Category : aktuelles

Halleluja

„Es ist ein guter Song, aber er wird von zu vielen Leuten gesungen“, sagte einmal Leonard Cohen. Allerdings verspüre er ein gewisses Gefühl von Genugtuung, weil er sich genau daran erinnern könne, dass seine US-Plattenfirma den Song nicht veröffentlichen wollte. „Sie dachten, er sei nicht gut genug.“ Nachdem der kanadische Singer-Songwriter Leonard Cohen (1934-2016) seinen Jahrhundertsong 1984 veröffentlichte, sind viele hundert Cover- oder Instrumentalversionen erschienen. Die bekanntesten Halleluja-Covers kommen von Jeff Buckley, Rufus Wainwright und der A-Capella-Formation Pentatonix. Zu den zahllosen Musikern, die Halleluja in ihr Repertoire aufnahmen, gehören Annie Lennox, Sheryl Crow, Willie Nelson, Bon Jovi, Wir sind Helden, Paramore, Bono, Popa Chubby, Amy Macdonald, Lindi Ortega, Kinderstar Nora

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Pulverfass Beirut

Rumms machte es, als 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat Anfang August 2020 in Beirut in die Luft flogen. Die Detonationswolke erinnerte viele an die erste Nuklearexplosion von Hiroshima, fast auf den Tag genau vor 75 Jahren. Apokalypse Beirut. Die Detonation war ein wirtschaftlicher, politischer und moralischer Super-GAU. Nach wie vor sind rund 300.000 Menschen obdachlos – in einem Staat, der längst dem Abgrund entgegentaumelt.  Warlords und räuberische Kaufleute regieren mit eiserner Hand das einst blühende Land im Nahen Osten. Jahrzehntelanger Bürgerkrieg, Korruption und Wirtschaftskrisen nehmen dem  Libanon jede Luft zum Atmen. Als „Krönung“ nun die apokalyptische Explosion in Halle 12, wahrscheinlich Folge unglaublicher Schlamperei. Der Hafen von Beirut ist der „Ground Zero“

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„Und die Eselin sah den Engel“

Luft zum Atmen. Das ist wichtig für jeden einzelnen von uns. Egal wann, egal wo. Ob für die Kassiererin bei Lidl oder den Pfleger im Heim. Ob für den Zuwanderer aus Damaskus oder die Künstlerin in ihrer Kreativwerkstatt. Frei zu denken, frei zu reden, frei zu handeln. Frische Luft ist besonders wichtig in aufgeladenen Corona-Zeiten wie diesen. Wer will schon künstlich beatmet werden? Ein neues Phänomen zieht derzeit Kreise, das freiem Denken die Luft zum Atmen nimmt. Der Zeitgeist taufte es Cancel Culture. Was ist das? Wohin führt das? „Cancel Culture“ ist ein Internet-Phänomen. Problematische oder missliebige Äußerungen werden via Twitter oder Facebook – oder was auch immer – kritisiert

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Mit dem Kopf durch die Wand

Wozu sind Menschen fähig? Wann verweigern sie sich? Eine alte Formel sagt: Vierzig Jahre Machterhalt sind ein einigermaßen verlässlicher Richtwert. Vierzig Jahre brauchte es, bis Moses sein Volk ins Gelobte Land führen konnte. Vierzig Jahre hielt das DDR-Versprechen einer neuen Gesellschaft, bis sie zusammenbrach. Seit über dreißig Jahren regieren die neuen Masters of the Universe. Die gutverdienenden Piloten des Turbo-Kapitalismus. Die smarten Chefs von Amazon bis Google. Auch sie versprechen eine bessere Welt.     Die DDR sicherte ihr „Paradies“-Versprechen mit Hilfe von Mauern und einem hoch gerüsteten Apparat. In vierzig Jahren Grenze standen über 500.000 Deutsche in der Uniform der DDR-Grenztruppen. Wer waren diese Menschen? Wie denken Sie heute?

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„Halts Maul“

Unglaublich. Gleich drei hohe Richter sitzen auf der Anklagebank. Der König lässt die Kammergerichtsräte Ransleben, Friedel und Graun bei sich antreten, um ihnen im Berliner Schloß so richtig die Leviten zu lesen. Einer der Juristen verteidigt wortgewandt sein Tun. „Canaille, halts Maul!“, tobt der Herrscher, genannt der Alte Fritz oder auch Friedrich der Große. Wir schreiben den 11. Dezember 1779. An diesem Tag herrscht dicke Luft im Schoss. Preußen-König Friedrich II. beschuldigt die Herren Richter seinen Namen missbraucht zu haben. Er droht mit „Aufhängen lassen!“. Als Großkanzler von Fürst die Gerichtsräte verteidigen will, wirft ihn der König raus: „Marsch. Seine Stelle ist schon vergeben!“     Was war geschehen? Der

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Hellwach

Am 25. August 79 n.Chr. brach der Vesuv aus. Der Untergang von Pompeji war eine der großen Naturkatastrophen jener Epoche. Kurz zuvor hatte Plinius der Ältere die Legende vom wachsamen Kranich überliefert. Der Kern seiner Geschichte: Wenn der Wachkranich einschläft, während die anderen Kraniche vertrauensvoll ruhen, ruft ihn der fallende Stein zurück zur Pflicht. Die Menschen am Vesuv hörten den Stein nicht fallen. Plinius kam wie die allermeisten Bewohner von Pompeji ums Leben. Nur seine Geschichte vom Kranich hat überlebt. Der hellwache Kranich steht für die Sehnsucht vieler Menschen nach einem fürsorglichen Verhaltensideal und einer verantwortlichen Instanz. Im Mittelalter diente der Kranich mit dem Stein als Symbol der Caritas. Im

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Esbjörns Elevation

Wir leben in einer Welt, „in der ein falscher Tweet, ein falsches Wort sofort sanktioniert wird. Das führt bei vielen zu angstvollem Schweigen und gereinigter Sprache“. Das notiert die Schriftstellerin Eva Menasse. Ist das die Lage? Die einen fürchten sich vor Flüchtlingen, andere vor Corona, wiederum andere vor dem Internet. Der populäre Pranger. Unser Marktplatz für virtuelle Inquisition, Einschüchterung, Drohungen. Früher wurden Abweichler ans Kreuz genagelt oder verbrannt. Jesus, Jeanne d´Arc, Galileo Galilei… die Liste ließe sich beliebig verlängern. Natürlich alles im Namen der Moral und Reinheit der Lehre. Ich widerrufe. Anklage und Unterwerfung. Eine unheilige Tradition. Die Menschheitshoffnung des letzten Jahrhunderts – angetreten als Sozialismus – hat besonders bizarre

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Zugführer 1.Klasse

Vorsicht an der Bahnsteigkante! Martin Dibobe beherrschte diese Ansage aus dem Effeff. Zurückbleiben! Dann beschleunigte er seine Elektrische und fegte mit dem hochmodernen Zug über die Hochbahn zwischen Schlesischem Tor und Zoologischer Garten. U-Bahn-Linie 1. Etwas Neues, etwas Besonderes in Berlin. Zur News aber brachte es Martin Dibobe als „Neger-Zugführer“. So porträtierte ihn im Juli 1902 die Berliner Illustrierte Zeitung. Eine Sensation: Der erste Schwarzafrikaner als Zugführer 1. Klasse und Beamter auf Lebenszeit. Verheiratet mit der Tochter des Vermieters vom Prenzlauer Berg. Zwei Kinder.     „Durch Fleiß und einwandfreies Betragen habe ich mir eine Vertrauensstellung erworben“, sagte Martin Dibobe. Das kam im preußischen Kaiserreich bestens an. In einer aufregenden

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Marley auf Malta

Die Sonne knallt unerbittlich auf die kleine Felseninsel. Die Mauern glühen. Mittagszeit. Siesta. Niemand ist unterwegs in den Gassen von Valletta. Aus der Bar an der Ecke dröhnt der Meister. Bob Marley auf Malta. Could you be loved. Verdammt lang her. Sommer 1980. Als das Fernweh das Laufen lernte. Jedenfalls für mich. Mein erster Flug. Mit einer Linienmaschine von Air Malta direkt auf die winzige Insel umgeben vom Glitzern des blauen Mittelmeers. Sonne, Felsen, Meer. Wuchtige Kathedralen und stille Gassen. Linksverkehr und bunte Linienbusse. Fish and chips und der King of Reggae.     Und heute? Fern-Reisen ist nicht mehr. Oder noch nicht. Verreisen geht am besten im Kopf oder

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Die Hundertjährige hat Fieber

Seit Monaten darben Berlins Nachtschwärmer. Sie verzagen vor verschlossenen Clubtüren. Was völkische Nazis, sittenstrenge DDR-Funktionäre und selbst der Bombenhagel im letzten Krieg nicht schafften, gelingt diesem kleinen, fiesen Covid-19-Virus. Seit Monaten fallen die legendären Kreuzberger Nächte aus oder tummeln sich maximal virtuell im Netz. Abgesehen vielleicht von einigen heimlichen Treffs in illegalen Kaschemmen oder versteckten Hinterhöfen. Manche Clubs flüchten sich in sogenannte Watchparties. Sie heißen zum Beispiel YWO. Das Kürzel steht für Yes, we`re open. Trotz aller Verheißungen von interaktiven, digitalen Dancefloors: Anfassen ist nicht. Knutschen schon gar nicht. Tugendwächter mag diese Ruhe diebisch freuen. Berlins Clubleben liegt komplett darnieder. Online-Partys sind nun der letzte Notnagel im hauptstädtischen Nachtleben. Nächtliche

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