S-Bahnhöfen mehr Not, Elend

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Babylon Berlin

Unsere Vorstellung vom Berlin der zwanziger Jahre, von den Golden Twenties, ist eine schicke Sehnsuchtsprojektion. Die TV-Serie Babylon Berlin bedient diese fiebrige Endzeitstimmung, den Tanz auf dem Vulkan. Erzählt wird von einem Sündenbabel, einem Chicago an der Spree mit Sex, Drogen, Mord und Gewalt. Mehr Grusel-Marketing geht nicht: „Revolution. Korruption. Prostitution.“ Auf der Coach mit der Fernbedienung in der Hand lässt sich solch ein Event genüsslich goutieren: Wie bescheuert waren die Menschen damals?   https://youtu.be/SBgAlOb2niY   Heute geht es der großen Mehrheit materiell unendlich viel besser als vor neunzig Jahren. Doch der Zeitgeist weht wieder streng in Richtung Überlebenskampf. Entertainment und gutes Leben für die Schönen und Reichen. Der Rest

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Der Lamborghini des Papstes

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Der Sportwagenhersteller Lamborghini wollte Papst Franziskus eine große Freude machen. Ganz nebenbei noch einen gewissen PR-Effekt erzielen und das eigene Image aufpolieren. Der italienischen Autobauer überreichte daher in diesen Tagen dem obersten Kirchenvertreter eine funkelnagelneue schneeweiße Extraanfertigung des Hurucan. Wert: gut 183.000 Euro. Franziskus segnete und signierte die vierrädrige Rakete mit Straßenzulassung. Das könnte für weitere Wertsteigerungen sorgen. Nur: Was soll der Papst mit einem 325 Kilometer schnellen Zweisitzer anfangen? An den Gläubigen vorbeiheizen?     Keine Frage: Viele Vorsteher und Chefs nichtkirchlicher Organisationen können sich jederzeit mehrere Lamborghinis leisten. Die Explosion ihrer Gehälter und Provisionen hat längst die Beschleunigungswerte des 610-PS-Boliden Hurucan übertroffen. In

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